Gian Luigi Berti – Fiabe e racconti di San Marino

  • Enthalten sind insgesamt zwölf Märchen und Erzählungen aus San Marino:



    [li]Gemmina: Ein Mädchen läßt sich von ihren Freundinnen zum Blumenorakel überreden, um den Namen ihres zukünftigen Mannes zu ermitteln. Da kommt ungebeten ein anderer Mann dieses Namens, und als er Gemmina nicht zu fassen bekommt, verflucht er sie. Der „richtige“ Teresio macht sich auf den Weg zum alten Einsiedler, der Gemmina von dem Fluch befreien soll.[/li]
    [li]L'eredità di nonna Salvina (Das Erbe der Großmutter Salvina): Der kleine Cirillo gilt als wunderlich und schwarzes Schaf der Familie. Nach einer seiner Aktionen wird er auf den Dachboden verbannt, wo ihn nur noch die Großmutter besucht und ihm Geschichten erzählt. Im Winter bringt sie auch immer das Kohlebecken mit, aber eines Tages kommt die Großmutter nicht mehr ...[/li]
    [li]La leggenda di Monte Cerreto (Die Legende vom Monte Cerreto): Der Hirtenjunge Bartolino hütet die Schafe am Monte Cerreto. Eines Tages muß er vor einem Gewitter Schutz suchen, und als das Gewitter abklingt, hört er Gesang. Er geht den Lauten nach und findet eine junge Frau am Webstuhl, die ihm erzählt, wie ihr Vater sie in die hinterste Ecke des Kellergeschosses der Burg verbannt hat, die vor vielen Jahren hier stand und von der nur noch Ruinen übrig sind. Bartolino erinnert sich an eine Geschichte, die die Großmutter ihm erzählt hat ...[/li]
    [li]Il segreto del mulino delle polveri (Das Geheimnis der Pulvermühle): An einem Wintertag erzählt die alte Clorinda, wie ihr Vater und sein Freund die alte Pulvermühle untersucht haben, nachdem letzterer dort des nächtens Geräusch gehört hatte. Dabei fanden sie ein Manuskript mit einem Hinweis auf einen bestimmten Punkt, genau im Hof von Clorindas Familie. Dort finden sie ein Grab, laut Inschrift eines gewissen Titano, und daher hat der Monte Titano seinen Namen.[/li]
    [li]Il ragno volante (Die fliegende Spinne): Sabatino ist der Sohn eines Wächters auf Rocca, und weil er den Bereich der Festung nicht verlassen darf, spielt er meist allein. Eines Tages freundet er sich mit einer Spinne an, die ihm berichtet, was sie auf ihren Streifzügen sieht und erlebt. Als ein gefangener Spion in der Festung eingeliefert wird, der alle Spinnen in seiner Zelle tötet, bietet Sabatino diesem heimlich ein Geschäft an: Er würde ihm zur Flucht verhelfen, wenn er die Spinnen in Ruhe lasse. Der Gefangene flieht mit Sabatinos Hilfe und wenig später wird San Marino von einem feindlichen Heer bedroht. Im Nebel hat nur Sabatinos Spinnenfreundin das Heer bemerkt und warnt den Jungen, der seinerseits den Hauptmann der Wache überzeugen kann, einen Erkundungstrupp loszuschicken. Und so wird die Gefahr noch rechtzeitig entdeckt.[/li]
    [li]La notte di tempesta (Die Nacht des Unwetters): Lorenzo übernachtet bei seinem Freund Filippo und Nonna Teresa. In der Nacht geht ein heftiges Unwetter nieder und Lorenzo sieht ganz deutlich, daß der Offizier auf dem Gemälde in seinem Zimmer atmet. Am nächsten Tag erzählt er Filippo und Teresa davon und alle drei untersuchen das Bild, finden aber nichts. Hinter dem Bild jedoch ist ein großer Riß in der Wand und als sie diesen erweitern, finden sie einen Hohlraum voller alter Waffen und ein Manuskript, das zu einer Familientragödie aus dem frühen 14. Jahrhundert führt.[/li]
    [li]La strega d'inverno (Die Winterhexe): Alles, was die böse Winterhexe mit ihrem magischen Knochen berührt, stirbt. Damit will sich Primetto nicht abfinden und lauert der Hexe auf. Der Knochen landet schließlich in Primettos tiefem Brunnen, wo ihn auch die Hexe nicht wieder hochholen kann, und seitdem hat sie niemand mehr gesehen.[/li]
    [li]La preda (Die Beute): Eine Horde Jungen jagt auf dem Berg im Wald nach einem kleinen Tier, das sie in einem ihrer Spiele opfern wollen. Das Tier flüchtet zunächst, wird schließlich aber eingefangen. Der kleinste der Jungen, der sich an der Jagd nicht beteiligt hatte, sondern alles für das Feuer vorbereitet hat, hat Mitleid mit dem kleinen Vogel, den man ihm zeigt, aber obwohl ihm – ein bißchen zerknirscht – alle bis auf den Anführer Giannetto zustimmen, kommt für den Vogel in den Händen Giannettos jede Rettung zu spät.[/li]
    [li]La piuma ribelle (Die rebellische Feder): Auffällig ist sie und deshalb will der Falke sie eigentlich gar nicht in seinem Gefieder haben. Als er sich endlich an sie gewöhnt hat und sogar stolz auf sein abweichendes Äußeres geworden ist, beschließt die Feder, noch etwas anderes erleben zu wollen. Schließlich landet sie bei einem Soldaten, der sie seiner Helmzier hinzufügt. Er macht Karriere, aber die Feder verläßt auch ihn eines Tages. Als er nach einer Idee für das Wappen gefragt wird, erinnert er sich an seine schöne Feder.[/li]
    [li]La piccola luce (Das kleine Licht): Ein Fischer ist im Vertrauen auf sein Boot und sich selbst ausgefahren, obwohl das Wetter Sturm verhieß. Lange kämpft er mit seinem Boot gegen das schlechte Wetter, die Segel sind schon längst zerfetzt, kaum noch läßt es sich steuern. Als der Sturm endlich nachläßt, ist es immer noch so wolkig, daß der Fischer, der längst die Orientierung verloren hat, nicht einmal anhand der Sterne die Richtung bestimmen kann. Schließlich entdeckt er einen schwachen Schein, der sich nicht bewegt und kein Stern ist. Voller Hoffnung hält er darauf zu und gelangt glücklich ans Land.[/li]
    [li]Camillo: Camillo, sein älterer Bruder Agostino und die Mutter schlagen sich mehr schlecht als recht durch. Agostino würde gerne bei der jährlichen Parade der Armbrustschützen mitgehen, aber er hinkt und kann sich auch die Uniform nicht leisten. Camillo ist enttäuscht, weil er weiß, daß sein Bruder gute Chancen hätte, auch den Wettkampf der Schützen zu gewinnen. So sinnt er auf Abhilfe, aber so einfach ist die nötige Menge Geld nicht aufzutreiben. Weil er aber nicht für sich selbst etwas ersehnt, rufen die Glühwürmchen, die Camillos Sorgen mitbekommen haben, schließlich eine gute Fee. Agostino gewinnt den Wettbewerb und die ganze Familie erlebt einen triumphalen Tag.[/li]
    [li]L'orso (Der Bär): Marino hat sich auf den Berg geflüchtet und dort eine Zuflucht gebaut. Aber ein paar Ganoven wollen ihn wegen der Belohnung gerne fangen und ausliefern. Eines Tages lauern sie ihm auf seinem Weg zum Hafen hinunter auf, aber bevor es zu dem Zusammentreffen kommt, verliert Marino seinen Esel an einen Bären. Er kann diesen aber zähmen und nimmt ihn als neues Tragtier mit. So haben die Ganoven, obwohl in der Überzahl, keine Chance und Marino und der Bär führen sie in die Stadt statt umgekehrt.[/li]


    Insgesamt war das eine nette Zusammenstellung von Geschichten. Sie nehmen doch in beträchtlichem Umfang Bezug auf Plätze und Ereignisse in San Marino, indem sie zum Beispiel die Herkunft von Namen und Symbolen erklären. Auch die Auseinandersetzungen mit dem italienischen Umland spielen eine Rolle, weshalb auch die Wache bei den Personen stark vertreten ist. Es gibt zwar auch einige typische Märchenelemente, aber im großen und ganzen kommen die Erzählungen mit recht wenig märchenhaften oder phantastischen Zutaten aus, stattdessen werden dann eben rationale Erklärungen angeboten, die dann aber wieder eine Rückkopplung an historische Ereignisse haben. So bekommt man einen schönen Anreiz, sich einmal etwas näher mit diesem Zwergstaat zu beschäftigen und gut für meine eingerosteten Italienisch-Kenntnisse war es obendrein.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen