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Zum Inhalt:
Sylt im Jahr 1711: Jördis lebt mit ihrer Großmutter auf Sylt, doch sie bleibt eine Außenseiterin, die sich als Strandräuberin durchschlagen muss. Ihre Vorfahren stammen aus Island, deshalb hängt sie noch dem alten nordischen Glauben an. Ihre einzige Gefährtin ist ausgerechnet die Tochter des Pfarrers, der Jördis für eine Hexe hält. Doch dann verlieben ihre Freundin Inge und sie sich in denselben Mann – und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Zur Autorin:
Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Heute arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits zahlreiche erfolgreiche historische Romane veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Meine Meinung:
1711 ist das Leben hart auf Sylt. Die Natur ist karstig und widersetzt sich allen Versuchen, dort etwas zum Essen zu kultivieren. Also leben die Menschen vor allem vom Fisch- und Walfang. Und ist der mal schlecht gelaufen, dann hungern die Sylter in ihren windschiefen, ärmlichen Hütten und hoffen auf besseres Wetter und bessere Fangausbeute. Besonders schlimm trifft es immer die Frauen, die ohne männliche Versorger überleben müssen. Auch Jördis und ihre Großmutter gehören zu diesen Überlebenskünstlerinnen, die sich vor allem mit dem Sammeln von Strandgut über Wasser halten und hi und da mal ein bisschen Geld für harmlose Runen-Orakel bekommen. Jördis freundet sich mit der Tochter des Pfarrers an, dem das Mädchen und seine Oma schon lange ein Dorn im Auge sind.
Dann verliebt Jördis sich in den Schmied Arjen – für den sich auch ihre Freundin interessiert - und möchte ihn heiraten. Da bricht ein Unwetter über der Insel herein und der Pfarrer sieht seine Chance gekommen das Unglück Menschen in die Schuhe zu schieben, die seiner Meinung nach den Missfallen Gottes heraufbeschworen haben.
Schon der Vorgängerroman von Ines Thorn, „Die Walfängerin“, hatte mich gefesselt. Und obwohl ich aus diesem bereits ein bisschen etwas vom damaligen Leben auf Sylt wusste, war ich doch wieder erschüttert unter welch unwirtlichen, ja meiner Meinung nach fast unmenschlich harten Bedingungen die Leute auf der Insel lebten. Die Vielzahl der Unbillen, die Einsamkeit, die Kälte, der Hunger und in diesem Buch auch der bigotte Pfarrer sind ein düsterer Rahmen für die Jugend zweier Mädchen und die erste Liebe, die sie leider für den selben Mann empfinden. Dieser Kontrast ist sehr ansprechend. Ebenso wie die eingestreuten Details über den alten Glauben an die Götterwelt der Asen und die Rituale und Bedeutungen der Runen. Das Buch ist eher schmal, aber die Geschichte so dicht und klar erzählt, dass sie mir ein ganz eigenes Bild vom Leben auf einer Insel gegeben hat und ich bei Bildern von Sylt jetzt immer an dieses kleine feine Buch denken werde.