Marcel Brion - Die Stadt im Sand

  • Klappentext:
    "In den Hochebenen Zentralasiens muß ein junger Forscher vor einem Sandsturm fliehen und drei Tage in einer Höhle aushalten. Als der Sturm vorbei ist, erblickt er ein Wunder: wo vorher eine öde Fläche war, in deren Mitte ein riesiger Sandberg aufragte, liegt nun eine lebendige Stadt an einem breiten Fluß. Zaghaft betritt der junge Mann den Ort, aber zu seinem Erstaunen begegnet man ihm freundlich. Er findet Freunde und Arbeit, verliebt sich in ein schönes Mädchen und denkt nicht mehr an Rückkehr. Immer aber quält ihn das Gefühl, daß das Glück nicht von Dauer sein kann, daß etwas geschehen muß, daß er in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit lebt. Eines Tages stirbt sein Freund, der Märchenerzähler, mitten in einem Märchen, und mit seinem Tod beginnt der Untergang der Stadt: Der Sand kehrt zurück. Eine geheimnisvolle, rätselhafte Geschichte, doppelbödig und voller Farbem Stimmungen, Eindrücke, gespiegelt in der Ungewißheit des Fremden - erlebt er eine Wirklichkeit, träumt er, ist er verzaubert?"


    Dieses Buch ist in den 80er Jahren in der "Bibliothek der phantastischen Abenteuer" im Fischer Verlag erschienen, stammt aber selbst von 1959. Ich hatte schon lange ein oder zwei von den Bänden im Regal stehen, habe aber jetzt beschlossen, die Reihe nach und nach antiquarisch aufzustöbern: sie ist zum einen schön editiert und bietet zum anderen eine sehr interessante Sammlung von "off the beaten track" Phantastik.


    Der junge Forscher dieses Buches ist auf der Suche nach manichäischen Fresken entlang - wie ich vermute - eines Abschnittes der Seidenstraße. Nachdem der tagelange Sandsturm sich gelegt hat, findet er sich in einer lebendigen Oasen- und Karawanenstadt gut 1000 Jahre vor seiner Zeit wieder. Die Freunde, die er dort findet, gehören zu einer vermutlich gnostischen Geheimlehre, den Söhnen der Sterne, die eine umfassende kosmische Harmonie der Menschen und der Dinge anstreben. Der Autor beschreibt diese Lehre, aber auch das Leben der Stadt, den Basar und die verschiedenen Handwerker, mit denen sich der Forscher anfreundet, mit einer stillen Ernsthaftigkeit, aber auch einer märchenhaften Farbigkeit, die zum einen an 1001 Nacht, aber auch ganz stark an Hermann Hesse erinnert. Ob der Autor hier versucht hat, eine historische Glaubensgemeinschaft schöpferisch wiederauferstehen zu lassen, oder ob er sie frei erschaffen hat, wird nicht klar (Die Manichäer scheinen es nicht zu sein, dafür wird der Glaube als zu sinnes-froh geschildert), es spielt aber letztlich keine Rolle, denn das Ergebnis ist über die Maßen überzeugend und mit einer exquisiten und "verfeinerten" Sprache geschrieben, die man wie in kleinen Schlucken genießen muß.


    Ein außergewöhnliches Leseerlebnis für alle, die gerne abseits der ausgetretenen Pfade streifen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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