[Jersey] John Conroy Hutcheson – (Maritime) Abenteuergeschichten

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.922 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Morwen.

  • Auf den Autor bin ich im Zuge meiner Recherchen für die Weltreise gestoßen, als ich einen Vertreter für die Vogtei Jersey suchte. Er wurde wohl 1840 in St. Helier auf Jersey geboren und starb Ende 1896 oder Anfang 1897 in Portsea, Hampshire. Hinterlassen hat er eine ganze Reihe von Abenteuergeschichten, die oft einen maritimen Bezug haben. Etliche davon sind auf Project Gutenberg verfügbar und mittlerweile gemeinfrei. Lediglich bei den Dateien mit Bildern ist natürlich noch das Todesjahr des Illustrators zu beachten, um die Gemeinfreiheit festzustellen.


    Ich habe jetzt für die Weltreise zwei der etwas längeren Erzählungen und eine Zusammenstellung mit Kurzgeschichten gelesen, und da sich einzelne Threads dafür wohl eher nicht lohnen, soll es dieser Sammelthread sein. Als klassische Abenteuergeschichten, soviel kann ich schon sagen, haben sie mir so gut gefallen, daß ich mir die übrigen verfügbaren Texte heute schon heruntergeladen habe und sicher demnächst auch noch lesen werde. Die maritime Atmosphäre kommt auch gut rüber, allerdings sind wohl ein paar der angeführten Segelkurse ziemlich zweifelhaft und ich bin einmal darüber gestolpert, daß Knoten als Entfernungs- statt als Geschwindigkeitsmaß verwendet wurden. Wenn man diese Dinge ignoriert und zudem, wie so oft in diesem Genre, ein paar aberwitzige Zufälle einfach hinnimmt, dann machen die Geschichten schon Spaß.

  • The Penang Pirate / The Lost Pinnace


    In The Penang Pirate wird erzählt, wie die Hankow Lin im Perlfluß vor Anker liegt, die Ladung für die Heimreise bereits gestaut, aber der Kapitän scheint noch etwas zu erledigen zu haben. Der Bootsmann warnt einen Matrosen vor den Piraten, mit denen sie rechnen müßten, auch den Malaien in der Besatzung begegnet er mit tiefem Mißtrauen. Mit dem Kapitän kommt noch der „Passagier“ Mr Meredith an Bord, sowie einige Männer in seiner Begleitung, die sofort verschwinden, so daß die Malaien sie nicht zu sehen bekommen. Beim Ablegen belauscht der Fähnrich einen Teil eines Gesprächs des malaischen Vormanns mit einem Mann in einem anderen Boot, so daß er den Kapitän vor einer Attacke in etwa zehn Tagen warnen kann. In der Sunda-Straße lauern tatsächlich die Piraten und es kommt zu einem harten Kampf um die Hankow Lin.


    The Lost Pinnace ist die Geschichte einer Pinasse, die von ihrem Mutterboot ausgesetzt wird, um zwischen Madagaskar und der ostafrikanischen Küste arabische Dhaus aufzubringen, die als Sklavenschiffe fungieren. In einem Sturm kentert die Pinasse aber und nur sechs Mann retten sich schwimmend nach Madagaskar. Um überhaupt zu ihrer Station nach Sansibar zurückkehren zu können, müssen sie sich unbedingt zu den Siedlungen auf der anderen Seite der Insel durchschlagen – durch den Urwald, ohne Verpflegung, ohne Wasser und barfuß.


    Beide Erzählungen haben mir gefallen, The Penang Pirate wegen der Piraten und des Kampfes auf See sogar noch besser als The Lost Pinnace. Es sind im Strickmuster ganz klassische Abenteuergeschichten, bei denen man über den Ausgang von Beginn an nicht wirklich im Unklaren ist, so daß der Ablauf das eigentlich Spannende ist. Bei The Lost Pinnace ist das gute Ende schon deshalb vorprogrammiert, weil es sich um einen Ich-Erzähler handelt. Hutcheson hat hier sicher keinen Meilenstein der Literatur abgeliefert, aber gut unterhalten habe ich mich auf jeden Fall gefühlt.


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Tom Finch's Monkey


    Unter diesem Titel sind fünf Kurzgeschichten versammelt:



    [li]Tom Finch's Monkey and How he Dined with the Admiral: Tom Finch, der das Kommando über die Porpoise innehat, hat ein ungewöhnliches „Haustier“, das in seiner Kabine lebt: den Affen Jocko. Von der westafrikanischen Küste wird das Schiff an die südamerikanische Westküste beordert, und kaum dort angelangt, kommt der Admiral zur Inspektion an Bord. In Finchs Kabine trifft er auf den Affen, der Schiffskleidung trägt und sein bestes Benehmen beim Begrüßen des Admirals an den Tag legt, so daß dieser Finch und „Señor Carrambo“ zum Abendessen auf sein Schiff lädt. Als Finch feststellen muß, daß der Admiral seinen Scherz mit dem Affen längst durchschaut hat, schwant ihm Übles für seine Karriere ...[/li]
    [li]Escape of the Cranky Jane. A Story about an Iceberg: Nach langer Fahrt im Pazifik von Insel zu Insel mit Handelsgütern beschließt der Kapitän und Eigner, um Kap Horn herum die Heimreise anzutreten. Ein ganzes Feld von Eisbergen wird dem Schiff beinahe zum Verhängnis ...[/li]
    [li]The Greek Bandit. A Reminiscence of a Yachting Cruise in the Aegean Sea: Die Kreuzfahrt im Mittelmeer ist eindeutig dem englischen Winter vorzuziehen. Als man dann noch einen jungen Griechen vor dem Ertrinken retten kann und dieser sich fürstlich bedankt, scheint dies nur zur allgemeinen Stimmung zu passen. Bei einem längeren Landausflug gerät die Yachtbesatzung in die Hände von Banditen, die ein immenses Lösegeld fordern ...[/li]
    [li]Jim Newman’s Yarn: Or, A Sight of the Sea Serpent: Jim Newman ist fest davon überzeugt, daß er während seines Dienstes vor der westafrikanischen Küste in an einem nebligen Tag eine riesige Seeschlange gesehen hat. Alle Begleitumstände sprechen seiner Ansicht nach gleichfalls dafür und außerdem habe es doch ein paar Tage später auf einem anderen Schiff weitere Zeugen für dieses Untier gegeben ...[/li]
    [li]“Our Scratch Eleven.”: Ein denkwürdiges Cricketspiel steht im Mittelpunkt.[/li]


    Mit Ausnahme der letzten Geschichte, mit der ich mangels Cricket-Kenntnissen schlicht gar nichts anfangen konnte, waren sie wirklich nett und lebten durchaus auch ein bißchen von ihren „Schlußpointen“, das gilt besonders für Tom Finch's Monkey und The Greek Bandit. Aber auch Seeschlangen und Eisberge sind schließlich immer für eine dramatische Geschichte gut, und auch wenn auch hier auf Grund der Erzählperspektive meist von Beginn an kein Zweifel über das Ende blieb, so waren sie doch solide erzählt, auch wenn sie im Vergleich zu den beiden längeren Erzählungen im vorangegangenen Posting qualitativ etwas abfielen. Die letzte Geschichte beziehe ich in die Bewertung nicht voll ein, schließlich kann der Autor nichts dafür, daß ich von den Cricket-Regeln keine Ahnung habe, aber auch das berücksichtigend schien sie mir eher schwach aufgebaut.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Hallo Aldawen,
    das hat sich schon gelohnt, hier rumzustöbern. Hutcheson kannte ich noch nicht, obwohl ich diese gut abgehangenen Abenteuergeschichten aus dem 19. Jh. liebe. Collingwood und Ballantyne gehören ja auch in die Ecke und da habe ich noch ein paar auf der Festplatte, die ich mal wegschmökern wollte. Jetzt muß ich meinen SuB um einen neuen Namen erweitern.


    Liebe Grüße


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


    Mein SuB: Link<br />Mein Goodreads-Account

    Einmal editiert, zuletzt von Morwen ()