Tereza Vanek - Das Geheimnis der Jaderinge

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  • Tereza Vanek - Das Geheimnis der Jaderinge


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    Klappentext:


    Die verarmte Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow kommt im Jahr 1882 nach Shanghai, um dort ihr Auskommen als Gesellschafterin zu suchen. Durch ihre Arbeitgeberin, eine alte britische Lady, stößt sie auf ein dunkles Familiengeheimnis. Ein grüner Jadering und ein chinesisches Schriftstück aus Zeiten des Taiping-Aufstands geben ihr Rätsel auf. Gemeinsam mit dem chinesischen Akrobaten Jinzi versucht sie, das Geheimnis zu lüften. Die Spurensuche bringt die Deutsche und den Chinesen in Lebensgefahr.


    [hr]


    Zu diesem Buch findet ab dem 20.04.2012 eine autorenbegleitete Leserunde statt, auf http://www.leserunden.de.
    Alle Interessierten können sich hier anmelden. :smile:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Tereza Vanek – Das Geheimnis der Jaderinge


    Inhaltsangabe:


    Hamburg 1880:Für die 21-jährige Viktoria Virchow scheint sich ein Traum zu erfüllen, als ihre Verlobung mit Anton von Scharpenberg verkündet wird. Doch schon bald zerplatzt dieser Traum: das Vermögen ihres Vaters ist verloren – und Anton löst die Verlobung daraufhin auf. Nach einem heftigen Streit verlässt Viktoria trotzig ihr Elternhaus und findet eine Stelle als Gesellschaftsdame einer reichen, älteren Engländerin, Margaret Huntingdon, die in Shanghai lebt. Viktoria ist schnell von China und seiner Bevölkerung fasziniert – und in Margaret Huntingdon findet sie eine freundliche Unterstützerin. Doch Viktorias Weg ist in Shanghai noch lange nicht zu Ende, er führt sie nach Peking ins Haus eines chinesischen Mandarins und zu Varietekünstlern, mit denen sie sich anfreundet. Besonders ein junger Mann, Jinzi, dessen Name „Gold“ bedeutet, hat es ihr angetan. Aber kann eine Beziehung zwischen einem chinesischen Mann und einer Europäerin eine Zukunft haben? ...


    Der erste Satz:


    „Das Orchester hatte aufgehört zu spielen, als Männer in schwarzen Fracks die kristallenen Gläser mit Champagner füllten.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Das war eine wunderbare Geschichte!


    Mir wurde beim Lesen dieses Buches bewusst, wie wenig ich über die Geschichte Chinas weiß. Die in Viktorias Geschichte eingebundene Erzählung über den Taiping-Aufstand, einer der blutigsten Bürgerkriege überhaupt, war faszinierend. Es war nicht immer leicht mit den chinesischen Namen, wenn ich unkonzentriert war, habe ich immer wieder Namen verwechselt und musste zurückblättern, um noch einmal nachzulesen, aber das hat mich nicht einmal gestört.


    Im zweiten Teil des Buches verlassen wir Viktorias Geschichte und erfahren, wie das Leben von Yazi, der Mutter des jungen Varietekünstlers Jinzi, verlaufen war. Mir persönlich hat dieser Teil am besten gefallen – Yazi ist eine starke Frau, die aus einer ungeliebten Ehe ausbrechen konnte und dann mit den Taiping-Rebellen ein Leben als Soldatin führte. Für mich ist Yazi die beeindruckendste Figur im Buch.


    Viktoria war anfangs eine verwöhnte und naive Lieblingstochter eines reichen Mannes, aber sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer mutigen und verantwortungsvollen Frau – auch wenn sie bis zum Ende hin sehr starrköpfig und ungeduldig reagiert. Aber vielleicht lernt sie von den Chinesen irgendwann einmal doch noch etwas Gelassenheit? :zwinker:


    Insgesamt hat mir gefallen, dass die Personen nicht einfach schwarz oder weiß sind – sie tragen gute und schlechte Seiten in sich und mal zeigt sich die eine und mal die andere Seite. Das ist wirklich toll gemacht und bringt für mich als Leserin auch Überraschungen, denn die Personen reagieren nicht immer so, wie man es erwarten würde.


    In der Geschichte passiert sehr viel und man kommt beim Lesen manchmal fast außer Puste. Aber es kommen auch ruhigere Passagen, in denen man sich auf das Land und die Leute einlassen kann: Viktorias Reise von Shanghai nach Peking war zum Beispiel eine solche Passage, die ich sehr genossen habe. Überhaupt fand ich die Reisen immer sehr schön und stimmungsvoll beschrieben.


    Loben will ich auch die Aufmachung des Buches: das Cover finde ich wunderschön und auch die in anderer Schrift gesetzten Kapitelüberschriften gefallen mir sehr. So ein Buch würde sich auch super als Geschenk eignen.


    Meine Bewertung: 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Ich lese das Buch gerade und bin bisher leider nicht sehr begeistert. Leider stocke ich immer an Formulierungen wie "Sinn machen". Auch verwendet die Autorin "scheinbar" wenn sie aber "anscheinend" meint. Ja, das sind Kleinigkeiten, leider stört es aber immer wieder meinen Lesefluss.


    Auch ist die Geschichte bisher für mich eher nervig, denn interessant. Wenn ich Annabas' Rezi aber lese, macht es mir Mut dennoch weiterzulesen. Mehr über Chinas Geschichte zu erfahren, ist etwas auf das ich mich freue. Na, dann werde ich mal weiterlesen. Ich habe jetzt ca. 80 Seiten hinter mir. Wäre es kein Reziexemplar und wäre außerdem Annabas' Rezi nicht, hätte ich jetzt schon mit dem Lesen aufgehört.


    Also: Ab auf die Terrasse. :leserin:

  • Ich habe weitergelesen und jetzt gefällt es mir richtig gut. Die Protagonistin ist nicht mehr so nervig und die Handlung wird - nun in Shanghai - auch wesentlich interessanter.
    Weitere Berichte folgen :breitgrins:

  • Mittlerweile ist die Protagonistin beim Mandarin angekommen und ist mir sogar schon sympathisch. Wenn ich Zeit habe, versinke ich gerne in das Buch und das China der Zeit. Hätte nicht gedacht, dass mir der Roman dann doch noch so gut gefallen würde.

  • Die Informationen innerhalb der Spoilermarkierungen kann man mitlesen, muss es aber nicht tun. Sie enthalten keinen Geheimnisverrat, sondern lediglich weitere Informationen zu Personen und Handlungsverlauf.


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    Tereza Vanek: Das Geheimnis der Jaderinge – Roman, München 2012, Bookspot-Verlag, ISBN 978-3-937357-53-9, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 648 Seiten, Format: 22 x 14,8 x 4,6 cm, EUR 16,95.


    Hamburg 1880: Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die sachlich-nüchterne Amalia Virchow die Reederei geleitet hätte. Sie hätte den nötigen Kaufmannsgeist gehabt – im Gegensatz zu ihrem Gatten, der Firma und Familie mit seiner Leidenschaft für Kunst und schöne Frauen ruinierte. Doch damals führten Frauen keine solchen Unternehmen, und so stehen die Virchows nun vor den Trümmern ihrer Existenz. Der Vater nimmt sich das Leben, Mutter Amalia und Tochter Viktoria, 21, stehen mittelos da. Geld weg, Haus weg, guter Ruf weg – und Viktorias Verlobter Anton von Scharpenberg macht sich auch noch vom Acker. Er hätte Viktorias Geld gebraucht. Jetzt, da sie keines mehr hat, will er sie auch nicht mehr heiraten.


    Und nun? Bei der Verwandtschaft unterzukriechen und an irgendeinen reichen alten Knacker verschachert zu werden, kommt für Viktoria nicht in Frage. Lieber geht sie arbeiten. Doch außer Fremdsprachen hat sie nie etwas gelernt. Wählerisch kann sie nicht sein, und so folgt sie dem Rat eines ehemaligen Angestellten ihres Vaters und bewirbt sich als Gesellschafterin einer gelähmten alten Dame – in Shanghai.


    Viktoria mag eine verwöhnte und exzentrische junge Frau sein, doch hat sie vom Vater die Weltoffenheit und von der Mutter einen gesunden Pragmatismus geerbt. Das hilft ihr, in der fremden und exotischen Kultur Chinas zurechtzukommen. Margaret Huntingdon, der sie Gesellschaft leisten soll, erweist sich als eine sympathische alte Dame, die an der Seite ihres Mannes ein abenteuerliches Leben geführt hat. Der Rest der Familie ist ziemlich steif und abweisend. Und das Verhalten der einheimischen Bediensteten kann Viktoria noch gar nicht einschätzen.


    Schneller als vermutet hat sie jemanden, der ihr die chinesische Sprache und Kultur näherbringen kann: der Waisenjunge Dewei, dem sie das Leben rettet, begleitet sie fortan als eine Art Adoptivsohn.


    Aus Unkenntnis der Sachlage rührt Viktoria bei den Huntingdons an ein Familiengeheimnis: Andrew, Margaret ältester Sohn, ist vor zwei Jahrzehnten hier in China spurlos verschwunden. Alles, was seiner Mutter von ihm geblieben ist, ist ein Jadering und ein paar chinesische Schriftstücke.


    Den Huntingdons ist es gar nicht recht, dass Viktoria sich für Andrews Schicksal interessiert. Das regt Mutter Margaret nur unnötig auf. Und so nutzen sie den erstbesten Vorwand, um Viktoria zu entlassen. Doch statt nach Deutschland zurückzukehren, lässt sich die junge Frau auf ein weiteres China-Abenteuer ein: Sie verdingt sich als Gouvernante für die Kinder eines chinesischen Richters – in Peking. Ihren Adoptivsohn Dewei nimmt sie natürlich mit.


    Die Reise nach Peking ist lang und strapaziös. Und das Leben dort ist noch fremdartiger als in Shanghai. Lange hält es Viktoria auch im Haushalt des Richters nicht aus. Als sie sich spontan für dessen dritte Ehefrau, die gebildete und belesene Chuntian einsetzt, verliert sie auch diese Stelle. Wieder steht sie auf der Straße. Hilfe findet sie bei Chuntians Mutter, der Akrobatin Yazi. Chuntians Bruder Jinzi, ebenfalls Akrobat, ist von dem europäischen Gast und derem chinesischen Adoptivsohn wenig begeistert. Das riecht für ihn alles nach Ärger und Problemen.



    Doch was für Viktoria das eigentlich Interessante ist: Yazi kannte Andrew Huntingdon und fragt sich aus gutem und wichtigem Grund seit zwanzig Jahren, was aus ihm geworden ist.

    Also machen sich Viktoria und ihr Adoptivsohn Dewei, Yazi und ihr Sohn Jinzi auf den Weg zu den Huntingdons nach Shanghai.


    Auf dieser langen Reise kommen Viktoria und Jinzi einander zaghaft näher. Sie schmieden Zukunftspläne und ahnen nicht, in welcher Gefahr sie sich befinden ...


    Was für ein Buch! Man denkt, man bekommt eine gängige „Love and Landscape“-Geschichte mit ein paar Krimi-Elementen darin und wird von einem handfesten historischen Roman überrascht.


    „China geht nicht“, haben Verlage zu Tereza Vanek gesagt. Wie: China geht nicht? Warum das denn? Der Bookspot-Verlag hat das zum Glück anders gesehen. Und DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE zeigt ja, dass man über dieses Land, seine Geschichte und seine Kultur überaus packende, hochinteressante Geschichten erzählen kann!


    Das aufregende Leben der Taiping-Kriegerin Yazi, das auf 270 Seiten im Mittelteil des Buchs geschildert wird, ist fast noch mitreißender als das Viktorias Wandlung vom weltfremden Wohlstandzicklein zur höchst eigenständigen erwachsenen Frau. Ohne Info-Dumping zu betreiben, gibt uns Tereza Vanek einen Einblick in ein Kapitel der Geschichte, von dem die wenigsten von uns je etwas gehört haben dürften. Oder war jemandem der Taiping-Aufstand ein Begriff? Besonders zimperlich darf man beim Lesen allerdings nicht sein. Krieg ist widerwärtig und brutal, und die Autorin beschönigt nichts. Oder nicht viel.


    Ein Personenverzeichnis wäre nicht schlecht gewesen. Wer mit der chinesischen Sprache normalerweise nichts zu tun hat, kann sich nämlich nicht vorstellen, wie man die Namen ausspricht. Und dann sitzt man irgendwann vor diversen Buchstabenkolonnen, die alle mit Xi oder Ji anfangen und für den Laien ziemlich gleich aussehen. Immer zurückblättern und nach den Kerlen suchen will man ja auch nicht, wenn’s in der Geschichte gerade so richtig rund geht. Aber das sind Kleinigkeiten. Alles in allem bietet DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE ungemein spannende Unterhaltung, die einem so ganz nebenbei eine Fülle faszinierender Informationen unterjubelt. So lernt man gerne dazu!


    Gerüchte besagen, dass es einen Folgeband geben soll mit alten Bekannten aus diesem Band und mit neuen Figuren. Klingt gut. Ich wäre auf jeden Fall als Leserin dabei.


    Die Autorin
    Tereza Vanek wurde 1966 in Prag geboren und wuchs in München auf. Dort studierte sie Anglistik, Romanistik und Slawistik. Im Anschluss an ihr Studium erwarb sie den Doktortitel Dr. phil. Die Autorin lebt und arbeitet in München. Auf ihrer Homepage http://www.tereza-vanek.de kann man unter anderem Details zur Entstehungsgeschichte des Romans nachlesen und Fotos von ihrer Recherchereise sehen.

  • Da bin ich mal wieder. Mittlerweile habe ich "Buch 1" durch und bin jetzt sogar noch mehr gefesselt als schon zuvor. Die Handlung wechselt nun auf zwei andere Hauptfiguren und springt dabei einige Jahre in die Vergangenheit - ich denke mal, mitten in den Taiping-Aufstand. Die Autorin geht geschickt vor und hat ihre Handlung wirklich gut strukturiert. Jetzt kann man gar nicht mehr aufhören, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht, bzw. was damals vor sich gegangen ist. Sie präsentiert dem Leser erst einzelne Brösel eines Geheimnisses und nach ca. 260 Seiten beginnt sie damit diese "Geheimnisse" genüsslich zu erzählen.


    Also mir macht das Spaß :breitgrins:

  • Ich bin gespannt auf deine Eindrücke im zweiten Buch - mir hat dieser Teil sogar noch besser gefallen als die Geschichte um Viktoria. :winken:


  • Ich bin gespannt auf deine Eindrücke im zweiten Buch - mir hat dieser Teil sogar noch besser gefallen als die Geschichte um Viktoria. :winken:


    Das hatte ich oben gelesen und es war einer der Gründe warum ich überhaupt am Buch geblieben bin :smile: Der Dank geht zu 100% an dich Annabas, denn ich hätte das Buch sonst in die Ecke geschmissen :winken:

  • Inhalt in eigenen Worten:


    Für Viktoria Virchow sieht die Zukunft am 13. August 1859 wahrhaft rosig aus. Sie feiert ihren 20. Geburtstag, liebt ihren Verlobten Anton über alles und ist als einzige Tochter des Reeders Virchow mehr als nur wohlhabend. Die Welt liegt ihr zu Füßen. Doch es kommt anders als geplant. Die Geschäfte ihres Vaters laufen schon länger nicht mehr so gut, er verliert sehr viel Geld bei einem wichtigen Geschäft in Südostasien und kann letztendlich mit der Schmach eines Bankrotts nicht leben und begeht Selbstmord. Nach dem Viktoria keine gute Partie mehr darstellt, verliert ihr Verlobter Anton sein Interesse an ihr und löst die Verlobung auf. Viktoria muss sich eine Arbeit suchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch das stellt sich als sehr viel schwieriger heraus, als sie sich vorstellen konnte. Magda ihre ehemalige Zofe kann einen Kontakt herstellen zu einem englischen Geschäftsmann in Schanghai, der für seine bettlägerige Mutter eine Gesellschaftsdame sucht. Da Viktoria mehrere Fremdsprachen beherrscht und ohnehin sehr interessiert ist an China, packt sie die Gelegenheit beim Schopf und reist nach Schanghai, wo sie im Haushalt der Huntingdons Margaret kennen lernt, eine Frau, die sehr viel erlebt hat und seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. Viktoria merkt sehr bald, dass die Familie ein Geheimnis umwittert über das nicht gesprochen werden darf. Da Viktoria sehr neugierig ist, verlässt sich gerne das internationale Viertel von Schanghai und kommt mit dem echten China in Kontakt.
    Leider gerät Viktoria aufgrund ihres impulsiven Wesens in Missgunst von Mr. Huntingdon sodass er sie zu Margarets Leidwesen entlässt. Margaret kann ihr eine Stelle in Peking vermitteln. So begibt sich Viktoria abermals auf Reisen, zu ihrer neuen Arbeitsstätte im Haushalt des Mandarins Lao Tengfei. Eine seiner drei Ehefrauen, Chuntian, kommt Viktoria näher. Durch sie lernt sie deren Mutter Yazi kennen, eine Schaukämpferin und Gauklerin, die ihr ihre Geschichte erzählt, die von einem kleinen Bauerndorf bis zur Taiping Rebellion führt.




    Einige Worte zum historischen Hintergrund der Taiping Rebellion:


    Im Jahre 1814 wird Hong Xiuquan im Süden in Chinas in einer bitterarmen Familie geboren. Die Eltern tun alles für ihren Sohn und ermöglichen ihm, sich auf Beamtenprüfungen vorzubereiten. Aber Hong schafft diese auch nach mehrmaligen Versuchen nicht. Als er sich 1836 wieder einmal auf eine Prüfung vorbereitet, kommt er durch Zufall an ein Traktat mit übersetzten Bibelstellen. Hong ist sehr beeindruckt davon und bewahrt das Heft auf. Nach einem erneuten Fehlversuch der Beamtenprüfung fällt er in eine Ohnmacht und hat eine Vision. Er will Gott als bärtigen Mann gesehen haben, der ihm offenbart, dass er der jüngere Bruder Jesu´ ist. Hong fühlt sich dazu berufen, die herrschenden Mandschu zu verjagen und es gelingt ihm schon nach kurzer Zeit 10 000 Anhänger um sich zu scharen. Am 29. März 1853 gelingt es Hong mit seinen Rebellen die Stadt Nanjing einzunehmen, die er zur Hauptstadt seines „Himmlischen Reiches“ macht, das sich zu einem totalitären Gottesstaat mit kommunistischem Einschlag entwickelt. Glückspiel, Opium, Ehebruch und Tanz sind verboten. Homosexuelle, Prostituierte und Dissidenten werden hingerichtet. Über Jahre hinweg bleibt ein Gebiet mitten in China von der Größe Großbritanniens in der Hand der Rebellen. Um den Bedarf an Nahrungsmitteln der Rebellen zu decken, ziehen Aufständische durchs Land und verwüsten einst fruchtbares Land. Infolge verhungern ganze Dörfer. Die kaiserlichen Truppen schaffen es nicht, Hongs Gottesstaat niederzuschlagen. Erst als England, USA und Frankreich sich mit der chinesischen Armee zusammentun, und Hong Xiupuan im Jahre 1864 an einer Krankheit stirbt, bricht das „Himmlische Reich des Großen Friedens“ zusammen. Nach heutigen Schätzungen hat es mindestens 20 Millionen Menschen das Leben gekostet.



    Eigene Meinung:


    Das Geheimnis der Jaderinge bringt dem Leser in der Rahmenhandlung die junge Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow näher, die 18xx nach China reist. Die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr anschaulich und abwechslungsreich. Mir haben es vor allem Viktorias Ausflüge in die Chinesenviertel von Schanghai und Bejing angetan. Der Trubel der chinesischen Märkte, Theater, die Armut, aber auch das Leid von verwaisten Kindern hat die Autorin sehr gut rüber gebracht Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.
    Eindrucksvoll fand ich auch die wochenlange Reise von Schanghai nach Peking in einer Sänfte.


    Die Hauptfiguren sind sehr sorgfältig charakterisiert. Ich habe eine sehr gute Vorstellung gewinnen können von Viktoria, aber auch von der Familie Huntingdon. Viktoria trifft in Schanghai auf Max von Brandt, der von 1875 – 1893 deutscher Gesandter in China war und bekannt ist als Verfasser zahlreicher Bücher und Abhandlungen über Ostasien.


    In der Binnenhandlung wird die Geschichte einer Soldatin erzählt, die aus einem ländlichen chinesischen Dorf stammt und es zu hohem militärischen Grad bringt in der Armee der Rebellen. Diesen Teil fand ich recht anspruchsvoll zu lesen, weil ich etwas Mühe hatte, mir die chinesischen Namen zu merken. Hier wäre eine Personenliste unter Angabe von fiktiven und historischen Persönlichkeiten hilfreich gewesen. Mit ein bisschen mehr Anstrengung als sonst und einem kleinen bisschen Recherche war aber genau dieser Teil wirklich ein Gewinn.


    Im zweiten Teil der Rahmenhandlung kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Viktoria lernt einen interessanten jungen Man kennen und kommt ihm näher. Diese Ausführungen hätten für mich etwas knapper gehalten sein können, ich war von den geschichtlichen Entwicklungen so hingerissen, dass ich diese Liebesgeschichte nicht noch gebraucht hätte. Ich fand es dann auch sehr schön, dass das Ende offen blieb. Im Jahr 2012 kommt der Folgeroman zu „Das Geheimnis der Jaderinge“ heraus, dann werden wir mehr wissen.


    Hinten im Buch ist ein sehr informatives Nachwort abgedruckt und eine Aufstellung von wichtigen historischen Daten.


    Der Schreibstil von Tereza Vanek gefällt mir ausnehmend gut. Das Buch liest sich angenehm flüssig in einem guten Rhythmus. Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.



    Mein Fazit:


    Dieses Buch ist für mich so, wie ein historischer Roman sein sollte. Ich konnte wunderbar eintauchen in das China im 19. Jahrhundert, habe viel Neues zu einem interessanten Kapitel der chinesischen Geschichte gelernt und fühlte mich wunderbar unterhalten. Für mich war das ganz sicher nicht das letzte Buch von Tereza Vanek.


    Eine ganz klare Leseempfehlung mit 5ratten

  • Lesesonntag im Hause Ingroscha :breitgrins:


    Ich bin nun ca. in der Mitte des Buches. Yazi und ihrer Tochter Chuntian mussten bereits mit vielen ungewohnten und oft sehr unangenehmen Situationen fertig werden. Gerade sind sich Yazi und A. das erste Mal begegnet und es macht einfach Spaß uns Nordeuropäer durch die Augen einer Chinesin zu sehen.
    Hier wüsste ich gerne, wie sehr Tereza Vaneks Beschreibungen da der Wahrheit entsprechen - ob sie sich diese Eindrücke alle selbst ersonnen oder auf Erfahrungen von Chinesen gebaut hat.

  • Ingroscha
    Hast den Roman beendet? :)


    Meine Meinung:
    Mir hat "Das Geheimnis der Jaderinge" sehr gefallen. Der Autorin ist es gelungen einen sehr lebendigen Roman über China und den Blick der Europäer auf das Land, ebenso aber auch den Blick von Chinesen auf die Europäer der Kolonialzeit zu zeichnen. Dabei ist es ihr nach meiner Meinung auch gelungen Klischees zu vermeiden und vor allem auch ihren Hauptfiguren verschiedene Facetten zu geben. Gerade Viktoria ist nicht immer ganz leicht zu mögen, aber ihre Wandlung von der verwöhnten Tochter aus gutem Hause hin zu einer Frau deren Horizont durch ihre Erfahrungen erweitert wurden ist glaubwürdig. Sie verändert sich allmählich und das brachte mich dazu sie zu mögen.
    Eigentlich ist der Roman auch die Erzählung einer großen Liebe, die durch die Umstände niemals wirklich ausgelebt werden konnte. Die Erlebnisse von Yazi, die einst einen jungen Engländer geliebt hat und einen Sohn von ihm bekam, bildet einen wichtigen Kern der Handlung. Schade fand ich nur das dieser Teil etwas holprig integriert wird. Ich muss zugeben das ich eine etwas andere Herangehensweise (etwa durch Abwechselnde Kapitel) besser gefunden hätte. Trotzdem hat mir auch dieser Erzählstrang gefallen, vor allem weil er wieder keinen ganz einfachen Weg aufzeigt und zu dem einen chinesischen Blickwinkel einbaut. Gerade auch die Verwicklungen dieser Figur mit der Familie, für die Viktoria zunächst arbeitet fand ich gelungen und vor allem auch glaubwürdig. Zwar schleicht sich hier der ein oder andere arge Zufall ein, aber insgesamt war der Stil der Autorin so einnehmend, das ich darüber gerne hinwegsehen konnte.
    China ist ein Land das mir bisher eher unbekannt ist und gerade diese Fremdheit hat auch schon in der Kolonialzeit dafür gesorgt das es ein fast schon sagenumwobenes Land war. Erst die eigene Reise hat es entzaubert, aber dafür auch die Chance ermöglicht das Land wirklich kennen zu lernen, wenn man die eigenen Vorurteile überwinden konnte. Diese Möglichkeit auf zu zeigen, das ist der Autorin wirklich gelungen.
    So ist "Das Geheimnis der Jaderinge" keine reine Liebesgeschichte geblieben, sondern auch ein sehr lebendiger Roman mit einer mutigen Hauptfigur die durch ihren Freigeist ein eigenständiges Leben finden kann, dies aber nur schafft weil sie sich dem Land in das sie als Fremde gekommen ist öffnet.


    4ratten