Arnaldur Indriðason - Eiseskälte

  • Arnaldur Indriðason: Eiseskälte


    (Erlendur Sveinssons 11. Fall)


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    Inhalt:


    Ohne Abschied zu nehmen, ist Kommissar Erlendur in die Ostfjorde gereist, dorthin, wo er seine Kindheit verbracht und seinen kleinen Bruder im Schneesturm verloren hat. Jahrzehnte zuvor hatten sich in dieser Gegend dramatische Szenen abgespielt: Ein Trupp englischer Soldaten geriet auf einem Höhenpfad in ein tödliches Unwetter. In derselben Nacht verschwand eine junge Frau, deren Leiche aber nie gefunden wurde. Das Schicksal dieser Frau zieht Erlendur in seinen Bann: Er will unbedingt herausfinden, was sich damals zugetragen hat - so schmerzlich es für ihn auch sein mag, Ereignisse aus dieser Zeit ans Licht zu bringen ...


    Meine Meinung:


    Der Text hinten auf dem Buch geht noch ein wenig weiter, aber viele möchten vielleicht gar nicht wissen, was dort noch steht. Es heißt nämlich weiter:


    und überschrieben ist das Ganze mit:


    Damit wird man als Leser schon in die Richtung auf eine ganz bestimmte Annahme gelenkt, was die Kapitel betrifft, die Erlendurs persönliche Begegnung mit seiner Vergangenheit und dem Schicksal seines Bruders beschreiben - zum Glück bleibt das Ende trotzdem offen, wie ich finde. Aber muß man das schon außen auf dem Buch so deutlich aussprechen? Wer sich die Spannung nicht verderben will, sollte die Buchrückseite nicht ansehen.


    Im Buch wechseln sich Kapitel, in denen Erlendur dem Schicksal der damals umgekommenen jungen Frau auf den Grund geht, sich ab mit Kapiteln, in denen er sich, auf dem verlassenen Hof seiner Eltern, seiner gefühlten Verantwortung für den Tod seines Bruders damals im Schneesturm stellt. Anfangs ist das etwas verwirrend, aber das ging mir bei Arnaldur Indriðasons Büchern schon mehrmals so.


    Es gefiel mir, daß gerade am Anfang des Buches sehr viel (und auch mittendrin immer wieder) und stimmungsvoll die Rede von Land, Leuten und dem Alltagsleben in Island war. Diese Stellen lese ich wirklich immer mit großem Interesse. Dann betreibt Erlendur seine Nachforschungen, und zwar fast ausschließlich, indem er umherfährt und Leute befragt, die die Verstorbene kannten oder in irgendeiner Weise in die damaligen Ereignisse verwickelt waren. Hier gab es mir zu viele Wiederholungen - Erlendurs Gedankengänge wiederholen sich, die immer gleichen Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven wieder und wieder besprochen, bis hin zu Wortwiederholungen wie "In seiner Stimme lag eine Art von tieftrauriger Gewissheit, dass niemand dem vorherbestimmten Schicksal entgehen kann, das ihm vorherbestimmt ist."(S. 222) - und es gibt auch zu viele Unglaubwürdigkeiten: Personen erinnern sich detailgenau an Ereignisse, die 60-70 Jahre her sind, und tatsächlich findet sich mehrmals irgendeine Kiste an mit Habseligkeiten von Verstorbenen, die die Angehörigen eigentlich schon wegwerfen wollten, es aber noch nicht getan haben, was Erlendur ermöglicht, zwischen diesen Sachen dann Briefe oder wichtige Zeitungsausschnitte zu finden. :rollen: Diese Zufälle werden meiner Meinung nach ein wenig überstrapaziert, das wirkt konstruiert.


    Auch die Beschäftigung Erlendurs mit dem Schicksal seines Bruders führt auf reichlich unwahrscheinliche Weise zu Ergebnissen, aber nun gut, möglich ist das schon.


    Kritisieren möchte ich auch die im Buch abgedruckten Landkarten: vorn eine Karte von Island im Ganzen und hinten als vergrößerter Ausschnitt die Gegend der Ostfjorde. An sich nicht schlecht, denn so kann man sich ungefähr vorstellen, wo Erlendur gerade ist. Doch einige Orte, die im Text ständig erwähnt werden, sind gar nicht eingezeichnet oder an falscher Stelle. Auch wird im Text nicht immer klar, ob eine Ortsbezeichnung ein Dorf, eine Landschaft oder einen Fjord meint. Ich bin ja ein Landkartenfreak und versuche in Büchern beschriebene Orte und Wege immer ganz genau nachzuvollziehen, wenn möglich. Doch hier konnte ich z.B. nicht den Weg der jungen Frau und der englischen Soldaten in diesem Unwetter nachverfolgen, auch Google Maps half mir da nur bedingt weiter. Auch die Lage von Erlendurs Elternhaus wird nicht mal annähernd klar. Wozu dann eine Karte?


    Insgesamt habe ich mich zwar gut unterhalten, fand es jedoch etwas zu deprimierend und zu aufgebauscht und bleibe, auch aufgrund des oben als Spoiler markierten Aspektes, nach dem Lesen etwas ratlos zurück.


    3ratten

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