Silvia Kaffke - Das dunkle Netz der Lügen

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    Silvia Kaffke - Das dunkle Netz der Lügen
    Wunderlich Verlag
    ISBN 978-3805208895
    ISBN 3805208898
    Historischer Kriminalroman
    1. Auflage 2010
    Umschlaggestaltung Hafen Werbeagentur
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 496 Seiten
    [D] 19,95 €



    Zur Autorin


    Silvia Kaffke ist auf dem deutschen Buchmarkt längst keine Unbekannte mehr. Die 1962 in Duisburg/NRW geborene und ihrer Heimatstadt treu gebliebene studierte Publizistin, Germanistin und heute im PR-Management tätige Autorin bedient sowohl das aktuelle wie auch das historische Krimigenre. Handlungsort ist dabei Deutschland. Von 2000 bis 2006 erschienen insgesamt vier Romane um die BKA-Profilerin Barbara Pross; 2001 wurde der Erste davon mit Ann-Kathrin Kramer in der Hauptrolle von SAT1 verfilmt. 2008 wurde dann Kaffkes erster historischer Roman verlegt. Er beginnt eine Romanreihe um Lina Borghoff, die in dem Stadtteil spielt, in dem die Autorin lebt. Ihre berufliche Laufbahn brachte Kaffke neben einer Tätigkeit als Texterin, Lektorin und Sekretärin unter anderem zum Duisburger filmforum. Von der Stadt Düsseldorf wurde sie im gleichen Jahr, in dem auch ihr erster Roman „Messerscharf“ erschien, mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet.


    Zum Buch


    Der Hochglanz-Schutzumschlag zeigt rauchende Fabrikschlote, einen brennenden Himmel, eine schwach-leuchtende Gaslaterne, altmodisch gekleidete Menschen und eine düstere Straßenszene – kein Wunder, laut Umschlagtext soll mich die Geschichte ja nach Ruhrort ins Jahr 1861 bringen. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt des Romans. Gefallen haben mir in diesem Zusammenhang auch die beiden Stadtpläne ganz vorne und ganz hinten im Buch. Was das Lesen etwas erleichtert hätte, fehlt leider – eine Auflistung der Personen, die in der Geschichte vorkommen. Doch das ist nur ein kleines Manko. Nach dem Prolog kann man sich nach Herzenslust in den folgenden 15 Kapiteln austoben, bevor der Roman mit einem kleinen Epilog und einer Danksagung der Autorin endet.


    Doch zurück zum Roman:



    Meine Meinung


    2008 erschien ja, wie bereits erwähnt, Kaffkes erster historischer Roman „Das rote Licht des Mondes“ der sich ebenfalls um Lina, die Protagonistin von „Das dunkle Netz der Lügen“ drehte. Ich muss gestehen ich habe das Buch nicht gelesen und auch erst hinterher bemerkt, dass es da einen Vorgängerband gibt. Man kann also diesen zweiten Roman ohne Probleme lesen, wenn man das Vorgängerbuch nicht kennt.


    Eheliche Gewalt, Ehebruch, Sorgerechtsstreitigkeiten, Erpressung, Raub und Mord, die Wirtschaftskrise. Eine Plage der Gegenwart? Mitnichten. All dies begegnet uns auch in Kaffkes zweitem historischen Kriminalroman. Doch das ist es nicht allein. Hier wird auch klar, wie undenkbar den Menschen von damals unser heutiges Leben vorkommen müsste, könnten sie denn einen Blick darauf werfen. Unser relativ leichter Zugang zu Grundnahrungsmitteln und Wasser, medizinischer Versorgung oder auch eine Verbrecherjagd mit allen verfügbaren technischen Mitteln.


    Kaffke führt ihre Leserschaft nicht nur in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in einen damals noch als Vorort existierenden Stadtteil Düsseldorfs um sie dort an einem Kriminalfall teilhaben zu lassen. Sie unterhält darüber hinaus detailreich und verknüpft in spielerischer Leichtigkeit verschiedene Handlungsstränge. Historische Kulissen, wie etwa ein Stahlwerk oder die seit den 1960er-Jahren nicht mehr vorhandene Altstadt, sind genauso geschickt eingeflochten. Die dargestellten Charaktere – ob nun Haupt- oder Nebenfiguren, Sympathieträger oder eher verhasste Gestalten – sind klar und lebendig gezeichnet. Und das, obwohl man gleich von Anfang an mit vielen zurechtkommen muss. Sie sind nicht extrem selbstlos, besonders schön oder allzu heroisch. Viel eher sind es Menschen, die einem im täglichen Leben begegnen könnten. Harmonisch scheint es einzig im Haus der Protagonistin zwischen ihr und ihrem Ehemann zuzugehen. Ansonsten sind alle Stärken und Schwächen, alle Tiefen und Höhen der menschlichen Psyche vorhanden. Die Figuren gehören allen sozialen Schichten an. Teilweise wurden sie mitleiderregend, Verständnis heischend oder auch abstoßend gezeichnet – doch immer detailliert und lebendig. Kein Charakter wirkt aufgesetzt oder unglaubwürdig. Es gibt Personen, die vielleicht auf den ersten Blick überflüssig wirken mögen, auf den zweiten jedoch sehr gut hineinpassen. Alle sind sie sorgfältig konstruiert – genau wie die Handlung. Alles und jeder trägt einen kleinen Part zum großen Ganzen bei.


    Mit klarer Sprache schildert die Autorin die damaligen Lebensumstände. Sie bedient sich dabei – wie bereits erwähnt – mehrerer Handlungsstränge. Erzählt werden sie alle aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten. Kaffke schafft eine etwas düstere Grundatmosphäre, die die harten Lebensumstände umso glaubwürdiger wirken lässt. Obwohl dieser Roman eindeutig in das Genre des Kriminalromans passt, ist das Verbrechen darin nicht im Vordergrund. Diebstahl, Mord, Körperverletzung, Erpressung – all das kommt vor. Doch obwohl die Nebenschauplätze, wie etwa die Arbeit in der kräftezehrenden Stahlhütte, der halbwegs sichere, nicht weniger harte Alltag der Näherinnen, die Plackerei von Mägden und Knechten, fast genauso viel Raum einnehmen, wirken sie nicht störend oder überdeckend. Vielmehr vereint sich alles zu einem sehr real wirkenden Bild des Lebens zu dieser Zeit, an diesem Ort.


    Die Wortwahl der Autorin sorgt einerseits dafür, dass sich die Geschichte sehr locker und flüssig lesen lässt. Der stetige Wechsel von gut zu böse, von fatalistisch zu tatkräftig, von reich zu arm, von Handlungsstrang zu Handlungsstrang, erfordert jedoch etwas Konzentration. Zwar verknüpft die Autorin die Einzelstränge sehr verschickt und sauber und lässt keinen davon im Nichts verlaufen. Gleichzeitig liegt hier jedoch auch eine kleine Schwäche. Durch diesen stetigen Wechsel weiß der Leser zwangsläufig mehr als die Figuren. Das lässt ihn einerseits mitfiebern oder mitleiden, andererseits raubt es stellenweise etwas von der Spannung einer Geschichte, die weniger auf besonders schwierig zu lösenden Fällen, als vielmehr auf Abgründen der menschlichen Spezies und ihrer psychologischen Beweggründe fußt.


    Fazit 4ratten


    Einige verknüpfte Kriminalfälle vor einem authentisch wirkenden historischen Hintergrund. Trotz kleinerer Schwächen habe ich mich gut unterhalten gefühlt und möchte vier von fünf Punkten vergeben.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


    Tippfehler im Threadtitel korrigiert. LG, Valentine

    Man sagt, dass die Welt ohne Fantasie ein trostloser Ort wäre.<br />Doch was wäre die Fantasie ohne Worte? Sie sind die Flügel, auf denen Fantasien in die ganze Welt gelangen können.

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Das dunkle Netz der Lügen von Silvia Kaffke


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    Amazonbeschreibung
    Ruhrort, 1861: Dunkle Zeiten im Land von Stahl und Kohle Lina hat es geschafft: Ihr kleiner Modesalon ist in aller Munde. Wie viele Bewohner des Städtchens hat sie die Aufbruchstimmung der letzten Jahre genutzt und sich nach ihrer Hochzeit mit Commissar Robert Borghoff selbständig gemacht. Ihre Welt wird erschüttert, als Anna Jansen erstochen wird. Wer hatte einen Grund, ihrer besten Näherin nach dem Leben zu trachten? Doch das ist erst der Anfang. Ein weiterer Mord geschieht. Und während ganz Ruhrort den traditionellen Maiball begeht, werden die Villen reicher Bürger geplündert. Nicht nur der Polizei fällt auf: Die Taten waren gut geplant, zeugen von genauer Kenntnis der Örtlichkeiten und Besitztümer. Und: Sie betreffen ausschließlich Linas Kunden. Misstrauen schlägt ihr entgegen. Gestern noch eine angesehene Bürgerin Ruhrorts, muss Lina nun ihre Ehre verteidigen. Dabei steht nicht nur ihr Ruf auf dem Spiel ...


    Rezension
    Nach dem ersten Roman von Silvia Kaffek rund um die Ruhrorterin Lina, war ich schon sehr gespannt auf den zweiten Roman.
    Und ich wurde durchaus nicht enttäuscht!
    Zwar war ich nicht ganz so begeistert wie von „Im roten Licht des Mondes“, aber der Krimianteil war in diesem Band deutlich durchdachter.


    Natürlich war ich schon sehr gespannt, wie es all den lieb gewonnenen Charakteren so ergangen ist. Und hier erhält man auch durchaus Antwort.
    Fast alle Protagonisten des ersten Teils sind hier wieder versammelt, auch jemand, den am liebsten alle nie wieder gesehen hätten.


    Die Euphorie der Industrialisierung ist in Ruhrort erst einmal abgeflaut und alle Einwohner leiden unter der Weltwirtschaftskrise. Natürlich auch Lina, die mit ihrem Modesalon deutlich zu spüren bekommt, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt. Dennoch geht es ihr, im Gegensatz zu vielen anderen, immer noch gut.
    Dann wird jedoch eine ihrer Näherinnen angegriffen und so geraten Lina und ihr Mann mal wieder mitten in finstere Machenschaften.


    Insgesamt vielleicht sogar in ein wenig zu viele Machenschaften, denn diesmal laufen reichlich viele Handlungsstränge parallel.
    Da gibt es verschiedene Morde, Taschendiebstähle, Einbrüche, Ehebruch, einen Sorgerechtsstreit…
    Dennoch verbinden sich die einzelnen Ebenen recht gut miteinander und der Krimiplot ist wesentlich glaubwürdiger und handfester als im ersten Band.
    Ein Teil der Geschichte wird diesmal aus der Sicht einer der Näherinnen Linas erzählt. Das ist zwar spannend, aber es fehlte mir doch etwas von der Faszination, die Linas Kampf um Unabhängigkeit bei mir auslöste.


    4ratten


  • auch jemand, den am liebsten alle nie wieder gesehen hätten.


    Ich könnte mir vorstellen, wer das ist. :zwinker:
    Das Buch werde ich mir auf jeden Fall zulegen, denn den ersten Band fand ich sehr gut, aber ich warte doch lieber noch aufs Taschenbuch.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo zusammen,
    ich habe das Buch gestern ausgelesen, hier mein Kommentar dazu:


    Mir hat das Buch leder weniger als sein Vorgänger Das rote Licht des Modes gefallen.


    Was die Personen anbelangt, gebe ich Ati völlig recht, die sind sehr sorgfältig gezeichnet und auch die kleineren Nebenfiguren bekommen eine kleine Geschichte für sich. Das bringt sie mir als Leserin sehr nahe und man entwickelt während des Lesens eine richtige Beziehung zu ihnen. Sie können einem nicht gleichgültig bleiben, man möchte immer wissen, was aus ihnen wird. Das ist ein echter Pluspunkt für das Buch.


    Die Handlung allerdings fand ich diesmal seeeeehr zäh. Es dauert sehr lange, bevor mal irgendetwas passiert und selbst dann hatte ich immer noch das Gefühl, dass das doch nicht alles gewesen sein kann. Es ist zwar als historischer Kriminalroman deklariert, aber die Krimihandlung kam nicht so richtig vom Fleck.


    Wieder sehr schön fand ich, wie die Lebensumstände in Ruhrort bei Duisburg im Jahr 1860 beschrieben waren. Dies war sehr interessant und es hat mich bewogen, das Buch zu Ende zu lesen - obwohl ich schon manchmal etwas gelangweilt war.


    Insgesamt gebe ich 3ratten


    Grüße von Annabas :winken:

  • In "Das rote Licht des Mondes" habe ich die für die damaligen Verhältnisse taffe Lina Kaufmeister kennengelernt und ich mochte sie auf Anhieb.
    Natürlich musste ich die Fortsetzung "Das dunkle Netz der Lügen" auch lesen.
    Sechs Jahre sind vergangen, seit Lina nur knapp der Ermordung durch ihre Zwillingsschwester Mina Bleibtreu und ihrem Liebhaber Reppenhagen entkommen ist. Mina verschwand damals spurlos und ihre Söhne Emil und Josef blieben bei Linas Bruder Georg.
    Lina ist nun mit dem Polizeichef Robert Borghoff verheiratet und besitzt ein gut gehendes Bekleidungsgeschäft in Ruhrort. Die Damen der gesamten feinen Gesellschaft lassen bei ihr ihre Kleider schneidern. Eigentlich könnten sie und Robert nun ein ruhiges Leben führen.
    Aber dann passieren einige unschöne Dinge. In Ruhrort scheint eine Diebesbande am Werk zu sein und eine der Näherinnen aus Linas Geschäft wird überfallen. Hängen die Einbrüche damit zusammen?
    Cornelius von Sannberg, ein guter Freund von Lina und Robert, wird des Mordes an seiner jungen Frau verdächtigt wird. Mina versucht ihre Söhne auf gerichtlichem Wege zurückzubekommen. Und das Hausmädchen Finchen hat Probleme mit ihrem Mann Simon, der ihr sauer verdientes Geld verspielt und versäuft, während sie vier Kinder großzieht.

    Nachdem ich von "Das rote Licht des Mondes" so begeistert war, habe ich mir von der Fortsetzung natürlich einiges versprochen. Und wurde nicht enttäuscht. Silvia Kaffke hat einen wunderbaren Schreibstil, sie schreibt so anschaulich, man ist immer mitten im Geschehen und sieht jede Szene lebendig vor sich. Und mit Lina hat sie eine wunderbare Figur erfunden, die für die Verhältnisse ihrer Zeit eine starke und selbstbewusste Frau ist.
    Auch das Wiedersehen mit vielen anderen Charakteren aus Ruhrort hat mich sehr gefreut. Und ich fand es schön, eine Geschichte zu lesen, die gar nicht so weit entfernt von meiner Heimat spielt.
    Es ist kein Muss, den ersten Teil gelesen zu haben, aber ich würde es empfehlen und es lohnt sich wirklich.


    5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe: