Jacqueline Kelly - Calpurnias faszinierende Forschungen

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    1. Teil: Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen



    Inhaltsangabe lt. Amazon:
    Calpurnia liebt die Natur und die Tiere und träumt davon, Forscherin zu werden. Von ihrem Großvater hat sie gelernt, Pflanzen zu bestimmen und wissenschaftliche Instrumente einzusetzen. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Travis versorgt sie hilfsbedürftige Tiere. Ein Gürteltier, ein Waschbär und ein Hundewelpe finden bei ihr ein Zuhause auf Zeit. Callie füttert, beobachtet und untersucht die Tiere, liest bei Darwin nach und vertieft ihre naturkundlichen Kenntnisse. Als ein Tierarzt in den Ort zieht, wird klar, dass sie genau die richtige Assistentin für ihn ist. Doch Veterinär ist ein Beruf für Jungen, und Callie ist das einzige Mädchen unter sechs Geschwistern.


    Eindruck:
    Dies ist zwar der zweite Teil um Calpurnia, doch man kann beide Bücher unabhängig voneinander lesen, ohne dass man sich Fragen stellt.
    Nach dem ersten Buch war ich ganz begeistert und dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen. Ehrlich gesagt dümpelt die Handlung lange vor sich hin mit einem Tierfund nach dem anderen - erinnerte mich an Tintenherz, wo jedes Kapitel im Grunde gleich ablief nur mit anderen neuen Wesen.
    Die Inhaltsbeschreibung hat mich zudem eher erwarten lassen, dass der Tierarzt, Berufswunsch und gesellschaftliche Konventionen noch deutlicher und auch früher Thema sind. Erst relativ spät aber erlebt man Calpurnias Aufbegehren gegen die gesellschaftlichen Zustände und den ihr zugewiesenen Platz als Frau.
    Was die junge Zielgruppe angeht, bin ich mir etwas uneins – einerseits sind die Sätze sehr einfach, die Charaktere recht eindimensional. Andererseits gibt es viele Fach- und Fremdwörter und relativ lange und viele theoretische Beschreibungen zwischendurch.


    Fazit:
    Insgesamt bin ich etwas enttäuscht, wohl auch wegen der hohen Erwartungen. Andererseits holt Calpurnia als gescheite und willensstarke Person vieles wieder heraus. Gewünscht hätte ich mir weniger Wiederholungen zu Beginn und mehr Zwiespalt was Calpurnias Wünsche und die gesellschaftlichen Vorstellungen betrifft. Unterhaltsam ist das Buch allemal – vor allem, wenn es dann in Fahrt kommt!


    Dennoch knapp 4ratten



    Und was mir auch hier immer wieder aufgefallen ist: Calpurnia und die von Alan Bradley zum Leben erweckte Flavia de Luce wären gewiss gute Freundinnen. Ein gutes Beispiel hier durch Calpurnias Art zu bekommen was sie möchte: „Sonst leg ich dir Sir Isaac in dein Bett, während du schläfst.“ […] die Drohung fand ich nicht schlecht. Drohung mit einem Molch. Doch, wirklich, eine meiner besseren Ideen. […] Sie kniff die Augen zusammen. […] Ich kniff ebenfalls die Augen zusammen und gab mich unerschrocken. […] Es stand unentschieden zwischen uns Augenkneifern. (S. 304)

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Ach wie schade British Soul, dass es dir nicht so gut gefallen hat wie Band 1.


    Ich selber war von Band 1 damals ja auch sehr angetan. Ich warte die ganze Zeit seitdem, dass die Stadtbibliothek das Buch anschafft, was sie nicht tut. Vielleicht weil es doch ein wenig speziell ist und nicht viele Kinder anspricht? So werde ich es mir wohl doch irgendwann kaufen müssen, denn lesen möchte ich es trotz deiner nicht so begeisterten Einschätzung immer noch gerne.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Hihi, das stimmt, Flavia und Callie wären bestimmt gute Freundinnen :lachen:


    Ich muss mir mal wenigstens den ersten Teil besorgen ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Calpurnia Virginia Tate lebt mit ihren Eltern, sechs Brüdern, dem Großvater und einer Menge Tieren auf einer Farm in einer texanischen Kleinstadt und voller Begeisterung für die Wunder der Natur. Gemeinsam mit dem Großvater, der zwar etwas knorrig wirkt, aber seine wissbegierige und clevere Enkelin ins Herz geschlossen hat, erforscht sie Flora und Fauna und streift auch gerne mit ihrem Lieblingsbruder, dem tierlieben Travis, durch die Gegend. Häufig führt das dazu, dass Travis irgendein herrenloses Tier adoptieren möchte, das als Haustier ganz und gar untauglich ist und vor den Eltern versteckt werden muss wie etwa ein etwas streng riechendes Gürteltier namens Armand.


    Infolge eines verheerenden Hochwassers wird Calpurnias Cousine Aggie zeitweise bei den Tates einquartiert, sehr zu Callies Leidwesen, die mit ihr das Zimmer teilen und ihr sogar ihr Bett überlassen muss und feststellt, dass sie mit dieser Cousine außer einer gewissen Familienähnlichkeit so gar nichts gemeinsam hat. Dass Callie davon träumt, Tierärztin zu werden, keine Angst hat, sich schmutzig zu machen, Bücher verschlingt und mit dem Großvater im Labor experimentiert, erfüllt Aggie mit größtem Schrecken, und so ist Zündstoff zwischen den beiden vorprogrammiert.


    Ich kenne zwar den Vorgängerband "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" nicht, aber man kann dieses Buch auch wunderbar ohne Vorkenntnisse lesen und genießen. Es passiert eigentlich gar nicht viel Spektakuläres, aber es macht Spaß, der gewitzten Callie über die Schulter zu schauen, während sie ihre Forschungen betreibt, mit und ohne den entzückenden Travis kleine Abenteuer erlebt, von denen die Eltern auf gar keinen Fall erfahren dürfen, sich mit ihrer Cousine fetzt und immer wieder sehr bedauert, dass sie als Mädchen anno 1900 so viel weniger Chancen auf einen spannenden Berufsweg hat als ihre Brüder, denen alle Türen offen stehen.


    Die Experimentiermethoden entsprechen dem zeitlichen Stand der Handlung, und so wird auch mal ein Wurm seziert oder ein Schmetterling für eine Sammlung gefangen. Das lässt uns aus heutiger Sicht eher zusammenzucken, ist aber natürlich realistisch für die damaligen Verhältnisse. Ebenso die generelle Einstellung Tieren gegenüber - mit einem Hund oder einer Katze zum Arzt zu gehen war seinerzeit genauso merkwürdig, wie es selbstverständlich war, für Kühe und Schafe den Doktor zu holen.


    Callie ist zwar ein kleiner Freigeist und rebelliert auf ihre Weise immer wieder gegen alles, was ihr ungerecht erscheint, wirkt aber auch nicht zu emanzipiert für ihre Zeit und ist mir richtig ans Herz gewachsen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen