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Ivan Turgenjevs „Aufzeichnungen eines Jägers“, erschienen 1852, ist ein Schlüsselwerk der russischen Literatur. Es gibt sogar die Legende, dass diese Erzählungen Zar Alexander den II. dazu bewogen, die Leibeigenschaft der russischen Bauern aufzuheben.
Zum Inhalt:
Der Ich-Erzähler, ein adeliger Einzeljäger, der in vielem Züge Turgenjevs trägt, jagt zusammen mit einem leibeigenen Bediensteten in verschiedenen Gebieten des Gouvernements Orel in Zentralrussland, ca. 200 km südlich von Moskau gelegen. Neben genauer Beobachtungen der Natur in den verschiedenen Jahreszeiten und verschiedener Wetterlagen thematisieren die Erzählungen Begegnungen mit russischen Bauern und kleinadeligen Gutsbesitzern, auch mit dem Tod und Gespräche über den Lebenssinn. Die Erzählungen zeigen facettenreich die Gedankenwelt der ländlichen Bevölkerung, aber auch – ohne anklägerisch aufzutreten – die unglaubliche Rechtlosigkeit und Ausbeutung der russischen Bauern, unter welchen Begriff übrigens die gesamte abhängige Landbevölkerung gefasst sind, gleich in welchen Beruf sie von ihren Herren und Herrinnen gedrängt wird.
Meine Meinung:
Auch wenn die geschilderten Geschehnisse schon über 150 Jahre her sind, bleibt man sprachlos und tief betroffen vor der oft sinnlosen Grausamkeit und Willkür gegenüber den Leibeigenen. So wird eine erfolgreich als Damenschneiderin in Moskau arbeitende Leibeigene, die ihrem Herrn einen hohen Verdienst einbrachte, nach dem Erbfall auf das Gut zurückbeordert und zu Hilfsdiensten herangezogen. Auf dem Besitz einer alten Jungfer darf keiner heiraten, weil ja sie selbst auch jungfräulich lebt. Und so weiter und noch viel schlimmer … .
Daneben war ich beeindruckt von Turgenjevs Fähigkeit zur Landschaftsschilderung, das ist Lyrik in Prosa, deren Schönheit auch in der Übersetzung zu spüren ist.
Zitat von Beispiel aus Kapitel 5 „Die Bjeschin-Wiese“:Es war ein herrlicher Julitag, einer von den Tagen, die nur dann vorkommen, wenn kein Wetterumschlag zu erwarten ist. Der Himmel ist dann vom frühen Morgen an heiter; das Morgenrot flammt nicht wie eine Feuersbrunst; die Sonne ist nicht feurig und glühend wie zur Zeit einer Dürre, auch nicht trüb-blutrot wie vor einem Sturm, sondern schwebt hell und freundlich unter einer schmalen und langen Wolke hervor, leuchtet heiter und versinkt im lilagrauen Nebel. Der obere dünne Rand der langgestreckten Wolke glitzert wie voller feiner Schlangen; ihr Glanz erinnert an den Glanz getriebenen Silbers ... .
Außerdem lernt man eine Menge russische Originale kennen und tiefgründige Gedanken, die einen selbst zum Grübeln bringen.
Tja, kann ich über irgendetwas meckern? Nur dass es eben Erzählungen sind, die schnell wieder aufhören. Ein Genre, das ich nicht so schätze, weil einen der Autor aus der gerade aufgebauten Welt so schnell wieder rausschmeißt.
Absoluter Klassiker-Tipp!!