Tanja Buburas, Shirley Michaela Seul: Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen

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    Tanja Buburas, Shirley Michaela Seul: Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen. Wie Gonzo meine Angst verjagte, München 2015, Nymphenburger Verlag, ISBN 978-3-485-02829-5, Hardcover mit Schutzumschlag, 224 Seiten, Format: 13,4 x 2,5 x 21,4 cm, Buch: EUR 20,- (D), EUR 20,60 (A), Kindle Edition: EUR 14,99.


    Die Eventmanagerin Tanja Buburas ist noch keine 30, als sie auf einem Rückflug von Köln nach Berlin aus heiterem Himmel eine Panikattacke erleidet. Sie kann sich das überhaupt nicht erklären. Gut, sie hat in letzter Zeit viel gearbeitet, aber sie liebt ihren Job. Auch in ihrer Beziehung zu dem IT-Fachmann Carlos ist sie glücklich. Sie haben eine tolle Wohnung, Freunde, Hobbys ... Alles ist wunderbar, und auf einmal streckt die Angst sie nieder.


    Sieben Jahre, zwei Trennungen, zahlreiche Therapien und einen Umzug in die alte Heimat Oberbayern später ist die Situation schlimmer denn je. Nach einem schweren Rückfall kann Tanja ihre Wohnung überhaupt nicht mehr verlassen: Sie hat Agoraphobie. Wenn sie nicht den Rest ihres Lebens in ihren vier Wänden sitzen und sich vor der Welt da draußen fürchten will, muss jetzt etwas geschehen. Ihre letzte Hoffnung sieht sie in einer tiergestützten Therapie, die Stephanie Lang von Langen anbietet.


    Tanja liebt Hunde und hatte als Kind selbst einen. Vielleicht kann Therapiehund Wunja ihr ja wirklich einen größeren Aktionsradius ermöglichen. Wenigstens selbstständig einkaufen will Tanja gehen können. Davon, sich wieder gänzlich frei von Ängsten und Medikamenten in der Welt bewegen zu können, wagt sie gar nicht zu träumen.


    Therapeutin Stephanie ist in Tanjas Alter, leitet ein Ausbildungszentrum für Therapiehunde und ist bis zur Schmerzgrenze ehrlich. Gleich beim ersten begleiteten Gassigang mit Wunja bekommt Tanja eine Panikattacke, aber Stephanie weiß damit umzugehen. Und je mehr Tanja sich auf den Hund konzentriert und darauf, eine bessere Hundeführerin zu werden, desto weiter traut sie sich von ihrer Wohnung – dem einzigen Ort, an dem sie sich sicher fühlt – weg. Rückschritte gibt es natürlich auch, aber insgesamt scheint sie auf einem guten Weg zu sein.


    Irgendwann kommen sie mit Therapeutin Stephanie über ihre Karriere vor der Krankheit ins Gespräch. Als Tanja erwähnt, dass sie Marketing-Kommunikation studiert und Veranstaltungen organisiert hat, ergibt sich daraus ein Praktikum ins Stephanies Unternehmen. Tanja telefoniert von zu Hause aus, vereinbart Termine, bereitet Seminarunterlagen vor und nimmt schließlich selbst an den Seminaren teil. Bei einer solchen Veranstaltung wird sie zu ihrer Überraschung von einer prominenten Tierschützerin angesprochen: „Willst du einen Hund?“ - „Kranke Leute wie ich sollten keine Hunde haben“ (Seite 100), ist Tanjas Antwort, doch sie hat nicht mit der Hartnäckigkeit der Tierfreundinnen in ihrem Umfeld gerechnet. Die drängen ihr den wadenhohen Mischling aus einer Tötungsstation auf Zypern förmlich auf.


    Nachdem der kleine Gonzo ein paar Tage lang bei ihr probewohnen durfte, ist es um sie geschehen. Der strubbelige Wirbelwind auf vier Beinen darf bleiben! Tanja will alles tun, um ihm ein glückliches und artgerechtes Hundeleben zu ermöglichen. Sie dreht regelmäßig Gassirunden mit ihm und kommt mit vielen anderen Hundebesitzern ins Gespräch. Panikattacken kann sie sich nicht mehr leisten meint sie. Ein Hund braucht ein starkes, souveränes Frauchen, das ihn beschützen kann. Jemandem, der sich schwach und befremdlich verhält, würde er nicht gehorchen. Und es würde ihn ängstigen.


    Seit sie Gonzo hat, geht es mit Tanja deutlich bergauf. Sie ist nicht mehr allein und sie hat jeden Tag einen Grund, aufzustehen und sich auf das zu freuen, was ihr Hund und sie erleben werden – und mit dem freundlichen und unerschrockenen kleinen Kerl, der auf fremde Menschen genauso unbefangen zugeht wie auf riesige Hunde, erlebt sie einen Menge!


    Tanjas Therapeuten sind sehr zufrieden mit ihrer Entwicklung. Nun wäre es an der Zeit, die Medikamente, die sie nehmen muss, „auszuschleichen“. Plötzlich absetzen kann man sie nicht. Das würde zu schwerwiegenden Entzugserscheinungen führen und könnte einen körperlichen Zusammenbruch und/oder gar einen Suizid zur Folge haben. Also wird die Dosis unter ärztlicher Aufsicht nach und nach reduziert.


    „Seien Sie darauf vorbereitet, dass es am Anfang leicht sein wird“, sagt ihr Psychiater, „da Sie ja hoch dosiert sind. Ab der Mitte bis zum Ende kann es zu Einbrüchen kommen.“ (Seite 77) Genau das passiert. Zu den wiederkehrenden Panikattacken gesellen sich Gefühlsschwankungen und eine Depression. Tanja geht durch die Hölle und quält sich zudem noch mit dem Gedanken, ob sie überhaupt noch in der Lage ist, für Gonzo angemessen zu sorgen. Als gar nichts mehr geht, muss Freundin Angi als Hundesitterin einspringen.


    War’s das jetzt mit dem Dream-Team Tanja und Gonzo? Oder wird Tanja ihr tief überwinden und bald wieder für ihren vierbeinigen Freund da sein können? Und vor allem: Wird sie es schaffen, ihre Krankheit hinter sich zu lassen?


    Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Statt „Kriegen sie den Mörder“ lautet die Frage aller Fragen hier eben: „Besiegt Tanja die Angststörung?“. Man erfährt vieles über die Krankheit. Die Panikattacken und auch die Angst vor der Angst werden sehr offen, bildhaft und nachvollziehbar geschildert. Zahlreiche Rückblicke zeigen, was Tanja schon alles unternommen und durchgemacht hat.


    Dass sie manche Ratschläge und Fragen wohlmeinender oder auch nur distanzloser Mitmenschen nicht mehr hören kann, kann man sich gut vorstellen. Nach Ursache und Auslöser für die Krankheit braucht man zum Beispiel gar nicht zu fragen, erfahren wir. Beides ist unbekannt. Es sieht tatsächlich so aus, als könne jedermann zu jeder Zeit eine Angststörung entwickeln. Das ist durchaus erschreckend.


    Interessant ist, welchen Einfluss Körperhaltung, Körperspannung und Stimme darauf haben, wie ein Hund den Menschen sieht. Kaum hat Tanja ihre aufrechte Tänzerinnenhaltung wiederentdeckt und gelernt, bestimmter zu sprechen, haben die Hunde mehr Respekt vor ihr - und das wirkt sich unmittelbar auf ihr Wohlbefinden aus. Diese tiergestützte Therapie ist also kein Hokuspokus, da passiert tatsächlich was.


    Es ist bewundernswert, wie offen und uneitel Tanja Buburas über ihre Krankheit spricht, damit wir LeserInnen etwas lernen können. Hut ab – und vielen Dank!


    Die Autorinnen
    Tanja Buburas, geboren 1977, lebt in der Nähe von München. Mit knapp 30 Jahren erleidet sie eine Angststörung, die ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt. Heute ist sie gesund, arbeitet als Office Managerin und engagiert sich für soziale Projekte.


    Shirley Michaela Seul hat zahlreiche Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht, darunter auch eine Hundekrimi-Serie. Zudem arbeitet sie sehr erfolgreich als Ghostwriterin.