Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
"Heiliger Zorn" von Richard Morgan
Takeshi-Kovacs-Reihe:
1. "Das Unsterblichkeitsprogramm"
2. "Gefallene Engel"
3. "Heiliger Zorn"
Handlung:
Takeshi Kovacs ist auf einem Rachefeldzug. Als er von einem von ihm angerichteten Blutbad zurückkehrt, um wieder in seinen eigenen Körper zu schlüpfen, kommt ihm die Yakuza in die Quere. Kurz darauf richtet er in einer Bar ein weiteres Gemetzel an und kommt bei einem Team DeComs unter. DeComs sind technisch hochaufgerüstete Kämpfer, die auf dem Kontinent New Hok gegen intelligente Maschinen Krieg führen.
Nach einem Kampf gegen die sogenannten Mimints bricht Sylvie Oshima, die Kommandatin des Teams, zusammen und als sie wieder zu sich kommt, ist sie davon überzeugt, Nadia Makita zu sein, die legendäre Quellcrist Falconer, die vor 300 Jahren eine Rebellion angeführt hatte.
Doch das ist nicht das einzige Problem, dem sich Kovacs gegenüber sieht. Er erfährt, dass auf ihn und Sylvie/Nadia jemand angesetzt wurde. Dieser jemand ist niemand anderer als sein jüngeres Ich.
Meine Meinung:
Es ist verdammt schwierig, dieses Buch zusammenzufassen. Fast so schwer, wie es zu lesen. Letzteres zumindest hat sich gelohnt.
Die Geschichte spielt einige Jahre nach "Gefallene Engel". Diesmal erlebt Kovacs seine gefährlichen Abenteuer auf seinem Heimatplaneten, Harlans Welt. Aus den früheren Büchern hat man schon ein wenig über diese Welt erfahren, aber jetzt dreht Morgan so richtig auf. Der Detailreichtum ist beeindruckend, man hat das Gefühl, mittendrin zu stecken.
Auch im dritten Band ist es immer noch irgendwie abartig-faszinierend zu lesen, wie die Menschen von ihren "Sleeves" sprechen, die sie "tragen". Für sie, deren Bewusstsein in einem kortikalen Stack steckt, sind Körper nichts weiter als etwas, das man mal eben überstreifen kann. Manchmal stehen im Buch Sätze wie "Ihr Sleeve lag auf dem Sofa". Oder - auch sehr nett:
Zitat"Wer ist da? Schalten Sie das Videobild ein. Ich will ein Gesicht sehen."
"Das würde Ihnen kaum helfen. Ich trage nichts, was Sie erkennen würden."
Sicher, man wird so praktisch unsterblich (sofern man das Geld hat, um sich einen neuen Sleeve zu besorgen), aber ich finde es nach wie vor gruselig.
Wenn man lange genug gelebt und sich immer wieder hat resleeven lassen, kann es schon mal vorkommen, dass man nach dem Tod des Körpers einfach eingelagert wird und zu Familienfeiern aus dem Stack geholt wird. Für solche Anlässe gibt es Mietsleeves. Sehr praktisch. Aber es gibt natürlich auch Probleme. Wenn ein Liebespaar vorübergehend durch den Tod getrennt wird, kann es passieren, dass man sich danach nie wieder nahe kommt, denn ein neuer Körper bedeutet u. a. auch neue Pheromone.
In dieser schönen neuen Welt der Unsterblichkeit ist es strengstens verboten, einen Menschen doppelt zu resleeven. Geschieht das doch, muss ein "Exemplar" sterben. Wer so ein Verbrechen begeht, riskiert dass das Protektorat das Envoy Corps schickt, um aufzuräumen. Entsprechend wenig begeistert ist Ex-Envoy Kovacs als er von seinem Doppelgänger hört. Dadurch, dass jemand es gewagt hat, eine Person, noch dazu einen Envoy zu kopieren, wird ihm klar, dass er da in etwas ganz Großes hineingeraten ist.
Kovacs ist niemand, der bei so etwas tatenlos herumsitzt.
Figuren sind in einem Science-Fiction-Buch immer so eine Sache. Meistens konzentriert sich der Autor zu sehr auf seine Ideen als dass er sich die Mühe macht, die Charaktere richtig zu zeichnen. Das ist auch hier der Fall. Der Ich-Erzähler Kovacs ist ein Elitesoldat, der zuviel erlebt und zuviel gesehen hat, deshalb hat er seine Gefühle gut unter Kontrolle. So gut, dass auch der Leser nur hin und wieder einen Blick darauf erhaschen kann. Da alle anderen Figuren nur durch Kovacs' Augen zu sehen sind, wirken sie manchmal relativ blass. Egal. Ein Buch wie dieses liest man nicht, um ein psychologisches Profil von den Figuren zu erstellen.
Richard Morgan hat mit "Heiliger Zorn" einen SF-Roman der Extra-Klasse geschrieben. Er spart dabei nicht mit Beschreibungen von Supertechnologien, Sex und Gewalt. Dieser intelligente und detailreiche Roman ist definitiv kein Buch für SF-Anfänger, selbst für erfahrene Science-Fiction-Leser dürfte das keine leichte Kost sein. Außerdem sollte man vorher die anderen beiden Bände gelesen haben.
Fazit: Faszinierend und abgründig. Mehr davon!
***
Aeria