Hammond Innes - Der Schiffbruch der Mary Deare

  • Hammond Innes

    Der Schiffbruch der Mary Deare


    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Während der Überführung eines kleinen Motorseglers im Ärmelkanal wird John Sands, der Inhaber einer Bergungsfirma, von einem offensichtlich führerlosen Frachter fast gerammt. In dem bald darauf einsetzenden Sturm trifft er wieder auf das Schiff, das inzwischen mit Schlagseite in den Wellen treibt. Es könnte ein lukratives Geschäft werden, deshalb beschließt John, das Schiff zu bergen und nach England zu schleppen. An Bord entdeckt er das einzige noch lebende Besatzungsmitglied, Gideon Patch, der den Frachter aus unerklärlichen Gründen auf eine Riffkette auflaufen lassen will. John ist ihm halb widerwillig behilflich und gerät damit in eine undurchsichtige Schmugglergeschichte.


    Der Roman enthält alles, was ein Thriller braucht: prickelnde Atmosphäre, lebendige Dialoge und gut geschilderte Höhepunkte. Genau an Letzerem krankt es aber auch: Die wesentlichen Ereignisse, nämlich die versuchte Schiffsbergung im Sturm und eine anschließende Gerichtsverhandlung, werden minutiös geschildert, erfordern teilweise viel Geduld und sorgen, besonders bei der Bergungsaktion, nur für Verwirrung. Die spätere Aufklärung einiger Sachverhalte bei der Verhandlung war zu theoretisch, um spannend zu sein. Wie es sich für einen ordentlichen Thriller gehört, gab es noch einen Showdown auf dem Riff. Leider waren aber zu dem Zeitpunkt meine Geduld und das Interesse längst verflogen. Die Protagonisten blieben im Gegensatz zur Handlung durchgehend fremd, denn über sie gab es nicht mehr zu erfahren als für den aktiven Ablauf unbedingt nötig war. Dagegen können Atmosphäre und Dialoge leider nicht mehr punkten.


    Störend waren auch ein paar Ungereimtheiten, wie z. B. die durchgehende Anwesenheit sämlicher Zeugen im Gerichtssaal während der Verhandlung. Das ist schlichtweg falsch und weckt nur den Verdacht, dass es bei manch anderen Geschehnissen mit der Realität auch nicht weit her ist, was man als Laie schlecht einschätzen kann.


    Ein bisschen mehr Ausgewogenheit hätte dem Buch gut getan.


    2ratten