T. Cooper: "Lipshitz Six, or Two Angry Blondes / Lipshitz"
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Damit er nicht verloren geht, zitiere ich eingangs Eulenkinds Beitrag aus dem "Was habt ihr im Dezember (2006) gelesen" - Thread, allerdings habe ich einen zusätzlichen Spoiler markiert, der ansonsten einen wirklichen Überraschungsmoment vorweggenommen hätte:
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Lipshitz von T Cooper
Sehr kurzweilige Familiengeschichte einer russischen jüdischen Familie, die 1907 nach Amerika auswandert, und in New York im Ankommenschaos den 5jährigen Sohn verliert. Die Mutter steigert sich später in die Vorstellung, Charles Lindbergh könnte ihr verlorener Sohn sein. Die Autorin(eine testosterongesteuerte Lesbe, Eminem-Double und Urenkelin besagter wahnsinniger Mutter)
spinnt dann den Faden bis ins Jetzt weiter.
Interessant dabei: Die Flucht aus Rußland vor dem Antisemitismus, der Verlust des Kindes, Migration, Gleichgültigkeit in der Familie - all das wurde sehr deutlich und komplex vermittelt, ohne zu psychologisieren. Das macht den Roman interessanterweise sehr realitätsnah.
Familienromane, in denen alle Angehörigen in Traumata versinken, gibt es schon zuviele.
Ich hab das Buch sehr gern gelesen, im letzten Drittel (in dem die Autorin von sich erzählt) ging mir aber die teilweise sehr derbe Sprache auf den Keks. Weiter hätte ich mir noch ein paar Kapitel zur Elterngeneration der Autorin gewünscht, die gar nicht groß erwähnt werden und dadurch imo eine Lücke hinterlassen.
Die Geschichte der Familie Lipshitz wird von der Jahrhundertwende bis heute erzählt, dabei bildet die Zeit von etwa 1900 bis in die 40er Jahre eine Einheit und füllt zwei Drittel des Buches, der letzte Teil ist in der Gegenwart angesiedelt.
Protagonist und Ich - Erzähler der neueren Zeit ist T., der sich um das Begräbnis seiner Eltern kümmern muss, sein Geld als Eminem - Double verdient und gleichzeitig der Autor eines Buches über seine Familie ist, d.h. also des von uns zuvor gelesenen Teils in der Vergangenheit. Hier wiederum steht vor allem das Schicksal der Esther Lipshitz (die Uroma von T.) im Mittelpunkt, die bei der Einreise nach Amerika ihren Sohn Reuven verliert, den sie später in Charles Lindbergh wiederzuerkennen glaubt und von dem sie daraufhin wie besessen ist. Gleichzeitig verfolgen wir auch die Entwicklungen ihrer anderen Kinder Ben, Shmuel und Miriam.
Die Brücke zum neuen Teil schlägt hierbei Miriams Ehemann Sam, der - zwar im Pflegeheim und unter Demenz leidend - immer noch lebt und den T. besucht.
T. Cooper (Der Autor und der Protagonist des zweiten Teiles tragen den selben Namen) kann erzählen. Viele Passagen habe ich mit regem Interesse und gerne gelesen. Gleichzeitig scheint es so, als würde Cooper zu viele verschiedene Geschichten unterbringen wollen, man verliert viel zu oft den roten Faden aus den Augen und der Gedanke "Ist das wirklich notwendig?" taucht einmal zu oft auf, um als unwichtig zur Seite geschoben werden zu können.
Die vielen Parallelen in den Leben einiger Familienmitglieder wiederum sind eine nette Spielerei, die den Leser zum Mitdenken animiert, die jedoch den Eindruck nicht ändern kann, dass Cooper's Stil wenig ausgereift und die Geschichte nicht ganz ausgegart ist. Schade also um das Potential, das so verschenkt wurde.