Jeanette Winterson: Why be happy when you could be normal?

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    Jeanette Winterson: Why be happy when you could be normal?


    Dieses Buch ist eine Biografie von Jeanette Winterson.
    Man muss dazu erst mal sagen, dass Winterson mit ihrem ersten Roman "Oranges are not the only fruit", in dem sie sich selbst und ihre Biografie bis dahin - Mitte 20 - fiktionalisierte, bekannt wurde.
    Später hat sie immer wieder gerne auf diesem Thema rum geritten, "how dreary when a act is a factis a fact" - Literatur war wichtiger, weil 'so viel mehr' als "Realität".
    Realität, vor allem Realismus in der Literatur, war eher ihr "Feindbild".


    Es gibt allerdings schon länger, seit Anfang oder Mitte der 90er Jahre, einen kleinen Esseyband von ihr, der interessante Einblicke ihrer Ansichten über Kunst und "Realism", aber auch über ihr Verhältnis zu ihrer Mutter (Adoptivmutter) enthält (diese hatte etwa Bücher im Haus verboten, und als sie Jeanettes Bücherversteck unter ihrer Matratze entdeckte, wurden die Bücher verbrannt).


    Hier ist übrigens mal der Essayband; ich fand ihn sehr interessant, Rezensenten auf amazon.com finden aber z.T., dass er eher nach Angeberei und Uni-Hausarbeit klingt.
    Geschmacksache, vermutlich.

    Art objects: Essays on ecstacy and effrontery

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    Nun zur Biografie:
    Klappentext von Amazon:

    In 1985 Jeanette Winterson's first novel, "Oranges Are Not the Only Fruit", was published. It tells the story of a young girl adopted by Pentecostal parents. The girl is supposed to grow up and be a missionary. Instead she falls in love with a woman. Disaster. Written when Jeanette was only twenty-five, her novel went on to win the Whitbread First Novel award, become an international bestseller and inspire an award-winning BBC television adaptation. "Oranges" was semi-autobiographical. Mrs Winterson, a thwarted giantess, loomed over that novel and its author's life. When Jeanette finally left her home, at sixteen, because she was in love with a woman, Mrs Winterson asked her: why be happy when you could be normal? This book is the story of a life's work to find happiness. It is a book full of stories: about a girl locked out of her home, sitting on the doorstep all night; about a tyrant in place of a mother, who has two sets of false teeth and a revolver in the duster drawer, waiting for Armageddon; about growing up in an northern industrial town now changed beyond recognition, part of a community now vanished; and, about the Universe as a Cosmic Dustbin. It is the story of how the painful past Jeanette Winterson thought she had written over and repainted returned to haunt her later life, and sent her on a journey into madness and out again, in search of her real mother. It is also a book about other people's stories, showing how fiction and poetry can form a string of guiding lights, a life-raft which supports us when we are sinking. Funny, acute, fierce and celebratory, this is a tough-minded search for belonging, for love, an identity, a home, and a mother.


    Meine Meinung:
    Die Biografie ist aus meiner Sicht spannender zu lesen als ihre Bücher zum Großteil, und liest sich stellenweise wie ein Krimi(und ich habe kürzlich "Still missing" (Chevy Stevens) und "Before I go to sleep" (J.S. Watson) gelesen, bilde mir das also vielleicht nicht nur ein!) :zwinker:


    Aus ihrer Haut kann J.W. aber nicht heraus, so dass die Sprache sehr an ihre anderen Werke erinnert, allerdings nicht ganz so "poetisch" ist.
    Das Buch wurde, laut ihren Angaben, "in Echtzeit" geschrieben, so dass auch viele Abschweifungen und Gedankengänge erlaubt sind.


    Es enthält ihre Biografie von ca. ihrem 3. bis 20. Lebensjahr und dann wieder Erlebnisse aus ihren letzten Jahren (sie ist um die 50).


    Dazwischen kleine Zitate aus ihren Büchern und einigen anderen Büchern (mit Quellenangabe), passend zum Inhalt.


    Worum geht es denn nun? :zwinker:


    Man fängt an zu lesen und denkt erst mal nur, man möchte eben doch gerne erfahren, was nun "echt" war und was nicht, "wie es wirklcih war", was ja vorher - bei ihr - immer "verboten" war.
    Gleich auf den ersten Seiten erfährt man Schlimmes, sie sagt selbst, dass sie in "Oranges" einiges beschönigt hat, weil sie die echte Vergangenheit nicht aushalten konnte.
    So musste sie öfter Nächte auf der Haustürtreppe -draußen - sitzend verbringen, während ihre Mutter innen die Bibel las.
    Schläge waren an der Tagesordnung und wurden von der Mutter verordnet, aber erst vom Vater verbreicht, wenn er heimkam und die Mutter ihm gesagt hatte, wie viele Schläge zu verabreichen waren.
    Auch sagte die Mutter öfter, dsas sie J. aus "der falschen Krippe" geholt hätte, und lieber "Paul, der in der Krippe daneben lag" hätte wählen sollen.
    Der Teufel hätte also die Eltern zu J. geführt.
    Das alles ist erst mal sehr verwirrend, hat aber später noch mal Relevanz!

    Im zweiten Abschnitt geht es um ihre Liebe zur Literatur und Sprache, ihr "heimliches Selbststudium"
    mit rigiden Regeln - die Literaturabteilung der örtlichen Bibliothek wird alphabetisch durchgelesen, natürlich heimlich - Freundinnen und Helfer auf dem Weg, nachdem ihre Eltern sie aus dem Haus warfen und ihr Studium in Oxford.
    Das alles scheint erst mal nur für Fans und Interessierte interessant.


    Dann wird es aber im dritten Abschnitt noch mal spannend.
    Dort geht es um die Suche nach der Wahrheit/ leiblichen Mutter.


    Sie macht sich nach einem Selbstmordversuch, der nur durch ihre Katze :zwinker: verhindert wurde, auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.
    "Mrs. W.(interson"), wie sie ihre Adoptivmutter nur nennt, hatte ihr erzählt, dass diese tot sei.
    Die Suche gestaltet sich lang, langwierig und schwierig, wird aber von verschiedenen Freunden unterstützt.
    Viele Probleme gibt es mit Behörden, aber auch mit den Orignalpapieren, die sie nach dem Tod ihres Vaters in dessen Haus gefunden hat, und auf denen etwa ihren Namen und die Namen ihrer Eltern unkenntlich gemacht und überstrichen wurden.
    Immer wieder stößt sie an Grenzen und Hindernisse, etwa, dass Papier nur von ihrer Sozialarbeiterin, nicht aber von ihr selbst gelesen werden dürfen.
    Am Ende findet sie tatsächlich nicht nur ihre Mutter, sondern entdeckt auch noch zahlreiche Geheimnisse von und um "Mrs. W.", die uns wieder an den Anfang des Buches zurückführen.
    Das Ende ist offen.
    Es wird auch offen gelassen, ob sie noch eine zweite Biografie schreiben wird, in denen die ausgelassenen 25 Jahre kommentiert werden, über die sie hier nicht schreiben konnte.



    Viele kleine Verbindungen innerhalb des Buches belohnen ein aufmerksames Lesen.

    Immer wieder erscheinen überraschend Verbindungen zu Aussagen, die vorher marginal erschienen.


    Auch das Buch "Oranges" spielt, nicht zu Werbezwecken, eine ganz besondere Rolle, insbesondere bezogen auf ihre "zwei Mütter".


    Am Ende hat man immer weniger Seiten in der Hand und fragt sich, ob diese noch ausreichen, alle aufgeworfenen Fragen zu beantworten (sie reichen).


    Im Laufe des Lesens verändert man seine Sichtweise auf einige Personen, man bekommt Mitgefühl mit eigentlich unsympathischen Personen und wundert sich über "grausame", jedenfalls aggressive, Taten eigentlich sympathischer Personen.
    Man bekommt Einblicke ins das Seelenleben diverser Personen, außer J.W. selbst und kann ihre Handlungen und Entschiedungen (teilweise) nachvollziehen.


    Andere Handlungen bleiben unverständlich, etwa (für mich) die der Kirchengemeinde (Teufelsaustreibung - und keiner tut etwas dagegen...).

    Ich würde das Buch nicht nur Winterson-Fans und Interessierten empfehlen
    , sondern auch Menschen, die sich für Themen wie Adoption/ Finden der eigenen Wurzeln/ Selbstfindung, Mutter-Kind-Beziehung/Problematik, Literatur allg. oder Religion (in diesem Fall eine ganz spezielle evangelische Religion) interessieren.


    Themen des Buches:
    Oft wird auch die Frage aufgeworfen, was (bestimmte) Menschen antreibt, wie man sie wahrnimmt und wie es zu Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kommen kann - und ob und wie Menschen sich ändern (können).
    Am Rande fand ich auch immer wieder das Thema "Was sind die Pflichten einer Tochter, was sind die Pflichten einer Mutter (auch ein bisschen: eines Vaters), was dürften beide erwarten? Wann Enden die Pflichten beider dem anderen gegenüber?"
    Wer ist "die Familie" und was ist ein "Zuhause"?
    Wen sehen wir als intelligent an und warum - und wie kann man sich dabei täuschen?


    Das alles im Prinzip sehr spannend erzählt, wer Längen im Buch empfindet, kann vielleicht eher die Mittelpassage auslassen.


    Ich vergebe
    5ratten


    LG
    von Keshia


    PS
    Auf der HP von Jeanette Winterson kann man einen längeren Ausschnitt lesen. :winken:

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()