Dr. med. Falk Henkel - Erschde Hilfe auf Schwäbisch. Gedichte

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    Dr. med. Falk Henkel: Erschde Hilfe auf Schwäbisch, Tübingen 2013, Silberburg-Verlag, ISBN 978-3-8425-1223-8, Hardcover, 71 Seiten mit s/w-Illustrationen von Fritz Wund. Format: 18,8 x 12,4 x 1,2 cm, EUR 9,90.


    „Wenn’s vorna klemmt ond henda schlaucht,
    wird dringend Erschda Hilfe brauchd.“
    (Seite 28)


    Das Thema „Erste Hilfe“ in schwäbische Verse zu kleiden und launige Gedichte über Herzinfarkt, Knochenbrüche und Schlaganfall zu schreiben, das klingt zunächst befremdlich. Weiß man aber, dass der Autor als Landes- und Bereitschaftsarzt der DRK-Bergwacht viele Jahre lang verantwortlich für die sanitätsdienstliche Ausbildung der aktiven Bergwachtmitglieder war, wirkt die Idee nicht mehr ganz so absurd. Vielleicht hat Dr. Henkel ja die Unterrichtseinheiten mit seinen Gedichten aufgepeppt. Manches, was hier als deftig-alberner Vers daherkommt, eignet sich möglicherweise als hilfreiche Eselsbrücke und nutzt dem Lernenden. Selbst bei Laien könnte was hängenbleiben.


    Zum Thema „Hitzschlag“ schreibt der Autor:
    „An d Luft den Bauch, dia Kleider auf,
    mr leert a bissle Wasser drauf
    ond älle, dia beteiligt send,
    machet jetzt an Kühlungswend.“
    (Seite 54)
    Das könnte einem im Notfall tatsächlich in den Sinn kommen.



    Anderes ist eher schwarzhumorig denn lehrreich:
    „Manches Mol, mr wills net hoffa,
    isch dr Schädel richtig offa.
    En so ma Fall fendet sich Hirn
    ausnahmsweis au vor der Stirn.“
    (Seite 30)


    Da ist die Erkenntnis über die Bewusstseinstrübung doch vergleichsweise harmlos:
    „Ob Jonger, Opa oder Oma,
    wer gar koin Mucks macht, isch em Koma.“
    (Seite 12)


    Man sieht: Für Feingeister und zart besaitete Gemüter ist das schwäbische Erste-Hilfe-Buch nichts. Man braucht schon einen etwas deftigen Humor, um sich über die Verse des dichtenden Doktors amüsieren zu können. Und Schwäbisch muss man natürlich auch verstehen, sonst hat das alles keinen Wert. Wer Mediziner-Humor mag, wird fröhlich kichern und – wenn er nicht ohnehin schon vom Fach ist – das eine oder andere dazulernen. Das kann nicht schaden. Auch wenn man natürlich hofft, nie in eine Situation zu geraten, in der man dieses Wissen parat haben muss. Der Schluss des Gedichts über das Verbrennungstrauma bringt es auf den Punkt:
    „Nach dem, was do bassiere kennt,
    ischs besser, wenn mr nix verbrennt.“
    (Seite 51)


    Manchmal holpern die Verse ein bisschen und manches wiederholt sich auch. Auf „oben“ reimt sich öfter mal „loben“. Aber hier geht es auch nicht um die Schönheit der Poesie, sondern um Erste-Hilfe-Lektionen in Reim und Vers, mundartlich-derb, vergnüglich und mit etwas Glück hilfreich. Also keine Gedichte fürs Herz (im übertragenen Sinn), sondern fürs Zwerchfell und den Verstand. Und wo der sitzt, erklärt uns der Autor gleich zu Beginn:
    „Des uffem Hals, mr hoißts au Birn,
    des isch der Schädel mit m Hirn.“
    (Seite 7)


    Eine ähnliche Gratwanderung wie der Autor unternimmt auch Illustrator Fritz Wund: „Wie mache ich deutlich, dass meinen gezeichneten Männchen hier was Schlimmes und Dramatisches widerfährt, und zwar so, dass es witzig bleibt und nicht eklig wird?“ Es schwitzen, bibbern, stürzen und japsen seine Figuren und sehen Sternchen. „Autsch!“, denkt man und muss dennoch schmunzeln. Er hat das sehr gut hingekriegt.


    Der Autor
    Dr. med. Falk Henkel, geb. 1944 in Stetten im Remstal, war niedergelassener Arzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Betriebsmedizin und Umweltmedizin in Lenningen, Landkreis Esslingen. Als Landesarzt und Bereitschaftsarzt der DRK-Bergwacht war er viele Jahre verantwortlich für die sanitätsdienstliche Ausbildung der aktiven Bergwachtmitglieder.