Thomas Nommensen - Ein dunkler Sommer

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    Vor 10 Jahren wurde ein kleines Mädchen entführt und tot aufgefunden. Nun wird der damals verurteilte Täter aus dem Gefängnis entlassen. Jens Brückner hat all die Jahre über seine Unschuld beteuert, dennoch steht er nun vor den Scherben seines Lebens. Wird er sich nun rächen und die Wahrheit ans Licht bringen?


    Kurz darauf gibt es wieder einen Toten und auch dieser war in den Fall damals verwickelt, durch seine Aussage wurde Brückner maßgeblich belastet und schließlich verurteilt.


    Der damals ermittelnde Kommissar Gregor Harms ist inzwischen in Pension, doch er erfährt von dem Fall.


    Und auf einmal kursieren auch noch anonyme Drohbriefe, die auf diesen heißen Sommer vor 10 Jahren verweisen. Was für ein Spiel wird hier gespielt?


    Der heute zuständige Kommissar Arne Larsen steht vor einem Puzzle, ohne alle Teile zu kennen und tut sich dementsprechend schwer, die Zusammenhänge zu erkennen und daraus die richtigen Ermittlungen abzuleiten. Gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Kuhlmann tappt er lange im Dunkeln, bevor es ihm gelingt, die verschiedenen Teile an die richtige Stelle zu setzen und das ganze Bild begreifen zu können.


    „Ein dunkler Sommer" ist ein spannender und gut durchdachter Debütkrimi. Verschiedene Errzählstränge setzen sich nach und nach zusammen. Der Leser ist den Ermittlern so einige Schritte voraus, vieles stellt sich aber im Nachhinein auch ganz anders dar als es im ersten Moment wirkt. So bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend und rätselhaft.


    Die Auflösung hat mir nicht ganz gefallen, führt aber alle offenen Fragen zusammen und beantwortet sie.


    Sehr gut herübergekommen ist für mich die bedrohliche Atmosphäre, die immer größer werdende Bedrohung und das aufziehende Unwetter – so wie es in heißen Sommern eben meist irgendwann passiert!


    Gerne würde ich weitere Fälle mit Arne Larsen lesen und hoffe, er entwickelt sich dann ermittlungstechnisch noch etwas weiter!


    4ratten

    LG, Dani


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  • Inhalt:


    Wenige Wochen nachdem Jens Brückner, der vermeintliche Entführer der 9 jährigen Ulrike, die damals in ihrem Versteck umkam aus der 10 jährigen Haft entlassen worden ist, wird einer der Zeugen aus dem damaligen Prozess ermordet aufgefunden. War es der selbe vermeintliche Täter wie damals, ein Racheakt?
    Während Hauptkomissar Arne Larsen und sein Partner ermitteln und versuchen Zusammenhänge zu dem Fall aus der Vergangenheit herzustellen, scheint sich das Unglück von damals zu wiederholen. Wieder verschwindet ein Kind und wieder zieht ein Unwetter auf, dass die Hitzewelle beendet.



    Cover und Gestaltung:


    Das Cover passt einfach perfekt zu der Geschichte. Es ist sehr kontrastreich. Ein gelbes reifes Rapsfeld im Vordergrund und die herannahenden Gewitterwolken am Himmel fangen die Stimmung und die Atmosphäre des Buches sehr treffend ein.



    Meine Meinung:


    Nach einem dramatischen Prolog, in dem ein Mädchen aussichtslos in der Kanalisation eingesperrt ist während ein Unwetter aufzieht, beginnt die Handlung sich erstmal trügerisch ruhig und langsam aufzubauen. Aber von der ersten Seite an entfaltet dieses Buch eine unglaublich intensive Atmosphäre. Es ist Juli, Hochsommer, aber in diesem Buch herrscht keine sommerlich lockere Stimmung. Vielmehr verursacht die drückende Hitze die über Nordermühlen in Norddeutschland herrscht sofort ein beklemmendes düsteres Gefühl und Unbehagen. Dies ist dem unglaublich bildhaften, lebendigen und sehr ausdrucksstarken Schreibstil von Thomas Nommensen zu verdanken, der einen komplett in die Geschichte eintauchen lässt. Sei es die bedrückende Hitze, die schwirrende Luft oder die Schwüle vor dem heran nahenden Gewitter und die dadurch stetig wachsende Bedrohung, man hat das Gefühl das alles selbst zu spüren.


    Der Spannungsbogen steigt in diesem Buch stetig an. Dies wird erreicht durch die kurzen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden und sich immer mehr wie Puzzleteile zu dem Gesamtbild eines äußerst komplexen Falls zusammenfügen, der den Leser und die Ermittler zurück in die Vergangenheit führt. Nach und nach erfährt man immer mehr Details zu dem Verbrechen damals und wird geschickt auf falsche Fährten gelockt, die bald wieder im Sande verlaufen. Ein sehr intelligent zusammen gestrickter Plot der in einem dramatischen, erschreckenden und sehr ungewöhnlichen Finale endet und einiges zu bieten hat: die Frage über Schuld und Unschuld, Täter und Opfer sind hier nicht klar definiert. Es geht um Rache und Vergeltung, Familientragödien und die Veränderungen, die eine Haftstrafe auslöst.


    "Ein dunkler Sommer" ist Thomas Nommensens Debütroman und der erste Fall für den Norddeutschen Kommissar Arne Larsen. Dieser, aber auch alle anderen Figuren wurden sehr facettenreich dargestellt. Arne Larsen ist ein eher ruhiger, sensibler, feinfühliger aber auch sehr eigenwilliger Ermittler, der mir sehr sympatisch war, so dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde. Aber auch die Nebenrollen z.B. sein Partner Frank Kullmann hat mir sehr gut gefallen. Ebenfalls sehr anschaulich dargestellt waren die plötzlichen Gedächtnislücken des ehemaligen Kommissar Harms und die Veränderungen, die Jens Brückner durch seine Haftstrafe mitgemacht hat.



    Fazit:


    "Ein dunkler Sommer" ist ein sehr mitreißender Krimi, der vor allem durch seine atmosphärische Dichte und den ausdrucksstarken, bildhaften Schreibstil des Autors, aber auch durch einen sehr komplexen Plot mit einem ungewöhnlichen Finale überzeugt.
    Ein absoluter Buchtipp für den Sommer.


    5ratten

  • Meine Meinung:
    Anfang April wird Jens Brückner nach einer verbüßten 10-jährigen Haftstrafe entlassen. In diesen 10 Jahren hat er alles verloren, was einst für ihn wichtig war. Seine schwangere Frau Svenja hat ihn verlassen und ließ sich scheiden, verkaufte das Haus und auch nach der Geburt des Kindes wurde Jens nicht als Vater eingetragen. Freunde wandten sich von ihm ab und auch beruflich steht er vor dem Nichts. Lediglich seine Mutter hat all die Jahre zu ihm gehalten, besuchte ihn einmal im Monat in der JVA und steht ihm auch jetzt zur Seite. Verurteilt wurde Jens Brückner anhand von Indizienbeweisen, denn er selbst kann sich nicht an den Tag erinnern, an dem das Verbrechen geschah. Er soll ein Kind entführt haben, um Lösegeld von dessen Eltern zu erpressen, doch durch einen Unglücksfall verstarb das Kind in Gefangenschaft. Dafür hat er gebüßt - und auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, was an jenem Tag geschah, als das Kind, die 9-jährige Ulrike, verschwand, so weiß er jedoch eines: Er hat dieses Kind nicht entführt!


    Auch wenn Jens die genauen Umstände seiner Verurteilung nicht kennt, er kennt zumindest die Menschen, die maßgeblich dafür verantwortlich sind. Der "Alleskönner" Oskar Sartorius ist einer von ihnen. Jens ist sich sicher, dass er am Tattag Sartorius in dessen Werkstatt geholfen hat, was dieser auch bei einer ersten polizeilichen Befragung zugab. Doch warum änderte er vor Gericht seine Aussage?


    Anfang Juli findet ein Zeitungsjunge die Leiche von Oskar Sartorius. Schnell ist der herbeigerufenen Polizei klar, dass es sich bei seinem Tod um Mord im Affekt handelt. Doch wer hatte einen Grund, den Mann zu ermorden? Sicherlich, sonderlich beliebt war er nicht, aber gleich einen Mord begehen? Kommissar Arne Larsen wird mit den Ermittlungen beauftragt. Zusammen mit seinem Kollegen Frank Kuhlmann macht er sich an die Arbeit und schnell finden sie heraus, dass Sartorius immens unter Druck gesetzt wurde. Die Kommissare versuchen ihr möglichstes, doch anscheinend hatte niemand wirklich ein Motiv, Sartorius zu töten, außer demjenigen, der ihn erpresst hat. Was sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen - ein Junge hat den Täter von Tatort flüchten sehen und auch der Täter sah ihn. Dann verschwindet das Kind ...



    Der 1. Band der Arne-Larsen-Reihe! Der Plot des Buches wurde sehr authentisch und realistisch erarbeitet. Die Geschichte selbst wird aus verschiedenen Perspektiven der handelnden Akteure erzählt, was ich sehr ansprechend fand, denn so wird die Story von allen Seiten "beleuchtet". Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet, wobei mir hier gerade eine Nebenfigur, nämlich Frank Kuhlmann, unheimlich ans Herz gewachsen ist. Dieser Kommissar hat es nicht immer leicht und dennoch gibt es Momente, da merkt man, dass er sein Leben auch einfach nur genießen kann, zum Beispiel, wenn er mit seiner Familie zusammen ist. Hier wirkt er genau gegenteilig zu seinem beruflichen Leben, was ich als Leser ausgesprochen faszinierend fand. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, ich hätte mir an einigen Stellen jedoch etwas mehr Thrill gewünscht. Abschließend kann ich sagen, dass es sich um einen gelungenen Debütroman und Reihenauftakt mit kleineren Schwächen (bestimmte im Plot beschriebene Dinge kann ich mir so einfach nicht mit einem gesunden Menschenverstand vorstellen) handelt, ich mich jedoch sehr auf den nächsten Band der Reihe freue.


    4ratten