Cory Doctorow - Overclocked

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    Overclocked. Stories of the Future Present


    Die Sammlung Overclocked enthält sechs Kurzgeschichten:


    [li]Printcrime[/li]
    [li]When Sysadmins Ruled the Earth[/li]
    [li]Anda’s Game[/li]
    [li]I, Robot[/li]
    [li]I, Row-Boat[/li]
    [li]After the Siege[/li]


    Mein Eindruck nach drei Geschichten ist ganz gut, aber nicht euphorisch. Zwei Dinge sind sehr auffällig: 1. schreibt Doctorow als Geek für Geeks, 2. verbreitet er deutlich seine Ansichten in seinen Kurzgeschichten. Eine Wertung dieser beiden Punkte lasse ich bewusst aus, versuche sie aber detaillierter zu erläutern. Den Geschichten ist jeweils ein Vorwort vorangestellt, in dem Doctorow die Idee hinter der Geschichte aufgreift - wie er dazu kam, was ihn besonders beschäftigt hat. Dabei offenbart sich sein sehr kritischer Blick auf die Gesellschaft und sein sehr meinungsfreudiges Wesen. Der Punkt "Geek" ist schnell umrissen: nicht umsonst ähneln manche Titel denen von SF-Klassikern. ;) Man sollte übrigens im Hinterkopf behalten, dass die Sammlung bereits 2007 erschienen und somit an manchen Stellen von der Zukunft eingeholt worden ist.


    Printcrime ist zwei/ drei Seiten lang und befasst sich, grob gesagt, mit 3D-Druckern und geistigem Eigentum. When Sysadmins Ruled the Earth beschwört das Szenario nach einer Pandemie, in der Systemadministratoren die einzigen Überlebenden zu sein scheinen. Obwohl ich mit ITlern zusammenarbeite und viele Verweise entziffern konnte, war mir diese Geschichte zu nerdig und zu langatmig. Anda's Game gefiel mir schon besser, obwohl hier eindeutig Gamer angesprochen werden. Es geht um so genanntes Gold Farming, wobei Doctorow nicht mit Sozialkritik spart.


    Übrigens: Cory Doctorow bietet seine Werke als Downloads unter Creative Commons Lizenz an, zur Auswahl stehen diverse Formate. Die Kurzgeschichten aus Overclocked finden sich hier.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich bin euch noch Anmerkungen zu den drei verbleibenden Kurzgeschichten "schuldig".


    I, Robot und I, Row-Boat spielen - natürlich - mit den Asimov'schen Gesetzen der Robotik:
    [list type=decimal][li]Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.[/li]
    [li]Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.[/li]
    [li]Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.[/li][/list]


    I, Robot spielt in einer Dystopie: Nordamerika ist ein totalitärer Staat, der gegen das technologisch und sozial fortschrittliche Eurasien einen beständigen Krieg führt, in dem Propaganda eine wichtige Rolle spielt. Der Polizist Arturo, dessen Frau eine Überläuferin ist, hat nicht nur alle Hände voll mit seiner pubertierenden Tochter zu tun, sondern auch mit Robotern, welche die drei Gesetze nicht mehr befolgen. Was als ein SF Film Noir beginnt, wird leider durch Schwarz/Weiß-Malerei und propagandistische Parolen überlagert.


    Die Hauptfigur in I, Row-Boat ist ein Boot, das Menschen zu Tauchgründen transportiert. Es verfügt über Empfindungsvermögen, auf das ein Großteil der Maschinen verzichtet, und gehört der Religion des Asimovismus an. Die Menschen haben sich in ein riesiges Netzwerk hochgeladen und kehren hin und wieder in "body shells" auf die Erde zurück. Nach und nach gibt es "Erweckungen" - als ein Korallenriff erweckt wird und sich mit seinem neu gewonnenen Bewusstsein gegen eine Taucherin stellt, muss Robbie, das Row-Boat in Aktion treten. Was so absurd klingt, dass es fast lächerlich ist, wird über weite Teile von philosophischen Diskussionen getragen.


    In After the Siege verarbeitet Doctorow Erinnerungen seiner Großmutter an Leningrad in den 1940er Jahren. Eine Stadt gerät in einen Belagerungszustand, der schmerzlich realistisch wirkt, auch wenn eine durch Biowaffen hervorgerufene Zombie-Pandemie vorkommt. Außerdem gibt es auch hier 3D-Drucker, die zur Misere beigetragen haben, und eine jugendliche Heldin. Für mich eindeutig die beste Geschichte der Sammlung.


    Insgesamt wirken alle Geschichten unausgegoren, eine finale Überarbeitung hätte ihnen nicht geschadet. Ein Straffung hier, eine zusätzliche Erläuterung dort, mehr Augenmerk auf die Struktur - schon hätte die Sammlung an Qualität und Konsequenz gewonnen. Trotzdem gibt es gut gemeinte


    3ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges