Félix J. Palma - Die Landkarte des Himmels

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    Um Emma, der Frau die er liebt, zu beweisen dass er sie zum Träumen bringen kann, möchte der Millionär Gilmore den Angriff der Marsmenschen aus H.G. Wells "Krieg der Welten" nachstellen. Schnell erfährt man, dass es sich bei Gilmore um den Unternehmer Murray handelt, der im ersten Teil "Die Landkarte der Zeit" noch Wells Buch "Die Zeitmaschine" als Vorlage für sein Zeitreiseunternehmen verwendet hat. Ab hier läuft alles schief, Wells möchte Gilmore nicht bei seinem Vorhaben helfen, trotzdem landen kurze Zeit später Außerirdische auf der Erde und greifen London an - echte Außerirdische? Eingerahmt wird die Handlung von einer Expedition in die Antarktis um den Eingang zum Mittelpunkt der Erde zu finden.


    Was für ein fantastisches Feuerwerk! Ich war skeptisch nach den ersten Seiten, vieles kam mir bekannt vor, ich war schon etwas enttäuscht und dachte hier einfach einen halbgaren Aufguss des Vorgängers vorgesetzt zu bekommen. Auf den ersten Seiten kommt einem einfach vieles bekannt vor, aber schnell wird klar, dass der Autor schon hier mit den Erwartungen des Lesers spielt.


    Der Vorgänger, "Die Landkarte der Zeit", hat mich beim Lesen fasziniert weil der Autor es immer wieder geschafft hat unmögliche Situationen logisch aufzulösen. Dabei war ich mir als Leser mehrmals absolut sicher, dass er jetzt keinen Ausweg mehr findet. Dieses Spiel wird in "Die Landkarte des Himmels" noch weiter auf die Spitze getrieben. Wieder wird der Leser an der Nase herumgeführt, allerdings setzt der Autor dieses mal nahezu alle Regeln außer Kraft. Hier wird in der Zeit gesprungen, die Realität geändert, es werden sogar Handlungsstränge erzählt, dann doch verworfen und wieder neu geschrieben.
    Das lässt mich über weite Strecken breit grinsend dem Autor in seiner Erzählung hinterherstolpern, ab einem gewissen Punkt habe ich aber gemerkt, dass es einen kleinen Teil der Spannung nimmt. Dadurch dass er reale und erzählerische Regeln völlig mißachtet ist einfach klar, dass er schon auf irgendeinem Weg wieder alles in Ordnung bringen wird. Im Vorgänger hat er das mit realistischeren Mitteln geschafft, was für mich noch ein klein wenig beeindruckender war. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, diesen kleinen negativen Nebeneffekt nehme ich gerne in Kauf.


    Die größte Stärke des Buchs ist aber seine Sprache. Es gibt immer wieder Sätze oder ganze Abschnitte die ich zwei oder dreimal gelesen habe weil sie einfach so fantastisch formuliert sind. Der Stil erinnert sehr an die Autoren die er selbst im Buch auch auftreten lässt oder zumindest nennt. Edgar Allan Poe und H.G. Wells treten als Protagonisten auf, Bücher von Jules Verne werden erwähnt ("Von der Erde zum Mond" wird hier einmal H.G. Wells als Autor zugeschrieben, ein Übersetzungsfehler?) Der Autor spricht den Leser oft direkt an, erläutert beispielsweise welcher Szene er sich jetzt als nächstes zuwendet. Ein Kapitel, das mit einem echten Cliffhanger endet, nimmt der Autor gleich zum Anlass dem Leser zu empfehlen dies als Hommage an die Fortsetzungsromane dieser Zeit zu nehmen. Dieser Stil vermittelt den Eindruck, dass man die Geschichte gerade wirklich erzählt oder vorgelesen bekommt und man in diesem Mix aus kreativen Ideen und nahezu unglaublichen Handlungsverläufen nicht ganz alleine ist.


    Trotz einer Mischung aus Skepsis und hohen Erwartungen mit der ich an dieses Buch herangegangen bin wurde ich nicht enttäuscht, auch wenn mir "Die Landkarte der Zeit" noch etwas besser gefallen hat.


    Seoman


    PS: "Die Landkarte der Zeit" findet man hier unter "Historische Romane", da passt dieses Buch gar nicht rein, zu "Fantasy und Phantatstik" meiner Meinung nach aber auch nicht - ich habe mich für "Sonstige Belletristik" entschieden, gerne verschieben wenn es doch woanders besser rein passt.

  • „Die Landkarte der Zeit“ hat mich begeistert, daher war ich sehr gespannt auf den Nachfolger und meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. „Die Landkarte des Himmels“ habe ich zwar nicht in kürzester Zeit verschlungen wie den Vorgänger, dennoch hatte ich beim Lesen sehr viel Spaß. Der Stil ist gleich geblieben, einige Formulierungen habe ich mir gerne zweimal durchgelesen und die Art, wie sich der Erzähler an den Leser wendet, gefällt mir sehr.


    Natürlich nimmt hier wieder der Autor H. G. Wells die Hauptrolle ein, aber auch einige bekannte Nebenfiguren, die schon in „Die Landkarte der Zeit“ aufgetaucht sind, bekommen größere Aufmerksamkeit, wie etwa Charles Winslow. Dazu kommen charmante neue Charaktere wie Emma Harlow, die einem gewissen männlichen Protagonisten den Kopf verdreht.


    Mir war die ganze Zeit klar, dass am Ende noch etwas Besonderes passieren muss, weil

    Dies gelingt dem Autor mit einem meiner Meinung nach genialen Kniff, der sich auf den Anfang zurück bezieht, so dass ich einige Szenen noch einmal gelesen habe, um sie aus ein anderen Perspektive noch mal zu erleben. Insgesamt fand ich, dass die drei Teile, in die der Roman unterteilt ist, etwas besser miteinander verbunden sind als noch beim Vorgänger.


    Das Ende ist einerseits abgeschlossen, lässt aber durchaus noch Raum für eine Fortsetzung. Ich hätte nichts dagegen, mehr von Palma und seinem widerwilligen Helden Wells zu lesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: