Tor Åge Bringsværd - Die Stadt der Metallvögel

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    Ich habe das norwegische Original unter dem Titel Ker Shus gelesen.


    In einer Welt, die aus drei Zonen besteht, leben die großen Völker der Felin, Kaan und Nag. Alle drei bewohnen die Dämmerungszone, den Streifen zwischen der Tagzone, in der unerträgliche Hitze alles Leben unmöglich macht und der Nachtzone, deren Kälte kein Leben zulässt. Einst, so erzählt man sich, habe sich die Welt gedreht und überall hätten sich Tag, Dämmerung ung Nacht stetig abgewechselt. Aber das ist doch nur ein Märchen, nicht wahr? Genauso wie die vielen Erzählungen über die Götter, die die drei Völker erschaffen haben sollen, oder?


    Kein Märchen aber, sondern grausame Wirklichkeit sind die Metallvögel, die manchmal wie aus dem Nichts auftauchen und Tiere und Menschen einfangen. Das weiß Rokam, der Haarlose, Er-der-seinen-Pelz-von-anderen-leihen-muss, nur zu gut, denn er hat sie gesehen, die Metallvögel. Er hat auch gesehen, wie sein Vater im Versuch die gefangenen Felin zu befreien, von den Metallvögeln getötet wurde. Und er hat gesehen, wie sein Vater dazu seine Hände abschraubte und mit den Handgelenken Lichtstreifen auf die Metallvögel warf.


    Rokam, der als sehr alter Mensch seine Lebensgeschichte den jungen Felin erzählt und sie auch aufschreibt, damit spätere Generationen sie lesen und daraus lernen können, wird bei diesem Überfall von seinem Adoptivvolk getrennt und erlebt auf der Suche nach ihnen viele Abenteuer. Er lernt die Kaan kennen, die den Metallvögeln Gehorsam leisten und dafür von Überfällen verschont bleiben, er trifft Fogart, den Ochsenmann, der von unersättlicher Neugier getrieben wird und alle Geschichten sammelt und daraus ein Bild der Welt zu schaffen sucht, und er lebt eine Weile bei den Nags, die als Wissenschaftler die Gesetze der Natur und Technik erforschen. Und schließlich verschlägt es Rokam sogar nach Ker Shus, der letzten und größten Stadt der Götter, denn die Götter, so erfährt er, gab es wirklich. Er erfährt auch, was aus den Göttern wurde und was sie auf dem Weg dahin so alles trieben, und nicht zuletzt erfährt er, was er selbst ist und was er sein könnte. Er lernt viel über die menschliche Natur, Gutes wie weniger Gutes, und dieses weniger Gute will er seinen Mitmenschen vermitteln, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt.


    Bringsværd lässt Rokam in einer einfachen Sprache mit kurzen Sätzen erzählen, zum Glück für eine das Norwegische nur unzureichend beherrschende Leserin. Einfach in der Sprache aber kunstvoll im Aufbau entsteht eine Welt, deren Bedingungen wir langsam oft mehr erahnen als erfahren. Andeutungen und Lücken sind ebenso wichtig wie die beschriebenen Ereignisse. Sie lassen die Leser gemeinsam mit Rokam erraten, was in der Vergangenheit geschehen ist, aber genug Fragen bleiben bis zum Ende hin offen, um das Interesse an der Geschichte zu erhalten.


    Dieser gut geschriebene, weniger auf Action als auf philosophischen Gedanken aufbauende SF-Roman bekommt von mir
    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das hört sich nach einem Buch für mich an. :popcorn: Schöne Rezension.

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser