Paolo Bacigalupi - The Drowned Cities

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    Dieses Buch spielt in der gleichen Welt wie "Ship Breaker", das ich bereits hier besprochen habe, aber es ist keine direkte Fortsetzung.


    Beide Bücher spielen in der nicht zu fernen Zukunft, in der alle heutigen Horrorszenarien eingetreten sind: Klimachaos, Kollaps der Weltwirtschaft und ein Krieg aller gegen alle um die letzten verblieben Ressourcen. "Ship Breaker" war ein spannendes und auch unterhaltsames Buch, in dem die Jugendlichen Nailer und Pima ihren Platz in dieser gaewalttätigen Welt finden müssen und in dem es um Fragen der Freundschaft und Loyalität geht. Auch jüngeren Teenagern kann man dieses Buch voll empfehlen.


    "Drowned Cities" ist anders: in diesem Buch geht es von der ersten bis zur letzten Seite um Krieg in seiner schmutzigsten Form und was er aus den Menschen macht.


    Mahlia und Mouse sind Kriegswaisen (war maggots), die der Bürgerkrieg in das Hinterland von Washington DC - bzw was davon übrig ist - gespült hat. Die Stadt ist eine heftig umkämpfte Seenlandschaft, das Umland eine subtropische Dschungellandschaft, in der Landminen nur eine von vielen Gefahren sind. Mahlia ist ein Mischling, ein castoff, der nach der gescheiterten chinesischen Peacekeeper-Mission zurückblieb, misstrauisch beobachtet von den kleinen Leuten, aber verhasst und gejagt von den verschiedenen Milizen. Mouse hatte sie gerettet als Soldaten der Army of God - nur eine von verschieden ultra-patriotischen Milizen, die fast nur aus Kindersoldaten bestehen - sie gerade vergewaltigen und massakrieren wollten. Nun sind sie füreinander das einzige was sie haben.


    Dann tritt Tool in ihr Leben und ihre prekäre Situation gerät völlig aus den Fugen. Tool ist die einzige Figur, die bereits in "Ship Breaker" auftauchte. Er ist eine genetisch erzeugte Kampfmaschine, eine Mischung aus Mensch und allem, was die Natur an blutrünstigen Raubtieren zu bieten hat. Noch halbtot ist er in der Lage, eine halbe Armee in Angst und Schrecken zu versetzen, denn zu seiner übermenschlichen Kraft und Geschwindigkeit kommt ein überragendes taktisches Geschick und eine von keiner Moral getrübte Intelligenz. Normalerweis können diese half-men nicht ohne ihre Herren überleben, denen sie in unbedingtem Gehorsam ergeben sind. Aber in "Ship Breaker" entdeckte Tool sich als Individuum, entgegen seiner genetischen und psychologischen Konditionierung. Hier entdeckt er, das er sich auch ein Ziel geben muss und kann ("I have never been defeated, but have I ever won anything?").


    Aus dieser Konstellation entwickelt Bacigalupi ein unglaubliches Buch, das zum einen so spannend ist, dass man sich gerne irgendwo im Keller verstecken möchte, das aber auch auf jeder Seite bohrende moralische Fragen aufwirft. Was macht Krieg aus dem Menschen? Ist Gewalt gerechtfertigt gegen jene, die Gewalt ausüben? Wie werden Kinder zu willigen Kindersoldaten (dieses sind die stärkesten aber auch grausigsten Momente, weil sie so schonungslos brutal und realistisch geschildert werden; man denke nur an Bürgerkriege wie im Kongo, in Beirut oder in Angola) Und letztlich steht über allem die große Frage, kann es ein richtiges Leben im falschen geben?


    Dieses Buch ist nichts für schwache Mägen und Nerven aber es hebt sich durch seine eindeutige moralische Position wohltuend von den marktüblichen Dystopien ab, in denen das Ende der Welt gerne als Mischung aus Casting-Show, Pfadfinderlager und Highschool-Horroshow geschildert wird.


    5ratten & :tipp:


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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