Mark Seal - The man in the Rockefeller suit

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Inhalt
Am 27.Juli 2008 ruft eine völlig verstörte Mutter bei der Polizei an. Ihr Exmann hat die gemeinsame Tochter entführt und ist mit ihr verschwunden. Bei dem Mann handelt es sich um Clark Rockefeller, der 1978 als Christian Gerhartsreiter aus Deutschland in die USA gekommen ist und seitdem unaufhaltsam in der Gesellschaft aufgestiegen ist. Aber seine Geschichte beruht auf einer Lüge.

Bis jetzt
Ich wundere mich über den ehemaligen Christian Gerhartsreiter. Er geht mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit vor und erreicht alles, was er will: Kontakte, die ihm die Einreise in die USA ermöglichen, Menschen, die ihn bei sich Zuhause aufnehmen und sogar eine Frau, die ihn heiratet, damit er in den USA bleiben kann.

Rückblickend wissen diese Menschen oft selbst nicht genau, warum sie ihm geholfen haben. Jeder scheint bei Christian ein schlechtes Gefühl gehabt zu haben, dem man aber nicht vertraut hat. Oder hat man jetzt ein schlechtes Gewissen, weil man zu gutgläubig war?

Ich komme immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Rockefeller (wie er sich jetzt nennt) schafft es, wirklich jeden zu täuschen. Dabei geht er nicht einmal subtil vor, sondern gibt richtig an. Trotzdem glauben ihm die meisten Menschen alles. Es gibt ein oder zwei Ausnahmen, aber die sind eher der Meinung, dass er ein Aufschneider ist und nicht ein Betrüger.

Auch seine Frau hat er komplett unter Kontrolle. Nach und nach schottet er sie von allen Freunden ab und untergräbt ihr Selbstbewußtsein. Wenn ich sie im Prozeß gegen ihren ehemaligen Ehemann erlebe, kann ich mir das gar nicht vorstellen. Da macht sie auf mich einen intelligenten und selbstbewußten Eindruck.

Stimmt. Dieser Name hat ihm alle Türen geöffnet. Niemand hat Fragen gestellt, weil sich anscheinend niemand vorstellen konnte, dass jemand so dreist sein kann. Was habe ich bis jetzt gelernt? Die Menschen wollen belogen werden

Es ist schon erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis Clark Rockefeller aufgeflogen ist. Wenn er ein bisschen vorsichtiger vorgegangen wäre, wäre vielleicht noch länger damit durchgekommen. Aber in den letzten Monaten seiner Zeit als Rockefeller war er nicht mehr so vorsichtig wie am Anfang und hat vor den falschen und vor zu vielen Leuten angegeben. Sind seine Aufschneidereien erst einmal aufgefallen, haben sich seine Bekannten offener als früher über ihn unterhalten und sich auch gegenseitig vor ihm gewarnt. Da war es nur ein Frage der Zeit, bis sein Kartenhaus in sich zusammenstürzen würde.

Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob Christian Gerhartsreiter nur eine Rolle gespielt oder den reichen Amerikaner wirklich gelebt hat. Anfangs dachte ich, dass seine verschiedenen Identitäten nur Mittel zum Zweck waren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Zum Schluss kam es mir so vor, als ob er einen Teil seiner Lügen selbst glauben würde.

The man in the Rockefeller suit ist eine interessante Geschichte die zeigt, wie leicht man sich belügen lässt, auch wenn man natürlich glaubt, dass einem das nie passieren kann