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Ich habe das Buch im englischen Original unter dem Titel "Eastern Standard Tribe" gelesen, kann also nichts zur Qualität der deutschen Übersetzung sagen.
Zu Beginn dieses kurzen Romans sitzt der Protagonist Art Berry auf dem Dach einer Psychiatrie und denkt nicht nur darüber nach, wie er dorthin gekommen ist, sondern auch, wie er vom Dach wieder runterkommen soll. Die Tür zum Treppenhaus ist leider hinter ihm zugeschlagen und er kann sich nicht bemerkbar machen.
Bis vor kurzem war er "UE" (user experience)-Entwickler für einen weltweit arbeitenden Konzern mit Sitz in London. Seine Aufgabe war es, neu entwickelte Produkte so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Allerdings ist er, wie sein Freund und Kollege Fede auch, ein Industriesaboteur, dessen Loyalität beim "Eastern Standard Tribe" an der amerikanischen Ostküste liegt und der versucht, seinem Arbeitgeber so unfunktionelle Produkte wie nur möglich unterzujubeln.
Von seiner Arbeit abgelenkt wurde er von einer jungen Amerikanerin, die er bei einem Autounfall kennen lernte. Eine Liebesgeschichte entwickelte sich. Gleichzeitig kam ihm die Idee zu einem genialen (?) Musikfilesharingsystem, das Fede und er gewinnbringend an den Mann bringen wollen.
Aber irgendwie entwickelte sich alles anders als er wollte und erwartete und das (vorläufige?) Ende ist also ein Aufenthalt in der Psychiatrie.
Doctorow hat mit "Eastern Standard Tribe" einen schnellen, leichtfüßigen, unterhaltsamen Kurzroman mit sehr geringem SF-Anteil, aber vielen interessanten Ideen geschrieben, der an seiner Flutschfreudigkeit krankt. Wie Art ist auch sein Schöpfer sehr wortgewandt und kann die abstrusesten Ideen plausibel machen. Dabei verliebt er sich in seinen Wortreichtum und lenkt damit von ernsteren Inhalten ab, bzw. verliert sie im Wortschwall. Gesellschafts- und Technikkritik ist zwar durchaus vorhanden, wird aber nicht adäquat behandelt. Dafür steht die Lebensgeschichte eines mich nicht interessierenden Nerds zu sehr im Vordergrund.
Kann man lesen, muss man aber nicht.
