Hallo allerseits!
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, wo dieses Buch im Forum hingehört. Es wird als Jugendbuch vermarktet, aber schon nach einigen Seiten fand ich es so heftig, dass ich es eher für ältere Teenager empfehlen würde. Ab 14 frühestens... oder lieber doch älter? Am besten erzähle ich euch mal, warum.
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Inhalt:
Tender Morsels ist eine düstere Geschichte, die in zwei Welten spielt und die Grenzen dazwischen verschwimmen lässt. Die fünfzehnjährige Liga ist an Leib und Seele verletzt: sie ist bereits Mutter zweier Mädchen, eines empfangen durch Inzest, das andere durch Vergewaltigung. Sie flüchtet an ihren Ort des Friedens, eine hübsche Hütte im Wald. Hier wachsen ihre beiden Mädchen auf, in ihrem eigenen kleinen Teil des Himmels. Doch die Grenze zur realen Welt wird über die Jahre dünner, Eindringlinge tauchen auf - und die Mädchen entdecken, dass auch sie die Grenze überschreiten können... Werden diese drei Frauen, die den Frieden des Himmels kannten, in einer Welt überleben, in der Schönheit und Brutalität Hand in Hand gehen?
Meine Meinung (bisher):
Tender Morsels öffnet mit Szenen des Grauens. Es ist ein subtiles Grauen, das nie beim Namen genannt wird. Aber wenn man der 13-jährigen Liga einige Seiten lang folgt, beobachtet, wie sehr sie von ihrem Vater gesteuert wird, wie einsam sie leben, außerhalb der Stadt in einer kleinen Hütte, und wie wütend er wird, wenn ihre Monatsblutung ausbleibt, fehlt nicht viel um zu verstehen, was hier vor sich geht. Und ich war entsetzt und beeindruckt zugleich. Wie Margo Lanagan in wirklich schöner Sprache so entsetzliche Dinge beschreibt - oder eher um sie herum beschreibt - ist faszinierend. Man fühlt richtig, wie gefangen Liga in ihrer Welt ist. Alles, was sie tut wurde irgendwann vom Vater diktiert und sie lebt in ständiger Angst, ihn zu verärgern.
Als sie schwanger wird - mit nur 13 Jahren! - weiß sie zuerst gar nicht, was mit ihr los ist. Sie kocht, putzt, und bleibt brav in der Hütte. Träume und Wünsche hat sie längst verloren und ein Ausweg ist nicht in Sicht...
Eigentlich habe ich nur den SUB durchwühlt, aber hier bin ich sofort hängen geblieben. Lanagan schreibt mitreißend und die Heldin - obwohl völlig gefangen in ihrer Rolle - ist einem sympathisch. Ich habe mir gewünscht, dass sie aus diesem Teufelskreis ausbricht, dass sie irgendwie ein eigenes Leben leben darf oder zumindest sieht, dass die schrecklichen Dinge, die ihr der Vater antut, nicht einfach hingenommen werden. Aber auch dieses Gefangensein beschreibt Margo Lanagan auf glaubhafte Weise. Von Ligas Standpunkt gibt es wirklich keinen Ausweg.
Bisher bin ich begeistert, wenn auch etwas verstört. Das Cover hat mich hier definitiv etwas idyllisches erwarten lassen. Eine Neuerzählung von Schneeweißchen und Rosenrot, vielleicht? Ev. kommt das ja noch, aber der Ton der Geschichte ist alles andere als leichtherzig. Mir ist das Buch gestern Abend wirklich unter die Haut gegangen. Bisher absolut empfehlenswert. Die brutalen Szenen werden, wie gesagt, nie explizit oder generell beschrieben. Es lebt von Andeutungen und vom Effekt, den so ein Leben auf Liga hat. Ein zerbrochenes Mädchen, seelisch wie körperlich, dem nicht das kleinste Glück beschert zu sein scheint.
Margo Lanagan ist jedenfalls auf meiner Merkliste gelandet.
Edit: Deutschen Titel ergänzt. LG, Wendy