Robert Charles Wilson - Julian Comstock: A Story of 22nd-Century America

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    Der Name des Protagonisten bzw. seiner Familie ist mit Bedacht gewählt, gibt bzw. gab es doch in den USA die Comstock-Gesetze, die sich auf den Versand obszönen Materials beziehen, so dass der Name automatisch für bestimmte Moralvorstellungen steht.


    In diesem Roman, der gegen Ende des 22. Jahrhunderts in einer christlich-wiedergeborenen USA spielt, wird die Lebensgeschichte von Julian Comstock von seinem besten Freund erzählt. Die christlich-fundamentalistisch-feudale Post-Öl-Welt ist geprägt von andauernden militärischen Konflikten mit „Mitteleuropa“ um Land und Bodenschätze in Labrador. Erzähler Adam wächst als Sohn freier Pächter auf einem Landgut auf, auf dem Julian, der Neffe des aktuellen Präsidenten, sozusagen im Exil landet. Die beiden Jungen freunden sich trotz unterschiedlicher Abstammung bzw. gesellschaftlicher Schicht an und so verfolgt man durch die Augen Adams, der eine Karriere als Schriftsteller anstrebt, wie sie in den Krieg ziehen und dort erwachsen werden und ihren Platz in der Gesellschaft finden – oder auch nicht.


    Dadurch dass sämtliche Figuren durch Adams Augen betrachtet werden, ist die Perspektive manchmal etwas beschränkt und es fehlen Begründungen für bestimmte Handlungen. Noch dazu erscheint Adam übermäßig naiv, so manches Mal vermutet man als Leser bestimmte Hintergründe oder Entwicklungen deutlich eher als der Erzähler. Beispielsweise wirkt ein von Adam über alles bewunderter Autor auf mich wie ein neuer Karl May oder (Lederstrumpf-Autor) Fenimore Cooper und dementsprechend zwar gut lesbar und erfolgreich, aber nicht unbedingt als literarisches Vorbild geeignet. So schüttelt man als Leser manchmal schon den Kopf über Adam und seine Ansichten. Der Autor lässt seinen Erzähler allerdings netterweise auch immer wieder Fußnoten einfügen, die Begriffe, Personen oder Begebenheiten erläutern, Adams Zielpublikum ist nicht vollständig vertraut mit der beschriebenen Welt.


    Dabei erscheint die von Wilson beschriebene Welt leider gar nicht sonderlich unwahrscheinlich (nur an der guten Verfügbarkeit von Kohle habe ich etwas gezweifelt), niemand weiß, welche Auswirkungen ein Ende der (bezahlbar produzierbaren) Ressource Öl tatsächlich haben wird und angesichts der viel stärkeren Bedeutung von Religion in den USA erscheint mir auch ein entsprechend geprägtes Regime nicht als zu weit hergeholt.


    Eine vollständige Leseempfehlung kann ich nicht abgeben, „Julian Comstock“ ist nicht Wilsons Buch, sondern das seiner Figur Adam, mit der entsprechenden Naivität und den Ansätzen recht billiger Abenteuerliteratur, wie es seinem literarischen Vorbild entspricht. Ich brauchte einige Zeit, um mich in die Geschichte hineinzufinden (beim ersten Versuch habe ich nach 30 Seiten abgebrochen), wollte dann aber schon wissen, wie es weitergeht bzw. endet und habe mich letztendlich durchaus gut unterhalten gefühlt.


    4ratten