2 - Kapitel 5

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  • Was die Routinebehandlungen betrifft - das ist irgendwie so minimal, kommt mir lächerlich wenig vor. Ob man einfach nicht wusste, wie man diesen Kranken helfen kann? Und deshalb pauschal Ruhe und Fiebermessen befahl?


    Ich weiss nicht, wie viel man damals schon wusste, immerhin ist es fast 100 Jahre her, aber es könnte eine Erklärung sein. Man hatte sonst einfach nichts und liess die Leute viel an die gesunde Luft und hoffte?

    //Grösser ist doof//

  • Ich habe auch die ersten 5 Unterkaüitel gelesen, bin aber jetzt auf der Arbeit und kann gerade nicht in mein Buch sehen.
    Ich finde das Buch überhaupt nicht langweilig und mir gefallen Settimbrinis Gedanken gut, auch wenn sie zuweilen etwas utopisch sind. Der Gedanek an den Staat ohen Leid, die Gesellschaft, die sich bemüht allem Leid auf den Grund zu gehen und es auszumerzen. Das klingt schön, aber es funktioniert nicht, denn dafür braucht man Menschen die keine Egoisten sind und vor allem nicht nach Macht streben und das gibt es in einem Staat, der Erdenbevölkerung nicht.


    Ja, das Röntgen war echt der Hammer damals. Was die wohl für Schäden davongetragen haben bei den langen Röntgenzeiten.


    JA, genau das ging mir auch durch den Kopf. Vor allem waren ja nicht nur der Patient, sondern auch sein Begleiter und der Arzt den strahlen ausgesetzt. Wenn ich bedenke, wie peinlich genau heute Röntgendosen und die Zeiten dokumentiert werden und wir mit schweren Bleischürzen im OP stehen. -


    Ich wede morgen noch mehr dazu schreiben, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich habe mich jetzt gerade meiner Röntgenschürze entledigt und hoffe, dass die Nacht ruhig bleibt.

  • Ich weiss nicht, wie viel man damals schon wusste, immerhin ist es fast 100 Jahre her, aber es könnte eine Erklärung sein. Man hatte sonst einfach nichts und liess die Leute viel an die gesunde Luft und hoffte?


    Damals die Ärzte wussten wesentlich mehr über TBC, als wir heute und sie waren wirkliche Meister in der aukultatorischen Untersuchung (dem Abhören mit dem Stehoskop), aber es hatten leider noch nicht die richtigen Medikamente für die Behandlung. Im Grunde war es weniger heilen, als Palliativmedizin, zumindest in einem bestimmten Stadium der Erkrankung.

  • Was mir gestern beim lesen noch durch den Kopf ging:


    Settimbrini scheint es wirklich gut mit Hans zu meinen. Er setzt ziemlich viel daran, ihn zu überzeugen, dass er dem Berghof den Rücken kehren sollte. Er ahnt vielleicht schon, was mir nicht klar ist. Dass der Aufenthalt Hans mehr schaden, als nutzen wird und ich denke, dass er damit nicht Hans' Gesundheit meint.

  • Ja, er erkennt den morbiden Sog, dem Hans verfällt. Er ist ja schon länger da und hat dieses Verhalten sicher schon bei anderen jungen Menschen erleben müssen. Und das entspricht ja nun so gar nicht seiner eigenen Lebensmaxime.

    Gruß suray

  • Stimmt, dieses Drängen ist mir auch aufgefallen, aber erst du euch messe ich ihm genügend Bedeutung zu. Ich stimme Suray zu, er hat wahrscheinlich schon mehr als genug gesehen, was ein längerer Aufenthalt mit den Patienten anstellt.

    //Grösser ist doof//

  • Bei Enzyklopädie gefiel mir die Wortwechsel zwischen Hans und Settimbrini. Vor allem das Hans gegen sein Lehrer auch mal Kontert und Fragen stellt machte mir besonders Spaß zu Lesen. Was Settimbrini über Geist und Körper erzählt fand ich richtig gut, obwohl er mir Settimbrini am Anfang als Besserwisser abgestempelt habe muss ich gestehen, dass er mit seiner Art und Weise vor allem mit dem was er sagt zum nachdenken bringt.
    Wieso Settimbrini nicht will dass Hans dort bleibt würde ich gerne Erfahren. Dafür müsste man auch wissen wie krank Hans wirklich ist.


    Auf S. 350 fiel mir das Wort gegolten auf. Gelten - gegolten bis ich drauf kam dauert es doch bischen :breitgrins: Sag eine heute noch überhaupt gegolten ? Das ist mir nie auf gefallen, dass es jemand benutzt!
    Wieder was dazu gelernt :smile:

  • Und da soll noch einer behaupten, lesen bildet nicht :zwinker: Mir ist das Wort "gegolten" nicht unbekannt und zumindest in Textform ist es mir immer wieder begegnet. Vielleicht wird es in den einzelnen Dialekten durch etwas anderes ersetzt?

    //Grösser ist doof//

  • Ich sage zum Beispiel: "Das hat schon immer gegolten", oder auch "Das hat eindeutig mir gegolten". Ich denke ich verwende dieses Wort doch häufiger.


    Ich bin jetzt bei dem Kapitel "Totentanz" angelangt.


    Warum interessiert sich Hans uaf einmal so für Medizin und da insbesondere für die Anatomie? Ich gehe mal stark davon aus, dass dieses Interesse vor allem Clawdia "gegolten" :zwinker: hat. Ihr Portrait, welches ja ausschließlich ihren Körper darstellt, ist wohl für Hans etwas sehr intimes. Seine Verliebtheit hat sich vielleicht auch etwas geändert. Was vorher eher Neugier war, geht jetzt in ein körperliches Verlangen über.
    Ich fand es ebenfalls fast süß, wie verliebt er war und wie er sich immer bemühte in ihrer Nähe zu sein, ihre Stimme zu hören, ihr unauffällig zu begegnen. die Ekstase, nur weil sie ihm dankbar zunickte, weil er den Sonnenstrahl ausblendete. Das erinnert mich an meine Schulzeit, als ich 15 oder 16 war. Da habe ich mich, glaube ich auch nicht anders benommen. Das ist wohl in allen Jahrhunderten gleich, nur dass wir diese "unschuldige" Phase viel früher durchmachen. Jetzt wissen wir mittlerweile schon recht früh, dass alles auf das Eine hinausläuft. :breitgrins:


    Ich fand übrigens interessant mit welchem Ansatz Hans die medizinischen Werke ließt. Er geht fast ausschließlich philosophisch daran und für die damalige Zeit bedeutete diese Art zu denken ja fast Blasphemie. Vor allem der Part, der von der Entstehung von Organischem aus Anorganischem handelt. Mich hätte gerade zu diesem Thema sehr Settimbrinis Meinung interessiert.


    Den Hofrath finde ich zwar etwas schrullig, aber ich glaube er ist in Ordnung. Er ist sehr menschlich und hat seinen ganz eigenen Humor, den er aber auch braucht, denn er muss jeden Tag mit jungen Menschen umgehen, die im Sterben liegen. Was das anbelangt, werden ja die anderen Patienten sehr abgeschirmt. Wie Anfangs erwähnt, werden die Leichen wohl immer dann abtransportiert, wenn die ganz Meute beim Essen ist.

  • (Ab "Humaniora" bis Ende Kapitel 5:)


    Wie gerissen Hans doch sein kann, weil er unbedingt Clawdias Porträt anschauen will. Darüber musste ich ebenso schmunzeln wie über Behrens´ Vortrag und Joachims Schlusswort.


    "Was [ist] das Leben?": Mit dieser Frage beschäftigt sich Hans danach und kommt bei seinen "Forschungen" zu Ergebnissen, die Settembrini bestimmt nicht gefallen würden. Ich dagegen finde Hans´ Verhalten herzig. :zwinker:


    In "Totentanz" wird wieder die Zeit thematisiert (auch in dieser Hinsicht gehört Hans nun endgültig zu "Denen da oben") und ein weiteres Mal fällt auf, dass die Zahl 7 eine große Rolle in dem Roman spielt.


    Sehr interessant fand ich, dass Hans an Herrenreiters Totenbett davon spricht, Techniker gewesen zu sein. Aber auch an dieser Stelle wird es nicht schnulzig, sondern die Stimmung ironisch gebrochen ("hohe Oxygenrechnung").


    Hans kümmert sich aus moralischen Gründen um die Schwerstkranken: also ist er einerseits doch Settembrinis Meinung, dass sein Aufenthalt im "Berghof" wegen der dort herrschenden Moral ihm nicht gerade förderlich ist. Aber natürlich bezieht Hans das (noch?) nicht auf Clawdia. Settembrini sieht ihn auch weiterhin als "gefährdet" an.


    Behrens´ Anmerkungen zu Leilas Tod fand ich unpassend und Ferges Schilderung seiner OP grauenerregend - ohne Vollnarkose!


    Dass Settembrini nicht einmal so Unrecht hat, sieht man an Hans´ Liebeserklärung am Ende des Kapitels: Krankheit plus Alkohol plus Verliebtheit - für ihn eine gefährliche Kombination! :zwinker:


    Der Erzähler will es ja zunächst spannend machen, aber genau durch seine Andeutungen sowie durch Settembrinis Zettelchen und Hans´ "Mein Gott!" erwartet man eine wie auch immer geartete Annäherung einfach. Die Sache mit dem Bleistift fand ich wieder allerliebst und dazu der ironische Erzähler - perfekt!


    Ich frage mich, ob Hans´ Dank an Settembrini wirklich eine Art Abschied von der Lehrer-Schüler-Beziehung ist: Einerseits redet Hans gegenüber Clawdia schlecht von seinem Lehrer, andererseits ist er dabei betrunken und will seine Angebetete beeindrucken, hat seit seiner Ankunft die Unterhaltungen mit dem Literaten teilweise sogar genossen und außerdem reist Clawdia ab...was meint Ihr?


    bird: "gegolten" benutze ich auch.


    (Zwischenstand: 473/984 Seiten)

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Brandon ()


  • (Ab "Humaniora" bis Ende Kapitel 5:)


    In "Totentanz" wird wieder die Zeit thematisiert (auch in dieser Hinsicht gehört Hans nun endgültig zu "Denen da oben") und ein weiteres Mal fällt auf, dass die Zahl 7 eine große Rolle in dem Roman spielt.


    Sehr interessant fand ich, dass Hans an Herrenreiters Totenbett davon spricht, Techniker gewesen zu sein. Aber auch an dieser Stelle wird es nicht schnulzig, sondern die Stimmung ironisch gebrochen ("hohe Oxygenrechnung").


    Das mit der Zahl 7 ist mir noch gar nicht aufgefallen, ausser dass es sieben Tische im Speiseraum gibt. :gruebel:


    Als Hans sagte, er sei Techniker gewesen, so habe ich das nicht darauf bezogen, dass er den Beruf nicht mehr ausüben kann, weil er zu schwach ist oder vielleicht stirbt, sondern weil er festgestellt hat, dass sein Interesse nicht mehr in der Technik liegt sondern alleine am Menschen. Ich dachte da eher an einen geistigen Berufswechsel.

  • Behrens´ Anmerkungen zu Leilas Tod fand ich unpassend und Ferges Schilderung seiner OP grauenerregend - ohne Vollnarkose!


    Fand ich jetzt gar nicht, sondern ich empfand es als sehr liebevoll ausgedrückt. Er interessiert sich nicht nur für den körperlichen Zustand seiner Patienten, sondern auch für den seelischen.


    Zitat

    "Sie haben ihr ja schnell vor Torschluß noch ganz regulär den Hof gemacht? Gefällt mir von ihnen, daß Sie sich meiner Lungepfeiferchen in ihren Käfigen annehmen. ..."


    Wenn du diesen Satz gemeint hast. Der war wirklich nicht böse gemeint.


    Was Hans allerdings angeht, so bin ich der festen Überzeugung, dass diese Aktion, die Todkranken zu besuchen keine Wohltätigkeit ist, sondern reiner Eigennutz. Ich halte Hans, wenn auch für keinen Bösen, so doch für einen sehr egoistischen Menschen. Er tut es, damit er selbst sich besser fühlt, nicht weil er denkt, dass er damit den Kranken etwas gutes tut und das aus reiner Herzensgüte. Vielleicht liegt aber auch die Absicht dahinter, dass er sich damit Ansehen und ins Gespräch bringen will. Er will anders sein, er will auffallen und das vor allen einer Person.


    Oh eine Pleurapunktion ohne Narkose hört sich schon böse an, aber es geht. Ich kenne es aber auch unter Lokalanästhesie, das ist durchaus möglich, aber ich denke ich hätte auch lieber was Richtiges zum schlafen. :smile:

  • Das mit der Zahl 7 ist mir noch gar nicht aufgefallen, ausser dass es sieben Tische im Speiseraum gibt. :gruebel:


    Ja, die 7 ist mir auch noch nicht aufgefallen. Wo kommt sie denn noch vor?

    Gruß suray

  • Was Hans allerdings angeht, so bin ich der festen Überzeugung, dass diese Aktion, die Todkranken zu besuchen keine Wohltätigkeit ist, sondern reiner Eigennutz. Ich halte Hans, wenn auch für keinen Bösen, so doch für einen sehr egoistischen Menschen. Er tut es, damit er selbst sich besser fühlt, nicht weil er denkt, dass er damit den Kranken etwas gutes tut und das aus reiner Herzensgüte. Vielleicht liegt aber auch die Absicht dahinter, dass er sich damit Ansehen und ins Gespräch bringen will. Er will anders sein, er will auffallen und das vor allen einer Person.


    Ja, das sehe ich auch so. Für mich benimmt er sich nicht nur in seiner Verliebtheit wie ein Pubertierender sondern sonst im Umgang mit den anderen Menschen auch.

    Gruß suray


  • Ja, die 7 ist mir auch noch nicht aufgefallen. Wo kommt sie denn noch vor?


    Mir ist bis jetzt aufgefallen:


    Erstmal hat das Buch sieben Kapitel. Dann eben die sieben Tische, Clawdia wohnt auf Nummer 7, seine Liebeserklärung macht Hans nach sieben Monaten und sieben Minuten müssen die Kranken Fieber messen. Auch "Settembrini" hört sich für mich irgendwie nach sieben an (ich spiele Klavier und musste bei dem Namen an Septe bzw. Septime, also an ein Intervall von sieben Tönen denken) und laut "Zum Buch" in meiner Ausgabe wird Hans sieben Jahre im Sanatorium bleiben.


    Aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel rein, ich mag solche Zahlenspielchen einfach. :zwinker:


    Edit zu Hans´ Verhalten: vielleicht war man damals in seinem Alter in Liebesdingen noch ein Spätpubertierender?

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Brandon ()

  • Ich habe bis Seite 400 gelesen, aber das einzig Interessante war für mich der Besuch bei Behrens (war ja klar :zwinker: ) und der Traum, den Hans hatte. Dann habe ich aus Neugierde noch etwas ins Weihnachtskapitel hineingelesen und wir stolpern wieder über Hippe. Vielleicht mag Hans Madame Chauchat nur deswegen, weil sie ihn so sehr an Hippe erinnert? Nur ein kurzer Gedanke meinerseits.


    @Mrs Brandon: Das mit der Sieben ist ja interessant! Wäre mir alleine aber niemals aufgefallen :redface:
    Bei Settembrini täuschst du dich nicht, sette ist das italienische Wort für sieben.

    //Grösser ist doof//


  • Vielleicht mag Hans Madame Chauchat nur deswegen, weil sie ihn so sehr an Hippe erinnert? Nur ein kurzer Gedanke meinerseits.


    Das ist ein interessanter Gedanke. Ob Mann da wohl seine eigenen Empfindungen Männern gegenüber als Vorbild genommen hat?

  • Das ist ein interessanter Gedanke. Ob Mann da wohl seine eigenen Empfindungen Männern gegenüber als Vorbild genommen hat?


    Ich habe gehört, dass Mann den Zauberberg geschrieben hat, als er sich selbst nicht sehr gut fühlte, also könnte es doch stark autobiographisch sein. Dass er das Buch als Therapie geschrieben hat und viel von sich selbst hinein fliessen hat lassen.

    //Grösser ist doof//

  • Das ist ein interessanter Gedanke. Ob Mann da wohl seine eigenen Empfindungen Männern gegenüber als Vorbild genommen hat?


    Der Gedanke wird ja später im 5. Kapitel bestätigt. Dort sagt Hans ja, dass er seine große Liebe von Hippe auf Clawdia übertragen hat, da sie ihm so ähnlich ist. Und ich bin mir sicher, dass auch in den Zauberberg viel von Mann selber eingeflossen ist. Er hat ja wohl fast immer nur reelle Personen oder Gegebenheiten in seinen Romanen wiedergegeben. Viel Phantasie hatte er ja nicht unbedingt. Das wird ihm ja auch durchaus vorgeworfen.

    Gruß suray

  • Gestern hab ich nun auch das 5. Kapitel noch durchgelesen. Und die Walpurgisnacht hat mir ausgesprochen gut gefallen! Was für ein Leben plötzlich! Und wie unkompliziert es plötzlich mit Clawdia ist. Und dann erklärt sie ihm, dass sie abreisen wird und er sie ruhig eher mal ansprechen hätte können. Ach herrje, der arme Hans. Aber dann schmettert er da ja noch eine heftige Liebserklärung hin. :flirt:


    Und jetzt habe ich also ungefähr die Hälfte gelesen - was kommt denn nur alles noch???

    Gruß suray