Konstantin Richter - Kafka war jung und er brauchte das Geld

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    Inhalt:
    Das Buch gibt einen kurzen, humorvollen Überblick über die kulturgeschichtlichen Epochen von der Renaissance bis zur Gegenwart. Dabei erzählt der Autor eine fortlaufende Geschichte, deren Kapitel zur jeweiligen Epoche passen, unterbrochen von kurzen Erklärungen und konkreten Beispielen, die typisch das besprochene Zeitalter sind.


    Meine Meinung:
    Der Untertitel dieses Buches lautet «Eine rasante Kulturgeschichte für Vielbeschäftigte» und verspricht auf der Rückseite nichts anderes als «Sie interessieren sich nicht für Kultur und möchten, dass es keiner merkt? Dann wird Ihnen dieses Büchlein garantiert weiterhelfen.» Na, die Garantie würde ich nicht übernehmen, vor allem, wenn einer wirklich keine Ahnung hat. Leute mit ein wenig kulturgeschichtlichem Vorwissen können jedoch profitieren, da insbesondere in den Erklärungen anschauliche Zusammenfassungen zu den Charakteristika einer Epoche gegeben werden. Einem Kunsthistoriker würde das alles sicher viel zu wenig tief gehen und dann müsste noch dieser oder jener Nebenaspekt erwähnt werden und überhaupt formuliert der Autor da und dort etwas gar überspitzt.


    Trotzdem hat das Buch eine gute Qualität und der Autor auch eine eigene Meinung, die er vor allem bei den Beispielen auch recht unverblümt zum Ausdruck bringt. Er verwendet immer wieder Begriffe der Managementsprache (der Protagonist der fiktiven Geschichte ist ein Manager in den besten Jahren und ihn spricht der Autor immer wieder direkt an, aber ich glaube nicht, dass das die einzige Zielgruppe des Buches ist) und analysiert dabei gnadenlos, welcher Künstler taugte, welcher eher nicht und weshalb. Das fand ich interessant und streckenweise auch sehr lustig, wie beispielsweise sein Verriss zu «Hundert Jahre Einsamkeit» von Gabriel García Márquez, der ja bei mir auch nicht gut wegkam.


    [quote author="Konstantin Richter"]«Das Buch (...) ist ein faul und zusammenhanglos dahingeschriebener Familienroman, der sich schleppend über mehrere Generationen erstreckt. Die verwirrende Anzahl von Protagonisten, die allesamt Aureliano oder José Arcadio heissen, wird im Westen als Eigenart der Entwicklungsliteratur hingenommen. (...) Hätte Thomas Mann in seinem Familienroman Buddenbrooks alle männlichen und weiblichen Protagonisten Johann Buddenbroook genannt und hätten all diese Johann Buddenbrooks Inzest miteinander getrieben und weitere Johann Buddenbrooks gezeugt, wäre dem Lübecker Kaufmanssohn kaum der Nobelpreis verliehen worden.» [/quote]


    Seine These: García Márquez erhielt den Preis 1982, weil er als Kolumbianer eine Art Exotenstatus hatte. Ich weiss es nicht besser, möchte dem aber nicht widersprechen, weil ich es ganz ähnlich empfinde. An der Qualität seines Buches kann es jedenfalls nicht liegen.


    Fazit:
    Ein unterhaltsames Büchlein, das Kulturbanausen tatsächlich ein paar Dinge gut erklärt und Leuten, die etwas besser bewandert sind, eine amüsante Lektüre und einen ungewohnten Blick auf Künstler und ihre Werke bietet.


    6 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.