Marcel Proust - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Es gibt 63 Antworten in diesem Thema, welches 22.815 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • Tja, bei der WBG hab ich auch mal spaßeshalber nach Proust gesucht, bin aber auf nichts gestoßen..


    Wie gesagt, inzwischen ausverkauft. Den Link zum 99,- Euro Angebot gab es seinerzeit von mir im Klassikerforum.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Marcel Proust - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Auf dem Weg zu Swann. Neuübersetzung.


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    Dieses Buch ist schon eine kleine Sensation. Wer hätte geglaubt, dass ein Verlag eine komplette Neuübersetzung dieses Riesenwerkes angesichts der doch ordentlichen Ausgabe bei Suhrkamp plant, die erst vor wenigen Jahren sprachlich von Luzius Keller "renoviert" wurde. Der Preis ist mit 30 EUR äußerst moderat angesetzt. Der Verlag plant eine Neuübersetzung aller 7 Bände und gibt dann noch einen Zusatzband mit den Personen der Recherche heraus.


    Der Reclam-Band enthält ähnlich wie bei Suhrkamp im Anhang Erläuterungen, v.a. der historischen Anspielungen. Im Gegensatz zur Suhrkamp-Ausgabe sind im Haupttext aber keine Endnoten-Ziffern gesetzt, so dass der Lesefluss nicht gestört wird. Beide Übersetzungen lesen sich ähnlich, Bernd-Jürgen Fischer ist an vielen Stellen noch etwas verständlicher. Inwieweit dies jedoch dem Original entspricht, sei mal dahingestellt. Ich konnte einige Stellen überprüfen, da werden gar Überschriften geändert und wenn man im Original nachschlägt, sieht man, dass man nun näher am Original ist. In den Sätzen werden Füllwörter wie "jetzt" oder "nun" oder "weil" eingebaut, die den Lesefluss erhöhen. Diese Wörter finde ich nicht in jedem Fall im Original, aber möglicherweise schwingen sie in der frz. Sprache mit, dazu sind meine Französisch-Kenntnisse jedoch nicht ausreichend.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Für meine Begriffe wäre es auch hilfreich, das Druckbild dahingehend zu verändern, dass mehr Absätze eingefügt werden und auch die Dialoge in eigenen Zeilen stehen. Es ist zwar nur Optik, aber dieses Schriftbild seitenweise ohne einen Absatz ist schon beim reinen Ansehen anstrengend. Ich fühle mich davon regelrecht erschlagen. Lieber noch 50 Seiten mehr als so wie es jetzt bei der Suhrkamp-Ausgabe ist.

  • Die Absätze sind nicht geändert. Die hat der Autor halt nicht gesetzt. Daher belässt man das so.


    Gruß, Thomas

  • Ich lese gerade, dass die weiteren Baende im Halbjahrestakt erscheinen sollen. Ich freue mich sehr.


    Gruss Thomas

  • Ob eine Neuübersetzung wirklich notwendig ist, kann ich nicht beurteilen, da ich nicht einmal die alte, überarbeitete gelesen habe. Aber meinetwegen; wenn Reclam denn glaubt, es rentiere sich. Schlechtere Bücher könnten sie wirklich herausgeben.


    Was ich mich aber frage, ist, wer denn das Cover verbrochen hat :entsetzt: ! Das ist ja sowas von abschreckend (mich zumindest), dass ich dafür kein Geld (oder nur sehr wenig) ausgeben würde, und das auch nur, wenn es keine Alternative gäbe. Ja, ja, der Inhalt zählt, aber wenn das Äußere dafür sorgt, dass man bis zum Inneren überhaupt erst nicht kommt, weil man das Buch gleich ignoriert und nicht einmal in die Hand nimmt, um den Titel zu lesen...


    Sagt eine alte, leidenschaftliche Buchhandlungsstöberin.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das Cover passt zum Reihenbild (Klassiker im Hardcover). Cornelia Feyll und Friedrich Forssmann haben die Baende gestaltet. Also Superstars der Design- Szene.


    Gruss Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • In der Tat - es passt zum Reihenbild. Leider, kann ich da nur sagen.


    Zitat

    Die 2008 ins Leben gerufene Reihe "Reclam Bibliothek" präsentiert Klassiker der Weltliteratur in besonderer Ausstattung. Bedeutende Texte finden so ihren angemessen schönen Rahmen. Teils wurden die Texte neu übersetzt oder herausgegeben, teils um Illustrationen ergänzt. Die Reihengestaltung von Friederich Forssman, dem meistausgezeichneten Buchgestalter Deutschlands, und seiner Frau, der Textildesignerin Cornelia Feyll, wurde beim Wettbewerb der Stiftung Buchkunst "Die schönsten Bücher 2008" mit dem 2. Preis ausgezeichnet. (Quelle)


    Ach je, ich weiß schon, wieso ich Designern - vor allem solchen der Topklasse - sehr skeptisch gegenüberstehe. Obwohl ich mittlerweile gebundene Bücher Taschenbüchern vorziehe, wäre die Covergestaltung ein Grund für mich, mir den jeweiligen Text statt dessen (wenn ich im Verlag bleiben will) als gelbes Reclam anzuschaffen. Wobei die ja auch nicht mehr sind, was sie mal waren, seitdem sie das furchtbare weiße Viereck bekommen haben.
    Ist wohl ein Fall von "die Geschmäcker..."

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Die erste Besprechung der neuen Übersetzung findet man in der Literaturbeilage der FAZ zur Buchmesse und stammt vom Schriftsteller Martin Mosebach.


    Mit Vergnügen und Neugier liest Mosebach den Anmerkungsteil der Neuübersetzung, der allein die Anschaffung rechtfertigt. An der Übersetzung selber, die er aber nur stichprobenhaft geprüft hat, lässt er kaum ein gutes Haar. Er vergleicht zahlreiche Einzelsätze und ist mit der Lösung von Bernd- Jürgen Fischer meist unzufrieden.


    "Et tout d'un coup le souvenir m'est apparu." heißt der Schlüsselsatz als der Erzähler den Lindenblütentee zu sich nimmt. Bei Rechel-Mertens heißt es: "Und dann mit einem Male war die Erinnerung da." Fischer schreibt: "Und dann ist mir ganz plötzlich die Erinnerung erschienen."


    "apparu" heißt zwar "erschienen", aber im Deutschen erscheint eine Erinnerung nicht, sie kommt, man hat sie, sie ist da. Bei Rechel-Mertens ist zudem die Dramatik des beschworenen Augenblicks besser erfasst, so Mosebach.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Mit Vergnügen und Neugier liest Mosebach den Anmerkungsteil der Neuübersetzung, der allein die Anschaffung rechtfertigt.


    Der Teil muss dann aber schon herausragend sein - bei dem Preis! Ich kann mir schlecht vorstellen, dass jemand nur um der Anmerkungen willen die Bände anschafft. Sie beziehen sich ja immer auf Stellen im vorangegangenen Text und wenn man den in lieber in einer anderen Ausgabe liest, wird es mühsam, die entsprechenden Stellen zu suchen.


    Ich werde mir zwar diese neue Ausgabe nicht zulegen, aber trotzdem mit Interesse verfolgen, welche anderen Kritiken dazu nocn erscheinen.


  • Ich kann mir schlecht vorstellen, dass jemand nur um der Anmerkungen willen die Bände anschafft.


    Da kennst du die Mitglieder der Marcel-Proust-Gesellschaft aber schlecht!


    Gruß, Thomas

  • Oh, natürlich! Als echter Liebhaber kauft man diese Ausgabe auch. Aus der Sicht verstehe ich das sogar. Als "normaler" Proust-Leser reicht mir natürlich meine Suhrkamp-Ausgabe. Mosebachs Einschätzung ist für mich eine Empfehlung, die Reclam-Reihe nicht zu kaufen.

  • Alle großen Zeitungen haben nun die Neuübersetzung von Bernd-Jürgen Fischer besprochen. FAZ, NZZ, Die ZEIT, SZ - keiner ist von der Neuübersetzung überzeugt. Der Perlentaucher fasst es hier zusammen:


    http://www.perlentaucher.de/bu…em-weg-zu-swann-2013.html


    Irgendwie bedauerlich für den Reclam-Verlag, dem dieses Projekt ja einiges gekostet haben dürfte (und noch kostet).


    Gruß, Thomas

  • Die Rezensionen sprechen eine deutliche Sprache, vor allem die NZZ. Ehrlich gesagt frage ich mich, warum man überhaupt eine Neubearbeitung auf den Markt bringt, wenn es doch andere gibt, die nach wie vor gefragt sind. Ist das nicht nur dann sinnvoll, wenn man die Neuauflage so anders gestaltet, dass auch LeserInnen angesprochen werden, die Proust bislang noch nicht lesen wollten?

  • Es gibt doch von vielen klassischen Werken Neuübersetzungen. Der Hanser Verlag macht es erfolgreich vor. Dort verkauft man das ja gut. Die Proustübersetzung ist viele Jahre alt, lediglich die Revision von Keller, was aber keiner kompletten Neubearbeitung entspricht, ist jüngeren Datums.


    Gruß Thomas

  • Ja, es gibt viele Neuübersetzungen. Wenn die dann auch wirklich "neu" sind, also sprachlich sozusagen modernisiert, wie Moby Dick, das unlängst neu aufgelegt wurde, kann ich das auch verstehen. Aber die Besprechungen der neuen Recherche lesen sich durchgehend nicht positiv. Gut, das kann der Verlag vorher nicht wissen, aber ich denke, dass sie ihre Neuausgabe doch frühzeitig Experten vorlegen und einschätzen lassen.


    Es bleibt abzuwarten, wie sich die Ausgaben nach diesen Beurteilungen und mit dem Preis verkauft. Da schlagen dann doch eher nur die eingefleischten Liebhaber zu.

  • Hallo, ich habe mich im Laufe der letzten 2, 3 Jahre auch an einige Klassiker gewagt. :leserin:


    Jane Austen
    Tolstoi
    Virginia Woolf
    Charles Dickens
    Hemingway
    Bukowski


    fallen mir da spontan ein,
    aber ich weiß noch, dass ich mal bei Proust reingelesen habe und es unglaublich schwierig fand. Ich hab wirklich Respekt vor jedem, der davon alle 7 Bände schafft. Und das dann noch zum privaten Vergnügen und nicht im Rahmen eines Studiums.