Philippe Djian - In der Kreide

  • Philippe Djian - In der Kreide


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    Weil ich Bibliomanika liebe, finden sie immer wieder ihren Weg zu mir. In ihren unterschiedlichen Herangehensweisen, Formen und Varianten üben sie eine überwältigende Faszination auf mich aus.


    Darum komme ich also dazu, mich gerade mit Philippe Djians Machwerk herumzuärgern.
    Dunkel kann ich mich erinnern, irgendwann auch schon einen seiner Romane gelesen zu haben, der, obwohl gut erzählt, sonst nur einen schalen Geschmack zurückgelassen hat. Irgendetwas, damals für mich nicht Benennbares, hat mich gestört und es mir vergällt, einen weiteren seiner Romane zu lesen.


    Ob das Gefühl von damals und der Ärger von heute ein und dasselbe sind, kann ich nicht mehr feststellen.


    Philippe Djian liebt die Sprache, liebt die Schriftsteller und liebt das Lesen. Noch viel mehr liebt Philippe Djian sich selbst als Schriftsteller, sich selbst als Leser und vermutlich jedes seiner Worte, das er zu Papier bringt. Was für ein selbstgefälliges A********!
    Begeistert soll er wirken, wenn er schwärmt, wenn er sich selbst darstellt, und gleichzeitig schafft er es beinahe, mir jeden Autor madig zu machen, über den er schreibt. Die Weisheit scheint er mit Löffeln gefressen zu haben.


    Natürlich ist die Beschreibung der Emotionen, der Auswirkungen der eigenen Lektüre eine subjektive, und natürlich schreibt man dann viel von sich selbst, aber der selbstgerechte Ton ist wirklich unerträglich.


    Darüber hinaus ist bei Djian alles martialisch, das Vokabular, die Bilder, die er evoziert (Lektüre, die ins Fleisch schneidet), und die Schriftsteller, die er beschreibt, vermutlich auch der Mensch, als der er sich sieht.


    Noch unerträglicher ist sein Sexismus, der immer wieder - mal mehr und mal weniger deutlich - hervorbricht.
    Und an dieser Stelle hat er mich dann endgültig verloren:

    Zitat

    Aber ich fühlte mich dabei wie eine Frau, die ihren Liebhaber empfängt und beim Liebesakt vor Lust stöhnt, eine Lust, die sie schon vorweggenommen und auf die sie sich bewußt oder unbewußt vorbereitet hat. Ich will damit sagen, daß Kerouac zum Beispiel alle Saiten in mir anschlug, auf die ich in der Hoffnung auf den vollkommenen Akkord, der in meiner Brust erklingen würde, schon im voraus gespannt hatte. Faulkner dagegen hat mich eher vergewaltigt. Er hat sich nicht im geringsten um mein Begehren gekümmert. Nachdem ich mich so lange vom geringsten Anzeichen eines Stils in helle Aufregung hatte versetzen lassen und bereit gewesen war, mich der erstbesten Sirene hinzugeben, wagte ich mich plötzlich im Gefolge eines Unbekannten, der anfangs nicht den geringsten Reiz auf mich ausübte, in die Grafschaft Yoknapatawpha vor.


    So, Herr Djian, wir werden nie wieder das zweifelhafte Vergnügen haben.

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried