Heinrich Heine: Die Nordsee

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  • Die kurze Schrift, die Heine 1827 im zweiten Band seiner "Reisebilder" veröffentlichte, führt einen mit dem Titel sehr in die Irre, weshalb ich auch nach den ersten zwei Seiten den Text zunächst einmal zur Seite legte.
    Ich erwartete eine Beschreibung von Reiseerlebnissen oder auch Anekdötchen, gewohnt ironisch serviert und mit politischen Seitenhieben vom Meister der essayistischen Form und bekam etwas ganz Anderes.
    Eine sehr abfällige,kulturelitäre Stellungnahme zu den zeitgenössischen Bewohnern der Insel Norderney, denen Heine den Entwicklungsstand von Kindern und weitere negative Eigenschaften zuordnet, der dann eine Stellungnahme zum Einfluss der Kirche allgemein auf die Gesellschaft und die Befreiung von derselben folgte.
    Dann wird es interessanter, wenn man sich in den ironischen Ton eingelesen hat. Weil die Menschen das Geld so sehr lieben, nehmen ihre Söhne und Töchter die Gesichtszüge der abgedruckten Regenten an.
    Darauf folgt eine Stellungnahme zu Goethe und nun kehre ich gerade wieder mit Heine auf die Insel zurück.
    Ein Potpourri von Gedanken und Zynismen, die manchmal brillant auffunkeln, aber lange nicht zum Besten gehören, was Heine uns geschenkt hat.
    Bin dennoch gespannt, was die weiteren Seiten noch so bieten.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Nun bin ich durch und habe mich ein wenig gequält, obwohl der Text im engen Druck meiner Insel-Heine-Ausgabe nur dreißig Seiten umfasst.
    Auch im Folgenden konnte mich Heine mit dem Geschriebenen nicht überzeugen, er lässt sich über Napoleon-Biografien aus, ist ein großer und völlig kritikloser Fan desselben, spricht sich dafür aus, die heroische Vergangenheit der Völker nicht zu verkennen, zieht dann die zeitgenössische Literatur durch den Kakao und das Ganze endet mit schlechten Epigrammen Karl Immermanns, die dem gleichen Zweck dienen.


    Fazit: Von Heine gibt's tausend mal Besseres zu lesen.

  • [...] und das Ganze endet mit schlechten Epigrammen Karl Immermanns, die dem gleichen Zweck dienen.


    Fazit: Von Heine gibt's tausend mal Besseres zu lesen.


    Von Immermann übrigens auch. Wenn auch vielleicht nur zehnmal...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Von Immermann übrigens auch. Wenn auch vielleicht nur zehnmal...


    Da hast du Recht: Die Epigonen und der Münchhausen haben zwar ihre Längen, sind aber auch heute noch wirklich lesenswert im Gegensatz zu dem epigrammatischen Senf oben.