Anneliese Probst - Orchesterprobe

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    Inhalt:


    Pauline hat sich so auf das Studium gefreut, und nun erlebt sie ein Fiasko nach dem anderen. Dabei spielt sie viel lieber Geige, als stundenlang über den Büchern zu sitzen. Sogar für Henry hat sie oft keine Zeit.

    Autorin (aus Wikipedia):


    Anneliese Probst (1926-2011) lebte in Halle, war zweimal verheiratet (das zweite Mal mit einem Pfarrer) und verfasste Kinder- und Jugendbücher sowie Romane und Erzählungen für Erwachsene, die seit den 60er Jahren vor allem in konfessionellen Verlagen der DDR erschienen..

    Meine Meinung:


    Das Buch erschien im Jahr 1986. Pauline ist eine Studentin im ersten Jahr, und die Stadt, in der sie lebt und studiert, wird zwar nicht genannt, ist aber sehr offensichtlich Halle an der Saale. Pauline lebt bei ihren Eltern. Als weitere Bezugsperson gibt es die Großmutter, die in einem alten Haus in einem Dorf in nicht zu großer Entfernung von der Stadt lebt, und zu der Pauline am Wochenenende oft mit dem Zug auf Besuch fährt. Die Großmutter ist eine wichtige Gesprächspartnerin, die Pauline Denkanstöße gibt und Lebenserfahrungen und -weisheiten vermittelt. Außerdem ist da noch Henry, ihr Freund, mit dem sie sich anfangs sehr gut versteht, doch mit der Zeit wird Pauline unsicher, ob die Beziehung zu Henry wirklich das Richtige für sie ist, denn im Moment liegt ihr Fokus mehr darauf, ihren eigenen Weg zu finden, als Henry eine Partnerin zu sein.


    Pauline studiert Bibliothekswissenschaft. In ihrer Freizeit spielt sie Violine und ist Mitglied in einem Orchester. Nach und nach wächst in ihr die Erkenntnis, dass Bibliothekswissenschaft nicht das Richtige für sie ist - doch was kann sie stattdessen tun?


    Dieser Erkenntnisprozeß, die Suche Paulines nach dem richtigen Weg im Beruf und auch im Leben, ist der Inhalt dieses Buches. Das Buch ist 30 Jahre alt, es wurde zu DDR-Zeiten geschrieben und ist daher teilweise für heutige junge Menschen nicht mehr aktuell, doch es enthält auch einen guten Teil Zeitloses: wie zum Beispiel die Suche nach dem richtigen Weg im Leben. Diese Suche ist sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben. Pauline müht sich damit und fordert viel von sich selbst. Beim Lesen musste ich an den Biologiestudenten Jens in "Die verbotene Reise" denken, der so viel egoistischer ist. Pauline ist mir viel sympathischer, sie ist verantwortungsbewusst und will wirklich in ihrem Leben das Richtige tun. Sie trifft nach reichlicher Überlegung eine Entscheidung, nimmt Unannehmlichkeiten in Kauf und arbeitet zäh und konsequent, um ihr Ziel - eine Ausbildung zur Orchestermusikerin - zu verwirklichen.


    Die Verhältnisse an der Universität sind zutreffend geschildert (ich habe zu derselben Zeit studiert) und auch die Schilderung der Wohnverhältnisse: Pauline hat eine Ausbauwohnung, ich habe in einer ähnlichen Wohnung mit undichtem Dach zeitweise gewohnt und vieles wiedererkannt - dieses Buch ist ein Zeitdokument. Es schildert, dass man auch in der DDR mit Fleiß und Konsequenz etwas erreichen konnte. Der Schreibstil ist knapp und sachlich, bis auf die Rückblicke ist das Buch im Präsens geschrieben, was etwas berichtartig wirkt. Trotzdem habe ich es sehr gern gelesen und kann es allen empfehlen, die etwas über das Lebensgefühl der DDR-Jugend wissen wollen, und keine Angst vor Begriffen wie Soljanka, Ausbauwohnung und ML-Seminar haben. Allerdings ist das Buch nur noch antiquarisch zu haben.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.