Edouard Torrents / Denis Lapière - Der Treck

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    Leseprobe

    Originaltitel: Le Convoi (2 Bände)

    1975 in Frankreich. Als Angelita von der Arbeit nach Hause kommt, erfährt sie, dass ihre Mutter in Barcelona im Krankenhaus liegt. Aber was macht sie in Barcelona, hatte sie doch geschworen nicht nach Spanien zurückzukehren, solange Franco lebt. Auf dem Weg zu ihrer Mutter erzählt Angelita ihrem Stiefvater die Geschichte, wie sie damals vor über 30 Jahren als Kind mit ihren Eltern aus dem Bürgerkriegsspanien floh und wie es ihnen als Flüchtlinge erging. Und in Barcelona angekommen erwartet sie eine Überraschung, die sie schließlich mit der Vergangenheit abschließen und positiver in die Zukunft sehen lässt.


    Über die Spanier, die vor dem Bürgerkrieg nach Frankreich flohen und wie es ihnen dort erging, vor allem als der Weltkrieg und damit der Faschismus sie wieder einholten, hatte ich bisher noch nichts gelesen, das fand ich prinzipiell interessant, auch wenn der Erzählung hier teilweise die Tiefe fehlte. Die Zeichnungen passen stilistisch und farblich stets zur Erzählung, allerdings ohne (mit ein paar Ausnahmen) heraus zu ragen oder besonders zu berühren.


    Die zugrunde liegende Botschaft dieses Comics, weswegen ich ihn trotz meiner Kritikpunkte empfehle, ist für mich die lang anhaltende Traumatisierung durch die Fluchterfahrung, die unabhängig von Raum und Zeit universell wirkt und die historische Geschichte aktuell bleiben lässt.


    4ratten

  • Auch ich wusste über diesen Teil der europäischen Geschichte bisher nichts. Die Einblicke, die “Der Treck” in die Geschichte und Schicksale der Flüchtlinge aus Spanien schafft, sind interessant, aber vor allem eindringlich und erschreckend. Das Wissen, dass die Schrecken des Zweiten Weltkrieges noch mehr Dimensionen haben als die, über die wir in der Schule lernen, angereichert durch aktuelle Bilder, macht das Lesen zu einem bedrückenden Erlebnis.


    Leider konnte mich die Familiengeschichte, die um die historischen Ereignisse konstruiert wurde und die im Fokus steht, nicht überzeugen. Die einzelnen Schicksale haben mich nicht abholen können, die Handlungen der Protagonisten blieben für mich an vielen Stellen nicht nachvollziehbar. Bei manchen Details hätte ein weiblicher Blick vermutlich nicht geschadet, denn besonders die Protagonistinnen handeln für mich nicht nachvollziehbar.



    Die historische Aufarbeitung wird für mich leider durch die Familiengeschichte überlagert und verliert an emotionaler Kraft.


    Der Zeichenstil ist sehr klassisch und nicht nur durch die gedeckten Farben eher zurückhaltend. Ich finde, dass einige Möglichkeiten des Mediums verschenkt wurden. Es gibt zum Beispiel keine visuelle Unterscheidung der verschiedenen Zeitebenen und auch die Orte oder Jahreszeiten verschwimmen in der einheitlichen Darstellung. Mimik und Gestik sind jedoch realistisch und die Figuren jederzeit unterscheidbar.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges