Saul Bellow – Herzog

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    Zum Inhalt kann ich mich nur soweit äußern, wie ich mir diesen Roman angetan habe, nämlich zum ersten Drittel, und das läßt sich relativ leicht zusammenfassen. Saul Herzog ist eigentlich Literaturprofessor, hat seinen Beruf zugunsten seiner zweiten Frau Madeleine aufgegeben, genauso wie er ihr zuliebe zuerst mit ihr aufs Land und dann nach Chicago gezogen ist. Irgendwann beginnt sie, ihn mit seinem Freund Valentine Gersbach zu betrügen, der nicht nur seinerseits verheiratet ist, sondern dem Herzog mit Hilfe seiner eigenen Verbindungen auch einen Job in Chicago besorgt hatte. Madeleine betreibt die Scheidung, wobei beide aber den gleichen Anwalt heranziehen, der dementsprechend zerrissen in seiner Loyalität ist. Herzog stürzt durch all diese Ereignisse (und vielleicht noch ein paar mehr) ziemlich ab, auch seine Vorlesungen werden zunehmend wirrer, weil er sich ständig Notizen notiert, Ideen festhält und (selten beendete, vor allem jedoch nie geschriebene und abgeschickte) Briefe an alle möglichen Leute formuliert.



    Meine Meinung: Ich hatte mich vor der versuchten Lektüre nicht näher damit beschäftigt, um was es genau gehen würde, der Kurztext auf dem Buchrücken (andere Ausgabe als die oben verlinkte), sprach von der „Geschichte eines modernen intellektuellen Schelms“, was ich schon irgendwie als Irreführung werten würde, denn als Schelm geht Moses Herzog nun wirklich nicht durch. Er stellt im Gegenteil genau den Typus des lebensunfähigen Charakters dar, den ich in Büchern überhaupt nicht leiden kann. Ich habe mich permanent gefragt, wie der Kerl überhaupt ca. 50 Jahre alt und Universitätsprofessor werden konnte, wenn er nicht mal in der Lage ist – bildlich gesprochen – halbwegs gerade durch die Tür, sprich: sein Leben, zu laufen. Irgendwie muß er sich doch in seinem beruflichen Umfeld auch durchgesetzt haben, und auch wenn die erste Ehe gescheitert ist, so ließ sich aus den diesbezüglichen Hinweisen bis zu meinem Abbruchpunkt auch nicht entnehmen, daß Herzog sich darin völlig zum Trottel gemacht hat. Genau das tut er aber, soweit man das seinen eigenen Gedanken entnehmen kann, in seiner zweiten Ehe. Madeleine mag ein schwieriger Charakter sein, vielleicht sogar psychisch krank, aber in jedem Fall war Herzogs eigenes Verhalten völlig neben der Spur. Nein, so etwas brauche ich wirklich nicht über den Umfang eines ganzen Romans.


    Unterbrochen werden Herzogs Selbstreflexionen, oder wie immer man das nennen will, durch seine Notizen und Briefentwürfe. Ich habe gelesen, daß diese teilweise als Fremdkörper und Hindernis empfunden werden. Ich fand im Gegenteil diese Fetzen (nicht alle, aber zu größeren Teilen) das einzig lesbare im Roman und habe nur bedauert, daß diese meist entschieden zu kurz ausfielen, sogar wenn es dabei um das us-amerikanische Gesundheitssystem ging, was ansonsten nicht gerade ein Thema ist, das mich brennend interessiert – und was andererseits einiges darüber aussagt, wie wenig mich der Hauptteil zu interessieren vermochte.


    Insgesamt ist dies wieder einmal ein Roman, von dem ich mich frage, wer so etwas eigentlich in irgendwelche Kanons und Das-müssen-Sie-gelesen-haben-Listen aufnimmt. Vielleicht war es bei seinem Erscheinen 1964 ja wirklich furchtbar spektakulär, aber dann ist die Zeit wohl inzwischen darüber hinweg gegangen. Vielleicht hätte ich es auch ganz lesen müssen, damit sich mir die tieferen Zusammenhänge erschließen, aber danach stand mir jetzt absolut nicht der Sinn und da ich meine Leseinteressen und -gewohnheiten mittlerweile kenne und weiß, daß sich daran auch nichts ändern wird, kann ich es entspannt zuklappen und aus dem Regal entfernen.


    Schönen Gruß
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Ein Buch, welches mich schon länger sehr interessiert, zumindest die ersten angelesenen Seiten fand ich ganz brauchbar, aber auch auf Amazon gibt es ja kritische Stimmen zum Buch. Mal schaun.


    Gruß, Thomas