Holger Karsten Schmidt - Isenhart

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    Inhalt
    Ein totgeborenes Kind, welches zweimal zum Leben erweckt wird. Ein dunkles Zeitalter, in dem die Kirche mehr zu sagen hat als der logische Menschenverstand. Eine Freundschaft, die keine Standesgrenzen kennt. Und ein Mörder, der sich nach den Herzen unberührter Mädchen verzehrt. Das sind die Zutaten dieses historischen Krimis, der die Geschichte von Isenhart erzählt.


    Meine Meinung
    Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen historischen Schmöker ... da kam mir „Isenhart“ gerade recht. Und das Buch hat mich nicht enttäuscht. Es hat wirklich alles zu bieten, was man von einem Mittelalter-Roman erwarten kann: historische Atmosphäre, spannende Handlung, facettenreiche Charaktere und … tada … keine Goldschmiedinnen, Gauklerinnen oder sonstige -innen. Auch als Männer verkleidete Frauen kommen nicht vor, was ich persönlich sehr angenehm finde.


    Stattdessen geht es im Isenhart, den Sohn eines Goldschmiedes. Bereits zu Beginn erfährt man, dass er eigentlich tot geboren wurde, aber durch ein Wunder wiederbelebt werden konnte. Zeit seines Lebens begreift er die Dinge anders als andere Menschen und legt einen enormen Wissensdurst an den Tag. Sehr spannend war für mich, die Reaktionen seiner Umwelt beobachten zu können und dadurch in die Mentalität des Mittelalters voll einsteigen zu können.


    Natürlich geht es auch um die Morde, die Isenhart aus persönlichen Gründen versucht aufzuklären. Die Ermittlungen sind interessant und führen sogar aus Deutschland hinaus. Auch hier hat mir besonders gut gefallen, dass alles sehr realistisch erschien und man sich die verschiedenen Orte gut vorstellen konnte. Überhaupt hatte ich immer den Eindruck, mich direkt im Mittelalter zu befinden, weil einfach das Verhalten der Personen und die Umgebung so realistisch schienen.


    Witzig fand ich, dass der Autor immer wieder die Herkunft von Redewendungen wie „Halt die Klappe“ oder „Alles in Butter“ erklärt. Achja, schwache Nerven sollte man nicht mitbringen und prüde sollte man auch nicht sein. Es wird so ziemlich jede sexuelle Praxis beschrieben, die man sich vorstellen kann.


    An dem Buch gestört haben mich einige Wiederholungen. Ich weiß nicht wie oft darauf hingewiesen wurde, dass im Winter alle eng beieinander schlafen. Auch Isenharts Verbundenheit zu Henning wird tausendmal betont … blabla, ich habs schon nach dem zweiten Mal verstanden. Diese Wiederholungen sind nicht unbedingt wörtlich, es wird aber immer wieder auf solche Begebenheiten hingewiesen.


    Naja, insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen. Ich zumindest hatte den Eindruck, dass der Autor sich mit dem Mittelalter auseinandergesetzt hat, bevor er eine wilde Geschichte erfunden hat. Klar, komplett realistisch ist sie nicht, aber mir hats gereicht. Fazit: Gute Unterhaltung.


    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Letzte Woche kam ja die reisserische Verfilmung. Da hat mir ehrlich gesagt ja schon die Vorschau gereicht :breitgrins: Der Roman klingt aber ganz interessant und kommt ja ein bissl krimimäßig daher. Könnte also durchaus ein Fall für mich sein ;) Danke für Deine Einschätzung!

  • Da gibt es eine Romanvorlage? :breitgrins: Den Film habe ich zu schauen versucht, es hat mir aber nach einer Dreiviertelstunde abgelöscht. Umso besser, dass es ein Buch gibt. Könnte mein Einstieg in das Genre werden (sofern es nicht auf eine Fantasy-Story hinausläuft, denn da habe ich bereits ein paar Sachen hinter mir). Danke für die schöne Rezi Mondy! :smile:

  • Haha, ich habe den Film geschaut, bis zum bitteren Ende! :breitgrins:
    Aber soooo schlimm war er gar nicht. Dafür aber ziemlich wirr.


    "Die Wanderhure" war schlimmer, fand ich. Da gab es doch auch mal eine deutsche Verfilmung.


    Das Buch werde ich mir aber mal auf die Merkliste setzen. Die Story an sich finde ich nämlich eigentlich ziemlich toll und interessant.

    Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. ~ Altirischer Segenswunsch

  • Ich habe den Film auch gesehen und fand ihn auch recht wirr und eher langweilig, obwohl ich die Grundidee interessant fand. Wusste gar nicht, dass das eine Buchverfilmung ist, vielleicht sollte ich in das Buch bei Gelegenheit mal reinschmökern. :smile:


    mondy
    Hast du den Film gesehen? Wenn ja, findest du das Buch besser?

  • Interessant finde ich ja wie schnell Pro 7 war... sie müssen ja mit den Dreharbeiten schon lange vor dem Erscheinen des Romans begonnen haben... da frag ich mich schon ob der Roman da schon richtig fertig war oder nicht. Und wie weit sich Drehbuch und Roman da unterscheiden.

  • Laut Wikipedia wurde die Verfilmung Ende April 2010 beschlossen und Holger Karsten Schmidt ist auch der Drehbuchautor des Films, also denke ich mal, dass das Drehbuch und das Buch doch schon ziemlich nahe beieinander liegen.

    Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. ~ Altirischer Segenswunsch

    Einmal editiert, zuletzt von KillerKiwi ()

  • Ah ok, dann hat er vermutlich wärend oder nachdem Schreiben das Drehbuch draus gemacht. Wenigstens hat er dann Änderungen selbst verbockt ;) ;) Hmm vielleicht komm ich irgendwann mal dazu Film und Buch zu vergleichen. (Auch wenn ich wie gesagt die Vorschau echt gruselig fand...)


  • mondy
    Hast du den Film gesehen? Wenn ja, findest du das Buch besser?


    Sorry, den Film hab ich nicht gesehen. Ich muss auch gleich dazu sagen, dass das Buch jetzt nicht die Literatur neu erfindet, sondern eben ein schöner historischer Schmöker ist.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Hallo ihr Lieben,


    der Autor hat mich gerade bei Vorablesen kontaktiert und mich darauf hingewiesen, dass der Ausdruck "wie Schafe aneinandergekuschelt" (oder so ähnlich) nur an einer Stelle des Buches vorkommt (auf Seite 456). Deswegen werde ich das in meiner Rezi jetzt korrigieren, was aber nichts an meinem bisher positiven Eindruck des Buches ändern wird. :zwinker:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Isenhart wird im Winter des Jahres 1171 geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt und auch bei dem kleinen Jungen kann die Hebamme keinen Herzschlag spüren. So wird er beiseite gelegt, während sich die Hebamme um den Leichnam der Mutter kümmert.
    Doch es passiert etwas völlig Unerwartetes: Ein Fremder stürmt ins Haus, nimmt das tote Kind in seine Arme und haucht ihm seinen Atem und damit einen Teil seiner Seele ein. Er hinterlässt der Hebamme einige Münzen für die Betreuung des kleinen Jungen und flieht ins Unterholz kurz bevor sein Verfolger, Walther von Ascisberg vorbeikommt. Auch er haucht dem Baby seinen Atem und damit einen Teil seiner Seele ein, auf dass diese in Widerstreit trete mit derjenigen des geheimnisvollen Fremden. Er nimmt das Neugeborene mit und bringt es seinem Freund, Sigimund von Laurin, wo es in der Familie des Schmieds aufwachsen kann.
    Da der kleine Junge sehr zäh ist und wider Erwarten den Frühling erlebt wird er auf den Namen Isenhart getauft. Walther von Ascisberg veranlasst, dass Isenhart gemeinsam mit Sigimunds Sohn Konrad unterrichtet wird in Latein und in Kenntnissen, die man später mit Naturwissenschaften bezeichnen wird.


    Isenhart spürt sehr bald, dass er in der falschen Zeit lebt. Sein Geist verlangt nach Freiheit und lässt sich nicht in ein enges Glaubenskorsett zwängen, wie es für die Zeit des Hochmittelalters zu erwarten wäre. Walther von Ascisberg fördert Isenhart in Naturbetrachtungen und sät den Samen der Neugierde nach Erkenntnis, der in Isenhart auf fruchtbaren Boden fällt.


    Die Idylle nimmt ein jähes Ende durch den gewaltsamen Tod von Anna von Laurin, der Tochter Sigimunds. Walther ermittelt gemeinsam mit Isenhart und es kommt zu einer Verhaftung mit Todesurteil eines Händlers. Doch sehr bald wird es zur Gewissheit, dass ein Unschuldiger hingerichtet worden ist, da es zu weiteren Todesfällen kommt.


    Die Ermittlungen, die Isenhart und Konrad von der Rhein/Neckar Region über Spira (das heutige Speyer) quer über die Alpen nach Toledo an den Bazar des Wissen führen werden, bilden den Rahmen dieses 800 Seiten starken Erstlingswerk von Holger Karsten Schmidt.
    Das Buch beinhaltet aber weit mehr als nur einen historischen Krimi. Isenhart ist ein unruhiger Geist und stellt viele Überlegungen und wissenschaftliche Experimente an, so dass man auch eine Menge lernen kann über die Entwicklung der Technik im Hochmittelalter. Interessanterweise sind die Araber in vielen Belangen, was Medizin aber auch Fliegen betrifft, sehr viel weiter als die Europäer. Neben wissenschaftshistorischen Kenntnissen vermittelt das Buch auch sehr viele Anregungen zu philosophischen Überlegungen.


    Sprachlich lässt sich das Buch sehr leicht und angenehm lesen. Teilweise hätte ich mir etwas mehr Beschreibungen gewünscht über das Aussehen der Figuren. Aber die interessanten und abwechslungsreichen Landschaftsbeschreibungen und philosophischen Spaziergänge machen das locker wett.


    Ich vergebe 5ratten

  • Na wenn da so viele Leseratten vergeben werden überlege ich es mir vielleicht noch und lese "Isenhart" doch. Als ich den Film gesehen hatte, war ich mir sicher, dass ich das nicht haben muß. Der war für mich eher zum abgewöhnen ... Jeanette Biedermann etc. ohje ohje. :rollen:

    The man who passes the sentence should swing the sword." - Ned Stark


  • Na wenn da so viele Leseratten vergeben werden überlege ich es mir vielleicht noch und lese "Isenhart" doch. Als ich den Film gesehen hatte, war ich mir sicher, dass ich das nicht haben muß. Der war für mich eher zum abgewöhnen ... Jeanette Biedermann etc. ohje ohje. :rollen:


    Den Film fand ich auch unterirdisch. Streckeweise zum Fremdschämen...............gerade wenn ich so an das Gefauche von Konrad denke. Das war keine gute Idee, beides gleichzeitig zu produzieren. :sauer:

  • Die Story klingt ja durchaus interessant, nach den positiven Rezensionen setze ich das Buch mal auf meinen Wunschzettel. :winken:


    Die Verfilmung hat mich jetzt überhaupt nicht gereizt, die Stelle als wir reingezappt hatten war auch ziemlich schlecht. Farbstichig (das blaue, kalte Mittelalter?), mit aufgesetztem Dialog den die Schauspieler in keiner Weise glaubhaft rüberbringen konnten. Wir haben schnell weitergezappt.

  • Ja, wie Konrad dargestellt wurde fand ich auch extrem daneben. Zudem waren alle ständig am Baden oder Schwimmen und für meinen Geschmack sahen die Darsteller einfach unglaubwürdig durchgestylt und gefönt aus.

    The man who passes the sentence should swing the sword." - Ned Stark

  • Irgendwie hab ich meine Probleme mit diesem Roman. Ich hab gestern mal angefangen mit Lesen und mich ständig aufgeregt :breitgrins: Allein die Ansichten die einige Figuren über Bildung haben passen absolut nicht in die Zeit des Romans (diese kommen erst viel viel später auf) außerdem nervt es mich das der Autor sein Wissen zum Teil so hölzern in den Roman überträgt. Da werden dann statistische Zahlen in den Raum geworfen.... äh im Mittelalter gab es solche Erhebungen nicht, das heißt das die Figur diese Zahlen gar nicht wissen konnte!! Und ja da bin ich halt einfach pingelig! So etwas hätte er ja ruhig in einem Nachwort erwähnen können, aber in den Roman selbst gehört das einfach nicht. Zu Mal er sich ja sonst so bemüht eine Mittelalterliche Atmosphäre (oder von der er zumindest glaubt sie sei es) auf zu bauen. Die Klischees über Hexen und Magier mal ganz zu schweigen... ;) Mal abwarten ansonsten kann man sich damit glaub ich ganz gut amüsieren.

  • Hm, ja, da hast du schon recht. Ich bin mal gespannt, was du zum weiteren Verlauf des Buches sagst, da kommen nämlich noch so ein paar historische "Ungereimtheiten". :zwinker:
    Mich stört sowas ja weniger, dafür habe ich einfach zu wenig Ahnung von der Materie. Mich nerven eher die vielen Frauengestalten, die sich als Männer verkleiden und dann alle möglichen Dinge tun. Manchmal kommt man sich ja so vor, als hätte es während des gesamten Mittelalters nur verkleidete Frauen gegeben. :rollen: Da fand ich diesen Roman mal eine ganz nette Abwechslung.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • mondy
    Das kann ich gut verstehen, mich nerven solche Frauen auch. ^^ Mich ärgert es ja schon ein bissl das mir solche Sachen Studiumsbedingt so extrem auffallen. Das nimmt einem schon ein bissl auch den Lesespaß, deshalb les ich auch insgesamt betrachtet nur noch wenige historische Romane, grad im Mittelalter hab ich halt viel belegt und kenn mich da ganz gut aus. Daher fällt mirs da natürlich auch extremer auf. Mich interessiert hier mehr der Aspekt des Serienmörders - eigentlich der Grund warum der Roman mir ins Auge gesprungen ist. Insgesamt seh ichs eher als Krimi der gerne ein historischer Roman wäre ;)


  • Mich stört sowas ja weniger, dafür habe ich einfach zu wenig Ahnung von der Materie. Mich nerven eher die vielen Frauengestalten, die sich als Männer verkleiden und dann alle möglichen Dinge tun. Manchmal kommt man sich ja so vor, als hätte es während des gesamten Mittelalters nur verkleidete Frauen gegeben. :rollen: Da fand ich diesen Roman mal eine ganz nette Abwechslung.


    Das geht mir genau so. Es gibt ja belegte Fälle, wo sich Frauen als Männer verkleiden mussten. Dann finde ich das ok. Aber generell finde ich besser in so einem Fall halt eine Geschichte über einen Mann zu schreiben. Es sind ohnehin langsam zu viele "starken Frauen" aus dem Mittelalter, die sich in den Bücherregalen tummeln.


    Zitat

    Das kann ich gut verstehen, mich nerven solche Frauen auch. ^^ Mich ärgert es ja schon ein bissl das mir solche Sachen Studiumsbedingt so extrem auffallen. Das nimmt einem schon ein bissl auch den Lesespaß, deshalb les ich auch insgesamt betrachtet nur noch wenige historische Romane, grad im Mittelalter hab ich halt viel belegt und kenn mich da ganz gut aus. Daher fällt mirs da natürlich auch extremer auf.


    So geht es mir mit Büchern über Gentechnologie. Da krümmt es mir manchmal die Fußnägel hoch..... :rollen: :rollen: