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Originaltitel: La Isla de la pasión
Clipperton: ein unfruchtbares Atoll im Nichts. Mir ist ziemlich unerklärlich warum, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die rund 200km vor Mexiko im Pazifik gelegene Insel tatsächlich ein Streitpunkt zwischen Mexiko und Frankreich. Eine kleine Garnison Mexikaner wurde dort stationiert, mehr oder weniger vergessen und ihre wenigen Überlebenden schließlich von einem vorbeifahrenden Schiff gerettet.
Laura Restrepo zeigt sehr schön, wie sich die Menschen auf der Insel wandeln. Der Fokus der Geschichte liegt auf dem Gouverneur, wie der befehlshabende Offizier großspurig genannt wurde und seiner Frau. Diese beiden sind auch die einzigen, deren Vergangenheit vor dem Aufenthalt auf der Insel genauer beleuchtet wird, da sie auch im Gegensatz zu den einfachen Soldaten und ihren Angehörigen auch der Bürgerschicht entstammen, ist es natürlich auch wahrscheinlicher, dass tatsächlich historische Dokumente zu ihnen existieren. Ausgehend vom Gouverneur herrscht zunächst eine disziplinierte Stimmung, man versucht das normale Leben, auch mit den Standesunterschieden zwischen Mannschaft und Offizieren, so weit wie möglich weiterzuleben. Auch stark verspätete Nachschublieferungen ändern daran nichts. Doch als bei einem Orkan ein Großteil der zivilisatorischen Errungenschaften zerstört und das Versorgungsschiff ganz ausbleibt (die mexikanische Revolution hat weder Zeit noch Geld übrig und auch kein Interesse an dem Eiland), bricht auch die Gesellschaftsordnung langsam auseinander, Mangelernährung und Krankheiten tragen ihren Teil dazu bei und am Ende gibt es nur einige wenige Überlebende.
Die Autorin lässt eine Journalistin der Geschichte nachspüren, Überlebende bzw. ihre Nachfahren und Verwandten aufsuchen und so die Geschichte rekonstruieren. Die Aussagen sind teilweise widersprüchlich, über so manches wurde vermutlich auch niemals gesprochen und so kann man die Erzählung nur als Fiktion begreifen, die allerdings auf Tatsachen beruht. Die „Insel der Verlorenen“ beleuchtet ein unbekanntes Stückchen Geschichte und zeigt, wie dünn und trügerisch sich die Tünche der Zivilisation im Ernstfall erweisen kann.