Lilli Beck - Mehr als tausend Worte

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    Gebundene Ausgabe: 496 Seiten

    Verlag: Blanvalet Verlag; Auflage: Originalausgabe (25. März 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3764506504

    ISBN-13: 978-3764506506


    Inhaltsangabe:


    Berlin, 9. November 1938: Aliza erwacht von durchdringenden Schreien, als ihr Großvater von der Gestapo abgeholt wird. Die politische Lage in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, doch entgegen aller Mahnungen weigert sich ihr Vater, ein jüdischer Arzt, das Land zu verlassen. Nur seine Tochter will er im Ausland in Sicherheit bringen. Aliza ist am Boden zerstört, dass sie Fabian, ihre große Liebe, zurücklassen muss. Beim Abschied versprechen sich die beiden, nach ihrer Rückkehr zu heiraten. Doch werden sie die Wirren des Krieges überstehen?


    Autoreninfo:


    Lilli Beck wurde in Weiden/Oberpfalz geboren, wo sie auch aufwuchs und nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau absolvierte. Ende 1968 wechselt sie nach München. Nach zwei Wochen tippen bei einem Rechtsanwalt, wurde sie von einer Modelagentin in der damaligen In-Disco "Blow up" entdeckt. Es folgten die ersten Fotos in Paris. Anschließend arbeitete sie u.a. für Zeitschriften wie BRIGTTE, landete wegen ihrer perfekten Beine auf Strumpfpackungen und Plakaten, war die Pirelli-Kühlerfigur der 70er Jahre und Covergirl auf der LP "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" von Marius Müller-Westernhagen. Zwischendurch absolvierte sie ein Schauspielstudium, war Cutterassistentin, (u.a. bei Wim Wenders' "Der amerikanische Freund"), und bekam erste TV- und Filmrollen. Durch die intensive Arbeit mit Texten begann sie, Kurzgeschichten zu verfassen. Nach der Geburt ihrer Tochter gab sie die Schauspielerei auf und wechselte hinter die Kamera als Visagistin. 2000 verließ sie die Welt des schönen Scheins, um nur noch zu schreiben.


    Meine Meinung:


    Titel: Ich wollte dieses Buch wirklich von Herzen lieben...


    Als Fan der historischen Romane von Lilli Beck, habe ich auf dieses Buch monatelang gewartet. Ganz gespannt begann ich mit der Lektüre, hatte ich doch bereits "Wie der Wind und das Meer" und "Glück und Glas" verschlungen.


    In der Geschichte geht es um Aliza und Fabian, die sich kurz vor dem zweiten Weltkrieg ineinander verlieben. Das einzige Problem: er ist Christ, sie Jüdin und beide leben in Deutschland. Um sie zu retten, lässt er seine Liebste nach England reisen, wo Juden nicht verfolgt werden und er muss in den Krieg ziehen. Wird das junge Paar sich wirklich wiedersehen? Und wird die frische Liebe überhaupt Bestand haben können in diesen harten Zeiten?


    Das Besondere an dem Buch ist, dass wir den zweiten Weltkrieg mal aus einer anderen Perspektive erleben, da sich die Hauptfigur Aliza während des Krieges in England und nicht in Deutschland befindet.


    Die Handlung spielt zwischen 1938 und 1945. Zu Beginn las ich noch mit großer Freude, denn das Glück des jungen Paares, trotz der Gefahren, live miterleben zu dürfen, hat einfach nur Spaß gemacht. So viel Vertrauen und Zuversicht findet man in der heutigen Gesellschaft ja eher selten.


    Richtig gut gelungen fand ich wie die Autorin den Kindertransport nach England beschrieben hat und auch später wie sie das zerbombte Berlin schildert. Hier hatte ich beim Lesen wirklich Gänsehaut und habe gebannt die Handlung verfolgt. Auch dass nicht nur alles glatt geht und man Verluste hinnehmen muss, empfand ich als sehr realistisch und nachvollziehbar.


    Für mich las sich die erste Hälfte des Romans sehr angenehm, alles wirkte sehr authentisch und nachvollziehbar. Doch leider kam dann irgendwann die Wende für mich, so dass ich nicht mehr ganz so gerne las.


    Mit Aliza als Figur wurde ich einfach nicht warm. Sie ist doch recht oft mit sich selbst beschäftigt, nicht individuell genug und ich hatte das Gefühl, dass ihr Geld sehr wichtig ist im Leben, da dies immer wieder erwähnt wird. Dauernd ist von schönen Kleidern, herrlichen Häusern und gutem Essen die Rede, während andere kaum das Nötigste haben. Gerade zum Ende der Geschichte hin wirft sie mit Geld und Zigaretten nur so um sich, was sie in meinen Augen sehr ins schlechte Licht rückte. Ansonsten verstehe ich natürlich, dass sie für ihre Liebsten nur das Beste will, aber dafür geht sie eben gefühlt über Leichen und das fand ich gar nicht gut.


    Andere Figuren wie ihr Bruder Harald, ihre liebevollen Eltern, Freundin Mizzi oder Lord Baringham mochte ich da deutlich lieber, einfach weil sie für mich mehr Ecken und Kanten hatten. Was für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar war: eine Freundin wird plötzlich zur Bösen, was in der ganzen Handlung nie so ersichtlich war und sich für mich an den Haaren herbeigezogen angefühlt hat. Es wirkte als wenn die Autorin mit Macht nochmal eine erstaunliche Wende in der Geschichte haben wollte, um den Leser so richtig zu schocken. Geschockt war ich jedoch nur von dem zu sehr konstruierten Plot.


    Happyends mag sicher jeder gern, aber es sollte dann doch noch irgendwie glaubwürdig bleiben. Mir waren die letzten Seiten dann etwas zu kitschig. Als Botschaft blieb da für mich hängen: Mit Geld erreichst du alles und nicht wie ich gehofft hatte, dass Liebe eben auch Berge versetzen kann.


    Fazit: Ich wollte dieses Buch wirklich lieben, schlichtweg weil es sehr vielversprechend erschien, doch leider konnte mich die Autorin dieses Mal nicht überzeugen. Ich kann daher nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen.


    Bewertung: 3ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Eine Zeit, die nie vergessen werden darf

    Prolog
    Liebe und Hoffnung in einer Zeit, die kein morgen kennt …
    Berlin, 9. November 1938: Aliza erwacht von durchdringenden Schreien, als ihr Großvater von der Gestapo abgeholt wird. Die politische Lage in Deutschland spitzt sich immer weiter zu, doch entgegen aller Mahnungen weigert sich ihr Vater, ein jüdischer Arzt, das Land zu verlassen. Nur seine Tochter will er im Ausland in Sicherheit bringen. Aliza ist am Boden zerstört, dass sie Fabian, ihre große Liebe, zurücklassen muss. Beim Abschied versprechen sich die beiden, nach ihrer Rückkehr zu heiraten. Doch werden sie die Wirren des Krieges überstehen?
    ____
    Den Kindern und Jugendlichen ist der Kindertransport nach England nur gestattet, wenn sie noch nicht das siebzehnte Lebensjahr erreicht haben. So bleibt nur wenig Zeit Alizia nach England zu schicken und alles kommt ganz schnell. Sie hat Angst ohne ihre Eltern in ein fremdes Land zu müssen, wo sie der Sprache nicht mächtig ist. Das alleine ist aber nicht der Grund dafür, dass sie in Berlin bleiben möchte. Es ist Fabian den sie über alles liebt und auf keinen Fall verlassen will. Doch auch dieser ist um ihr Leben besorgt und redet ihr gut zu, diesen Weg zu gehen.
    Ein parfümiertes Taschentuch und die Worte von Fabian " Mein Liebling, ich liebe dich mehr, als tausend Worte sagen können", machen es ihr möglich die Reise anzutreten. Das wird für die nächsten Jahre ihr fester Anker, an dem sie sich immer festhalten wird. Nur der Glaube an die Liebe und ihre Sorge um die Eltern, den Bruder und ihre geliebte Oma, machen es ihr möglich durchzuhalten.
    Denn auch in England wir sie bald als Deutsche beschimpft....die Deutschen sind Schuld am Krieg. Da spielt es für die meisten keine Rolle das sie Jüdin ist und vor dem Naziregime fliehen musste.
    Doch es gibt auch liebe Menschen, die Alizia helfen und für sie sorgen. An ihrer Seite wird sie oft von ihrer Freundin Mizzi begleitet. Wird eine Freundschaft in so schweren Zeiten wachsen oder zerbrechen? Was ist mit ihren Eltern? Der Briefwechsel findet nicht mehr statt, nur über das Rote Kreuz kommen ein paar spärliche Nachrichten aus der Heimat.
    Dann das ersehnte Ende des Krieges, sie wünscht sich nichts sehnlicher als nach Hause zu können um endlich zu erfahren ob ihre Familie und Fabian noch am Leben sind. Währe da nicht dieses eine große Problem.
    Schafft Alizia es nach Berlin zurück zu kehren? Das sollte der Leser dieses wundervollen historischen Roman unbedingt heraus finden.


    Meine Meinung:
    Wieder ein Meisterwerk aus der Feder der Autorin Lilli Beck.
    Schon in " Wie der Wind und das Meer" oder "Glück und Glas", wird das Leben jüdischer Familien im zweiten Weltkrieg beschrieben.
    Hier, in " Mehr als Tausend Worte" erfährt der Leser, wie es den Kindern und Jugendlichen ergangen ist, die mit dem Kindertransport nach England gekommen sind, während ihre Eltern den Nationalsozialisten ausgeliefert sind. Ganz besonders Alizia, deren Charaktere mir besonders ans Herz gewachsen ist.
    Die verzweifelten Bemühungen der Eltern, Berlin nicht verlassen zu müssen, stößt bei Harald dem Sohn auf Missverständnis. Er kann nicht verstehen, warum die Eltern die bedrohende Gefahr nicht sehen.
    Dieser Roman geht in die Tiefe und ist sehr bewegend. Durch die gut recherchierten Hintergründe wirkt alles so real und lässt einen erschauern. Nie wieder darf es so einen Krieg geben. Ich gebe der Autorin Recht....Diese Zeit darf nie vergessen werden.... Ich sehe solche historischen Romane immer als Mahnmal und Andenken an all die jüdischen Opfer die es gegeben hat.
    Lilli Beck schafft es immer wieder mich mit ihrem hervorragenden, berührenden Schreibstil zu begeistern.
    Absolute Leseempfehlung.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Jedes Buch ist ein wenig anders und auf seine Art schön, auch wenn es das gleiche Thema behandelt. Genau das durfte ich auch mit dem neuen Roman von der sehr sympathischen Autorin Lilli Beck entdecken. Die Zutaten hierfür beinhalten unter anderem eine braunregierte Zeit, eine jüdische Familie und viel unnötigen Hass in der „arischen“ Gesellschaft, geschürt durch ein paar wahnsinnige Nazischergen. Doch erst die richtige Mischung macht eine Geschichte lesenswert und interessant. Frau Beck schickt ihre Protagonistin zu ihrer eigenen Sicherheit nach England. Mit viel Glück hat sie gerade noch einen Platz im Kindertransport ergattert, auch wenn ihr der Abschied mehr als schwerfällt. Während in der Heimat Deutschland die Bomben nur so vom Himmel regnen, ist Aliza in England davor gefeit. Völlig unvorbereitet schwappt ihr aber auch hier eine Welle des Hasses entgegen, mit dem sie erst einmal fertig werden muss. Deutsch zu sein bedeutet auf der britischen Insel für viele den Feind vor der Nase zu haben. Fern von zu Hause und immer mit der Ungewissheit, dass ihre zurückgebliebene Familie und ihre große Liebe Fabian im Krieg den Tod finden.

    Die Seiten blätterten sich für mich beim Lesen schnell fast wie von selbst um, so sehr war ich in den Roman vertieft. Die Autorin hat für mich Bilder im Kopf erschaffen, die mich fast live dabei sein ließen und mich das Buch genießen ließen. Hier kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen. Ich freue mich schon auf weitere spannende Lektüre von Lilli Beck. Psst … sie hat nämlich schon verraten, dass sie da was in der Mache hat …

  • Ich habe dieses Buch über Rezensionen auf anderen Blogs gefunden und wusste, dass ich es lesen MUSS. Einige dieser Rezensionen haben gesagt, dass ihnen die Entwicklung von Aliza ab der 2ten Hälfte des Buches nicht mehr gefällt. Entsprechend vorbelastet bin ich an die Story heran gegangen und habe regelrecht auf den „cut“ gewartet ab wann es umschlägt.


    Im Nachgang kann ich den Punkt benennen, aber ich teile diese Meinungen nicht! Ganz im Gegenteil. Ich fand eher am Anfang das Liebesgesäusel nervig. Alizas Leben hat sich nur um Fabian gedreht, ihre Gedanken waren zu jedem Zeitpunkt bei … richtig Fabian. Es war Krieg, ihr war alles egal ausser Fabian. Das fand ich sehr anstrengend zu lesen. Ja ich war auch mal verliebt und jung aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich so verhalten würde wenn Krieg ausbricht.


    Alizas Familie fand ich hingegen toll gezeichnet! Sehr authentisch und liebevoll war Samuel. Er tat mir so furchtbar leid wie er unter dem Blockwart Karuschke leiden musste. Dieser hat sich zwar immer ins rechte Licht gerückt und die Familie nicht GANZ hängen gelassen aber er hat immer dafür gesorgt, dass das größte Stück an ihn ging und Samuels Not ausgenutzt. Das war manchmal echt schwer zu ertragen weil ich mich sehr gut hineinversetzen konnte in die Auswegslosigkeit, die einen dazu zwingt auf die widrigen „Deals“ die Karuschke hatte einzugehen.


    Ich fand, dass Aliza in England erwachsen geworden ist. Sie hat Fabian nie vergessen und hat am Ende alles dafür getan um ihn und ihre Familie wiederzufinden. Was ist daran verwerflich? Hätte ich genauso gemacht vorallem wenn ich die finanziellen Mittel zur Verfügung habe.


    Das Ende fand ich total überzogen. Völlig unpassend. Zuviel des Guten und einfach unglaubwürdig. Total schade, das Buch war bis zu den letzten 50 Seiten wirklich authentisch, aber was dann passiert ist kann ich Frau Beck nicht abnehmen. Ich gönne es Aliza aber ich finde es völlig übertrieben, dass auf einmal jedes Steinchen auf ein anderes passt und sich alles wie von selbst fügt.


    Deshalb keinen Higlight Status von mir aber eine Leseempfehlung gibt es trotzdem. #gegendasvergessen

    4ratten