Tess Gerritsen - Totenlied

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    Worum es geht

    Die amerikanische Musikerin Julia Ansdell entdeckt in einem Antiquariat in Rom ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer, der eine unerklärliche Faszination auf die junge Frau ausübt. Doch jedes Mal, wenn sie die Melodie spielt, kommt es zu schlimmen Vorfällen im Zusammenhang mit ihrer dreijährigen Tochter Lily. Schließlich ist die besorgte Mutter überzeugt davon, dass sich die Komposition äußerst negativ auf das Verhalten des Kindes auswirkt.

    Um mehr über die Herkunft des Stückes in Erfahrung zu bringen, reist Julia mit ihrer Freundin Gerda nach Venedig. Die beiden Frauen ahnen nicht, dass sie mit ihren Nachforschungen die Pläne einer einflussreichen Familie durchkreuzen, und dadurch in Lebensgefahr geraten.


    Wie es mir gefallen hat

    Beim Stöbern in meiner Bücherei bin ich mehr oder minder zufällig über dieses Hörbuch gestolpert, dessen düster-geheimnisvolles Cover mich sogleich angesprochen hat. Allerdings hat mich die "crime lady", von der ich schon einige spannende Bücher gelesen habe, mit diesem Roman total überrascht.

    Die Geschichte hat mich von den ersten bis zur letzten Minute völlig in ihren Bann gezogen. Die sympathischen Protagonisten fand ich sehr glaubwürdig dargestellt, gehen die sensible Musikerin Julia und ihr rationalistisch denkender Ehemann Rob mit den verstörenden Ereignissen, die über ihre kleine Familie hereinbrechen, doch ganz unterschiedlich um.

    Besonders gut hat mir jedoch der zweite Handlungsstrang gefallen, der in die Zeit des 2. Weltkriegs führt. In einer wunderschönen, fast poetischen Sprache erzählt Tess Gerritsen von Laura und Lorenzo, die die Musik zueinandergeführt hat, von Verfolgung und Deportation, von tiefer Verzweiflung und ebenso großer Hilfsbereitschaft in diesen unmenschlichen Zeiten.

    Die Lösung aller Rätsel am Ende des Buches konnte mich ebenfalls überzeugen, da sie einem logisch durchaus nachvollziehbaren Konzept folgt, und keine Fragen offen lässt.

    Im Nachtrag zum historischen Hintergrund erhält der Hörer Informationen, wie sich die Italienliebhaberin zu ihrem Roman inspirieren ließ, und erfährt, wie viele reale Ereignisse sie darin verarbeitet hat.

    Als weiteres Highlight, das allerdings nur das Audiobook bietet, möchte ich die von Tess Gerritsen komponierte Melodie "Incendio" (Feuersbrunst) erwähnen, die einen fulminanten Schlussakkord setzt, und gewiss nicht nur mich zu Tränen gerührt hat.

    Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich weder auf Stil noch Inhalt des Romans, sondern auf die Wahl der Sprecherin. Mit der sonoren Stimme von Mechthild Großmann konnte ich mich bis zum Ende beim besten Willen nicht anfreunden. Störend empfand ich allerdings nicht das dunkle Timbre, sondern die Art der Betonung. Aufregende Passagen liest Frau Großmann meiner Meinung nach viel zu langsam und träge, wodurch ein guter Teil an Dynamik und Spannung verloren geht. Ebenso wenig kann sie der tragischen Grundstimmung der Geschichte gerecht werden, sondern hat mich mit ihrer Vortragsart vielmehr an eine gütige Märchentante erinnert.

    Wer die bekannte Thriller-Autorin einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen und sich von ihren vielseitigen Talenten beeindrucken lassen möchte, dem sei dieser Roman - vor allem in der Hörbuchversion - wärmstens empfohlen.


    5ratten

    2 Mal editiert, zuletzt von Dreamworx ()