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Zitat:
"Das Leben besteht aus Risiken. Man nimmt die Vergangenheit zur Kenntnis, schaut aber nach vorn. Leben bedeutet, Fehler zu riskieren, aber zu glauben, dass wir alle Vergebung verdient haben."
(S. 382)
Inhalt:
Gabry wächst in Vista auf, einem vor den menschenfressenden Mundo geschütztem Bereich. Außerhalb der Barriere befindet sich ein alter Vergnügungspark. Gemeinsam mit Freunden ihrer Freundin Cira und dessen Bruder Catcher wagt sie sich nach draußen.
Ein Breaker überfällt die Jugendlichen. Zwei sterben und drei Infizierte können später in Gewahrsam genommen werden. Zwei andere Infizierte können fliehen.
Gabry kann sich nach Hause schleichen, ehe die Miliz den Vorfall bemerkt. So entkommt sie dem Urteil des Rates, worauf die inhaftierte Cira darauf besteht, dass Gabry Catcher ausfindig macht.
Noch während sie Pläne schmiedet, erfährt sie von ihrer Mutter, dass sie im Wald aufgefunden wurde und nicht ihre leibliche Tochter ist.
Gabry macht sich übers Meer auf, die Barriere zu umgehen und landet zwischen zahlreichen Mundo. Ein Junge namens Elias rettet sie und zeigt ihr den Weg zu Catcher, der noch nicht wiedergekehrt ist. Auf dem Heimweg rettet Elias sie erneut. Aber was hat er nur zu verbergen?
Meinung:
"Das Meer der tausend Seelen" ist Band 2 der Serie, doch auch wer - wie ich - den "Wald der tausend Augen" nicht gelesen hat, findet problemlos in die Geschichte hinein, da es sich bei der Hauptprotagonistin um die "nächste Generation" handelt.
Bereits nach den ersten Seiten war ich von der Geschichte gefesselt. Auf so wenigen Seiten passierte bereits so viel, dass ich mich fragte, was denn noch kommen würde. Ich befürchtete einen stetigen Abfall dieser so früh aufgebauten Spannung, die sich aber überraschender- und erfreulicherweise beinahe konstant durch das ganze Buch halten konnte.
Dies ist vielleicht nicht unbedingt der Hauptprotagonistin Gabry selbst zu verdanken, sondern den Nebencharakteren, von denen jeder einzelne für überraschende Wendungen oder schockierende Handlungen sorgte, durch die Gabry sich aber immer weiterentwickelt.
Sie wird durch zahlreiche Schicksalsschläge von der ängstlichen, pflichtbewussten und loyalen Tochter zu einer starken Frau, die weiß, was sie will und sich nicht von Ängsten hindern lässt, ihre Ziele zu verfolgen. Sie überwindet viele Hindernisse und kämpft mehr als einmal gegen den starken Drang an, sich einfach wieder dem Strom der anderen anzuschließen.
Die "romantischen" Gefühle spielen in dem Buch eine große Rolle, sind aber definitiv nichts für diejenigen,, die auf "Kuss und große Liebe" hoffen. Denn schon kurz nach Gabrys allerersten romantischen Emotionen und dem ersten Kuss mit Catcher wird dieser infiziert, was einem Todesurteil gleich kommt. Auch der fremde Junge Elias erweckt etwas in ihr und sie schämt sich für ihre Gefühle ihm gegenüber, für ihre "Untreue".
Doch das alles ist nur die Spitze eines Eisbergs voller Verstrickungen in der Vergangenheit, neuer Wendungen, die mich nur laut aufschreien ließen und all meine "Pläne" zunichte machten und mich mit den Protagonisten bangen ließen.
Durch die gewählte Ich-Erzählform im Präsens fühlt sich der Leser sehr nah an Gabry und weiß nie, was ihn bzw. die Protagonistin als nächstes erwartet.
Frau Ryans flüssiger Schreibstil fesselt zusätzlich und katapultiert den Leser auch nach einer kurzen Pause innerhalb weniger Sätze wieder mitten ins Geschehen. Der Grundtonus des Buches ist etwas stumpf und düster, was perfekt zu der Situation passt und die wenigen romantischen Szenen umso wichtiger und imposanter erscheinen lässt.
Das Ende ist (vorerst) zufriedenstellend, jedoch bleiben "Aufgaben" und Versprechen offen, die mich zum Lesen des nächsten Bandes zwingen.
Urteil:
"Das Meer der tausend Seelen" hat mich mehr als positiv überrascht. Die so unvorhersehbaren Wendungen helfen locker über kürzere Durststrecken hinweg, die man aber durchaus auch als Verschnaufpause ansehen könnte. Gabrys Geschichte konnte mich so überzeugen, dass ich an dieser Stelle gute 4 Ratten vergebe.
Es ist eine Empfehlung für Fans Untoter und ihrem Hunger auf Menschen, die vor Überraschungen und unerwarteten Wendungen nicht zurückschrecken und nicht allzusehr auf ein Happy End für alle Charaktere pochen.