Rainbow Rowell - Landline / Zwei Worte vor und eins zurück

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    Es ist kurz vor Weihnachten und Georgie, von Beruf Serienschreiberin, eröffnet ihrem Mann Neal, dass sie wegen eines eventuellen neuen Auftrages und eines wichtigen Termins direkt nach Weihnachten nicht wie geplant zu seinen Eltern reisen kann, sondern zu Hause bleiben und arbeiten muss. Neal fährt dennoch, und zwar mit den beiden Töchtern. Georgie arbeitet zusammen mit ihrem Kollegen und besten Freund weiter, ist viel im Haus ihrer Mutter, um die Leere im eigenen zu vergessen und muss dennoch dauernd an ihren Mann und ihre Kinder denken. Die Versuche, Neal telefonisch zu erreichen, scheitern, nie ist er in der Nähe, entweder hat sie ihre Schwiegermutter oder eine ihrer Töchter am anderen Ende der Leitung. Bis sie in ihrem alten Kinderzimmer ihr altes gelbes Telefon entdeckt. Mit diesem gelingt es ihr, Neal anzurufen - allerdings Neal 1998, vor 15 Jahren, kurz vor ihrer Verlobung, als sie sich kurzzeitig trennten.
    Georgie ist hin- und hergerissen: kann und soll sie die Vergangenheit ändern? Muss sie den jungen Neal erneut von sich überzeugen? Was passiert mit ihren Töchtern, wenn sie die damalige Versöhnung mit Neal verhindert?


    Mit Georgie hatte ich stellenweise ein Problem, denn sie war mir nicht immer sympathisch - wie kann man seinen Mann und seine Kinder an Weihnachten alleine lassen (mal abgesehen davon, dass sie sicherlich auch über Skype oder Ähnliches hätte weiter arbeiten können)? Klar, Georgie ist Workaholic und ihr Mann organisiert Haushalt und kümmert sich hauptsächlich um die Kinder, doch mit etwas mehr Einsatz hätte sie den beruflichen Termin bestimmt verschieben oder eben anders regeln können. Aber gut, darauf, dass Georgie und Neal nicht am selben Ort sind, basiert ja der weitere Verlauf der Handlung, also musste das so sein.


    In den Szenen mit dem alten Telefon mit der Verbindung zu früher erfuhr man dann auch die "Vorgeschichte" der beiden, vom Kennenlernen, Zusammenkommen bis hin zu jener Woche der vermeintlichen Trennung vor der Verlobung und Hochzeit. So erhält man das komplette Bild der Beziehung von Georgie und Neal.
    Mit dem Telefon selbst hatte ich so meine Probleme - warum gibt es diese Verbindung zu früher, was wäre, wenn Georgie sie weiter benutzt, wenn jemand anderes bei Neal anruft oder eine andere Nummer angerufen wird, etc.


    Insgesamt ist "Landline" ein kurzweiliges und unterhaltsames Buch, auch wenn es mir nicht so gut wie die übrigen Bücher von Rainbow Rowell gefiel. Auch wenn ein paar Fragen ungeklärt bleiben, so ist es doch eine nette Unterhaltung für einen Nachmittag auf dem Sofa.


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Ingroscha ()

  • Ich habe dieses Buch gelesen, nachdem ich von Eleanor & Park schlichtweg begeistert war. Meine Rezension ist im Original hier veröffentlicht: zur Rezi auf media-mania.de.


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    Inhalt (spoilerfrei):
    Neal zeichnet Comics für die Tageszeitung. Georgie schreibt Drehbücher für Sitcoms. Von Georgies Kollegen Seth, der zugleich ihr bester Freund ist, bekommt Neal den Spitznamen "Hobbit" verpasst. Denn Neal ist nicht so eine auf den ersten Blick attraktive, stets gepflegte und überaus gut gekleidete Gestalt wie Seth. Dass sich Georgie eines Tages in den comiczeichnenden Hobbit verknallt, kann Seth nicht nachvollziehen. Was sollte dieser griesgrämige und eher stämmige kleine Typ ihr denn bieten können. Er sieht sie an ihn verschwendet. Versucht ihn ihr ständig madig zu machen.
    Aber Georgie bleibt dran. Taucht immer wieder an Neals Schreibtisch auf und schaut ihm beim Zeichnen zu. Sie kann nicht anders. Georgie braucht die Nähe dieses ruhigen Charakters.


    Nach einigem Hin und Her kommen sie schließlich zusammen und das für Georgie Unfassbare passiert: Neal macht ihr am Weihnachtsmorgen einen Heiratsantrag!


    Dies ist nun vierzehn Jahre her und die Ehe der beiden scheint am Boden. Neal ist mit ihren zwei gemeinsamen Töchtern über die Weihnachtsfeiertage zu seinen Eltern nach Omaha gereist. Georgie ist in LA geblieben, um mit Seth an ihrer eigenen Sitcom zu schreiben. Sie haben nur wenige Tage und es ist die Chance, endlich ihre komplett eigene Serie umzusetzen.


    Aber die Entscheidung in Kalifornien zu bleiben, scheint Georgie mit einem sehr hohen Preis bezahlt zu haben. Neal meldet sich nicht bei ihr, weigert sich mit ihr zu sprechen. Sie glaubt, er ist an dem Punkt angelangt, sie zu verlassen. Schließlich hat sie die letzten vierzehn Jahre über bereits immer ihren Job über Neal gestellt. Er ist es, der sich um die Mädchen, den Haushalt und die kleine Familie kümmert. Georgie ist diejenige, die spätabends erschöpft und überarbeitet vom Job nach Hause kommt. Und keine Zeit mehr für Neal und die Töchter hat ...


    Als Georgie aber dann doch mittels eines alten Telefons im Hause ihrer Mutter mit Neal ins Gespräch kommt, scheint er verändert. Sie kann es kaum glauben. Sie spricht zwar mit Neal, jedoch ist es der Neal aus der Vergangenheit. Aus der Zeit vor 14 Jahren. Damals, als er ebenfalls nach Omaha gefahren war, nachdem sie sich gestritten hatten. Aber das kann doch unmöglich sein!


    Meine Bewertung (spoilerfrei):


    Rainbow Rowell erzählt hier die Geschichte eines jungen Paares, das nach vierzehn Jahren Ehe eine Krise erlebt. Oberflächlich betrachtet stimmt dies. Der Klappentext leitet den interessierten Leser ebenfalls in diese Richtung. Und ja – Georgie und Neal sind verheiratet, haben zwei Töchter und stecken in einer Krise. Allerdings sind die beiden keine typischen Liebesromanprotagonisten und auch die Handlung hat einen besonderen phantastischen Charme, der untypisch ist und diese Geschichte zu etwas Besonderem machen.
    Mit immer wieder eingestreuten Zeitsprüngen lässt die Autorin die Leser Georgies und Neals Kennenlernphase durchleben. Hinzu kommen die ungewöhnlichen Gespräche, die Georgie über das "magische" Telefon in ihrem Elternhaus mit dem Neal aus dieser Zeit führt. Eine dritte Ebene in dieser Handlung ist dann die Gegenwart, in der Georgie ihre Zukunft in Scherben zerspringen sieht. Sie hat Angst, schämt sich für ihr Verhalten in ihrer Partnerschaft und würde sich am liebsten in den Gesprächen mit dem "jungen" Neal verlieren. Nur noch mit ihm telefonieren. Jeden Tag.
    Den Lesern wächst sie mit ihren Gedanken, ihren Schuldgefühlen und ihren schrägen Ideen Seite um Seite ans Herz. Und das, obwohl sie die Hauptschuld an dem ganzen Dilemma zu haben scheint. Ihre skurrile Familie tut ihr Übriges dazu.


    Rainbow Rowell bringt die Leser zum Lachen und manch einen sicher auch zum Weinen. Sie regt zum Nachdenken über das eigene Leben an. Und trotz all der Schwierigkeiten und Fehler, die ihre Protagonisten in ihren Leben überstehen mussten und müssen, gibt es in diesem gesamten Roman niemanden, den der Leser wirklich unsympathisch finden könnte.


    Zwar kann "Zwei Worte vor und eins zurück" nicht mit "Eleanor und Park" mithalten, mit dem sie ihr Debüt in Deutschland hatte. Trotzdem lebt es durch seine ungewöhnlichen Charaktere, die eher Doc Martens als Pumps zum Minirock tragen, Liebesbotschaften in Form von Comics auf Post-its festhalten, deren Möpse gerne auf sauberer Wäsche im Trockner kuscheln und nicht nur aus diesen Gründen so wunderbar authentisch sind. Der Roman kann mehr als der Klappentext erahnen lässt und die Leser sollten sich auch auf mehr einlassen wollen. Dann wird das Lesen von Anfang bis Ende eine schöne Reise sein.


    4ratten