Ray Bradbury - Der Illustrierte Mann

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    Der erste Satz: "It was a warm afternoon in early September when I first met the Illustrated Man"


    The Illustrated Man enthält folgende Kurzgeschichten:


    · Prologue: The Illustrated Man
    Der Erzähler trifft einen Mann, dessen Körper mit faszinierenden Illustrationen übersät ist.
    Ein paar schöne Beschreibungen.


    · The Veld
    Ah, die Geschichten erzählen von den Illlustrationen des Mannes.
    Diese Geschichte war ganz schön fies. Was passiert, wenn man sich zu sehr von Technik abhängig macht...


    · Kaleidoscope
    Eine Gruppe Astronauten treibt unrettbar im Weltraum.


    · The Other Foot
    Die Schwarzen Leben auf dem Mars. Nun ist nach 20 Jahren zum ersten mal eine Rakete mit einem Weißen im Anflug.

    · The Highway

    Schon wieder Atomkrieg.


    Bisher sehr SF-lastig. Nicht ganz mein übliches Genre, aber für Badbury mach ich ne Ausnahme.
    Von der Grundstimmung her sind die Geschichten bisher anders das, was ich sonst von Bradbury gelesen habe. Nicht so angenehm leicht melancholisch, sondern, hm, pessimistischer trifft es vielleicht nicht ganz, aber ein passenderer Begriff fällt mir gerade nicht ein.


    · The Man
    Etwas zu religiös angehaucht für meinen Geschmack.


    · The Long Rain
    Ich dachte im ersten Moment, ich kenne die Geschichte schon, aber es war wohl eine andere, die auch auf der Venus spielt und vom ewigen Regen handelt. Die Beschreibung der Sun-Domes gefiel mir.


    · Usher II
    Mein klarer Favorit bisher :breitgrins: Ich will nichts über den Inhalt verraten, aber der Titel sollte schon den einen oder anderen Hinweis geben.


    · The Last Night of the World
    Was, wenn heute Nacht die Welt endet? Eine ruhige kleine Geschichte. Ja, Weltuntergang ohne riesen Drama, das geht tatsächlich.


    · The Rocket
    Doch nicht alles so pessimistisch, wie es anfangs schien.


    · No Particular Night or Morning
    Was die Raumfahrt mit einem Menschen machen kann...


    · The Fox and the Forest
    Eigentlich auch eine der Geschichten, die mir am besten gefallen, aber auch eher pessimistisch. Das Ende kam überraschend.


    · The Visitor
    Auf dem Mars gestrandet zu sein bringt nicht unbedingt das Beste im Menschen zum Vorschein.


    · Marionettes, Inc.
    Nicht schlecht, aber etwas vorhersehbar.


    · The City
    Gruselig.


    · Zero Hour
    Die war auch cool. :breitgrins: Erinnert ein bisschen "The Veld".


    · The Playground
    Oh, mal eine ganz andere Beschreibung von Kindheit, als ich sie bisher von Bradbury kannte.


    · Epilogue
    Der Illustrierte Mann wird noch mal aufgegriffen.

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()

  • Fazit:
    Das hier ist mein erstes Buch von Bradbury, das komplett in den Bereich Science Fiction fällt, die anderen Bücher waren eher Phantastik im weiteren Sinne mit der einen oder anderen SF-Kurzgeschichte dazwischen. Ich habe nun nichts gegen SF, aber es ist auch kein Genre, das bei mir besonders großes Interesse weckt und bisher habe ich kaum etwas aus dem Bereich gelesen. Daher habe ich auch wenig Vergleichsmöglichkeiten.


    Was man beim Lesen immer im Hinterkopf behalten sollte, ist, dass diese Geschichten aus den 40er und 50er Jahren stammen. Eigentlich hat man gar keine Chance, nicht daran zu denken. Denn man merkt es einfach an allen Ecken und Enden, daran welche Themen behandelt werden und daran wie sie behandelt werden. (Atomkrieg, Rassentrennung...) Und natürlich auch an den Vorstellungen von einer Zukunft, die von den angegebenen Jahreszahlen her, für uns schon längst Vergangenheit ist. Es ist dann immer ganz interessant zu sehen, welche Vorstellungen, auch wenn es um Technik geht, erstaunlich treffend sind und welche überhaupt nicht.


    Wobei Technik in den Geschichten eigentlich gar kein so große Rolle spielt. Sie ist vorhanden, aber sie wird nicht weiter erklärt. Das kann man positiv sehen, wenn man sich dafür eh nicht besonders interessiert, aber ich schätze, wer Sf mit physikalisch korrekter Technik bevorzugt, wird hier nicht glücklich. Gleiches gilt, wenn die Protagonisten ohne Raumanzüge o.ä. über den Mars spazieren, etc.


    Der Fokus liegt jedenfalls ganz klar darauf, eine Geschichte zu erzählen, der Rest gibt nur den Rahmen dafür vor. So sind meine Favoriten dann oft auch die Geschichten, bei denen das SF-Element am wenigsten wichtig ist. The Veld, Usher II, The Last Night of the World, The Rocket, Zero Hour und The Playground.


    In vielen Geschichten gibt es auch Anklänge an das Bücherverbrennungs-Thema aus Fahrenheit 451, die ich meist sehr interessant fand und die mich überlegen lassen, ob ich das Buch vielleicht doch bald mal lesen sollte, obwohl mir bisher überhaupt nicht danach war.


    Meine Ausgabe scheint sich im Übrigen von anderen Ausgaben zu unterscheiden - Es fehlen "The Conrete Mixer", "Fire Balloons" und "The Rocket Man". Dafür habe ich in Rezensionen zu anderen Ausgaben "The Playground" nicht entdecken können - die Geschichte hat auch als einzige kein SF-Thema. Ich weiß nicht, woran das liegt und ob es noch weitere Unterschiede zwischen anderen Ausgaben gibt.


    Was auffällt, ist der, von Ausnahmen abgesehen, deutlich pessimistischere Ton dieser Sammlung, im Vergleich zu den anderen vier Büchern, die ich bisher gelesen habe und die eher eine angenehme Melancholie verbreiten. Besonders "The Playground" war ein starker Kontrast zu den Schilderungen von Kindheit, die ich bisher von Bradbury kannte. Dennoch bleiben die Geschichten gut lesbar und driften in keinem Fall ins Deprimierende ab.


    Das Ende fand ich ein zu knapp, da hätte ruhig noch mehr kommen können. Ich glaube, ich hatte auch leichte Probleme, Tattoos und SF miteinander zu verbinden, irgendwie hätte etwas phantastisches hier besser gepasst.


    Insgesamt sicher keine schlechte Sammlung und Bradburys Stil sorgt für einige schöne Passagen, aber es hat mich nicht so begeistert wie andere seiner Bücher und man muss es vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()

  • Ray Bradbury ~ Der illustrierte Mann



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    Seiten: 320
    Verlag: Diogenes
    Erscheinungsjahr: 1962 (1951)


    [hr]


    Die wohl bekanneste Kurzgeschichtensammlung von Bradbury umfasst 18 Geschichten, die durch eine knappe Rahmenhandlung locker miteinander verbunden sind: auf einer Wanderung in Wisconsin begegnet der Erzähler einem wunderlichen Mann, der am ganzen Körper Tätowierungen trägt. Doch es sind keine gewöhnlichen - nachts bewegen sich die Bilder und zeigen verstörende Geschichten aus der Zukunft...


    Das Kinderzimmer
    Eine Familie mit zwei Kindern lebt in einem hochtechnisierten Haus, die Gestaltung des Kinderzimmers entsteht durch Gedankenkraft der Kinder - sie haben ihr Reich in eine afrikanische Savanne mit Löwen und anderen wilden Tieren verwandelt. Die Eltern merken, dass ihnen die eigenen Kinder allmählich entgleiten, und fassen einen folgenschweren Entschluss. Eine herrlich böse Geschichte, die mir unter anderem am besten gefallen hat, und die einen sehr guten Einstieg in diese Sammlung darstellt.


    Kaleidoskop
    Ein Raumschiff wird im All von einem Meteor aufgeschlitzt, die Mannschaft fällt heraus. Jeder der Männer treibt in eine andere Richtung, doch noch können sie sich über Funk verständigen. Im Angesicht des sicheren Todes sprudeln aus jedem Worte der Reue, der Angst oder des Hasses heraus. Eine sehr eindrückliche Geschichte, die sich, wie so oft in diesem Band, mit der Sinnfrage beschäftigt.


    Die andere Haut
    Auf dem Mars lebt seit 20 Jahren die dunkelhäutige Bevölkerung, die nach dem Atomkrieg von der Erde geflohen ist. Jetzt hat sich ein Raumschiff mit einer Besatzung aus weißen Männern angekündigt, und einige der Schwarzen planen bereits ihre Rache, denn sie wollen den Weißen all das antun, was sie ihnen einst angetan haben.


    Die Landstraße
    In einer Gegend in Mittelamerika lebt ein Bauer an einer Landstraße und beobachtet eines Tages eine Kolonne aus tausend Autos, deren Insassen zu Tode erschrocken zu sein scheinen. Nach einiger Zeit kommt ein Auto mit Männern und Frauen darin vorbei, sie bitten den Bauern um Kühlwasser. Der Bauer fragt nach der Ursache der Autokolonne und erhält die Antwort "Der Atomkrieg hat begonnen".


    Der Mann
    Auf einem Planeten landet ein Raumschiff, doch die Bewohner interessieren sich nicht dafür, denn am gleichen Tag ist ein geheimnisvoller "Erlöser" angekommen. Ein Mitglied der Besatzung vermutet in dem Mann einen konkurrierenden Raumfahrer, der ihnen zuvorgekommen ist, die anderen wollen bleiben und den Erlöser suchen.


    Der lange Regen
    Eine Gruppe von Raumfahrern landet auf dem Planeten Venus, auf dem es heiß ist und ohne Unterbrechung regnet. Sie machen sich auf die Suchen nach einer der vielen "Sonnenkuppeln", die Nahrung, Trockenheit und ein sauberes Bett versprechen. Doch der Wahnsinn greift in der Gruppe um sich. Eine sehr verstörende Geschichte, die mir sehr gefällt.


    Der Raumfahrer
    Ein Familienvater kehrt nach Monaten im Weltraum zu Frau und Sohn zurück, doch es zieht in bald wieder zurück ins All, er wandelt ewig wie ein Unruhegeist zwischen Erde und Weltall herum. Seine Familie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass er für immer bei ihnen bleibt.


    Die Feuerballons
    Eine Gruppe von Predigern landet auf dem Mars, um die Bewohner (blaue Leuchtkugeln aus purer Energie) zu missionieren. Doch wie will man Wesen die Botschaft Christi übermitteln, die keine Sünde kennen? Sehr schön sarkastische Story um den menschlichen Missionierungseifer.


    Die letzte Nacht der Welt
    Die letzten Stunden einer Familie werden beschrieben, da der Weltuntergang bevorsteht.


    Die Verbannten
    Auf dem Mars leben seit dem 21. Jh. Hexen, Autoren und Dichter des Übersinnlichen, wie Poe, Carroll, Shakespeare, Bierce, Blackwood. Ihre Bücher wurden auf der Erde verboten und schließlich verbrannt, um den Aberglauben auszumerzen. Eine Gruppe von Raumfahrern der Erde sind auf dem Weg zum Mars... Diese Story hat mir mit am besten gefallen, Bradbury schafft eine sehr bedrohliche und düstere Atmosphäre, das Thema erinnert an das, was 1933 in Deutschland geschah.


    Kein Abend, kein Morgen...
    Ein Mitglied einer Raumfahrergruppe, sein Name ist Hitchcock, verkraftet die lange Reise im Weltall nicht und zweifelt letztendlich an seiner eigenen Existenz. Diese Problematik ist mit Sicherheit nahe an der Realität und daher ziemlich deprimierend.


    Der Fuchs und die Hasen
    Ein Ehepaar aus dem Jahr 2155 reist zurück ins Jahr 1938, um dem Atomkrieg zu entgehen. Doch man folgt ihnen. Ebenfalls eine der besten Geschichten aus dem Band.


    Der Besucher
    Von einer tödlichen Infektionskrankheit befallene Menschen werden auf dem Mars "entsorgt". Eines Tages wird ein Mann dorthin gebracht, der die Fähigkeit besitzt, Illusionen in den Köpfen seiner Mitmenschen heraufzubeschwören, um ihnen die gedankliche Flucht aus der tristen Situation zu ermöglichen.


    Zementmixer
    Eine Armee aus Marsbewohnern bereitet die Invasion auf der Erde vor, da sie sich von den Erdbewohnern bedroht fühlen. Doch überraschenderweise werden sie friedlich und freundschaftlich empfangen. Ein Soldat durchschaut bald die Lebensweise der Erdmenschen. Schöne Kritik am "American Way of Life".


    Marionetten, e.V.
    Ein Mann ist seiner Ehe überdrüssig und möchte gern nach Rio reisen. Ein Freund berichtet ihm vertraulich von einer Firma, die Marionetten genau nach dem Abbild des "Kunden" herstellen und von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind. So könnte er sich unbemerkt nach Rio aufmachen, während seine Marionette sein Leben weiterführt.


    Die Stadt
    Eine Zivilisation auf einem fernen Planeten wurde einst von Bakterien ausgerottet, die durch Erdbewohner eingeschleppt wurden. Die letzten noch lebenden Bewohner bauten eine Stadt und statteten sie mit Fallen aus, um Menschen gefangen zu nehmen. Eines Tages landet ein Raumschiff mit Erdbewohnern...


    Stunde Null
    Eines Tages spielen überall in Amerika Kinder (alle unter 10 Jahre alt) ein neues Spiel, das die Erwachsenen zwar mit Verwunderung betrachten, aber nicht ernst nehmen. Sie ahnen nicht, dass durch das Spiel jemand einzudringen versucht... ganz schön fiese Story, aber genau die mag ich am liebsten. ^^


    Das Raumschiff
    Ein Familienvater spart seit Jahren, um wenigstens einem Mitglied der Familie eine Weltraumreise zu ermöglichen. Doch er kann sich nur ein Modell eines Raumschiffes leisten, das auf einem Schrottplatz steht. Eine sehr schöne und anrührende Geschichte, die einen runden Abschluss und einen Kontrast zu den eher düsteren Geschichten bildet.



    Meine Ausgabe scheint sich leicht von Liafus zu unterscheiden. "The Playground" ist bei mir gar nicht enthalten.


    Die Geschichten stammen allesamt aus den 40ern und 50ern, und ich gebe Liafu zwar recht - man merkt das überall anhand der Thematiken Bücherverbrennung, Atomkrieg, Rassismus. Doch gerade darum sind die so zeitlos! Die Themen sind nach wie vor aktuell und bewegen auch uns im Jahr 2012. Gerade vor diesem Hintergrund liest man die Geschichten mit anderen Augen und muss feststellen, dass vieles gar nicht mal so unrealistisch ist. Das hat bei mir mehr als einmal ein beklemmendes Gefühl ausgelöst, als ich das Buch gelesen habe. Insgesamt sind die Geschichten weniger technisch und wissenschaftlich orientiert (es werden keine technischen Aspekte im Detail dargestellt), als vielmehr philosophisch-poetisch. Bradburys Kritik richtet sich in erster Linie an den Menschen und seine Unzulänglichkeiten, die sich nicht nur auf die Erde erstrecken, sondern auch andere Zivilisationen beeinflussen. Ähnlich wie in "Die Mars Chroniken" ist das hier methaphorisch gemeint. Auf jeden Fall ist diese Sammlung echt stark und gehört zu dem besten, was Bradbury geschrieben hat. Es gab keine Geschichte, die mir nicht gefallen hat.


    5ratten und :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()