Wolf Serno - Große Elbstraße 7

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    Ein Buch über Hamburg aus der Gründerzeit, dazu einen starken weiblichen Hauptcharakter, das ist genau das was ich gerne lese!


    1892 – Zur Zeit der Cholera Epidemie – Vicki zur Haiden, die Tochter des rennomierten Chirurgen Carl-Heinrich zur Haiden ist aus ihrer Lehrerinnenschule in Lübeck abgehauen. Sie langweilte sich dort und möchte lieber genau wie ihr Vater Medizin studieren. Damals war das noch undenkbar! Frauen hatten zu heiraten, Kinder zu bekommen und sich um die Familie zu kümmern. Sie versuchte mehrfach ihren Vater, davon zu überzeugen, dass es Mittel und Wege gäbe, wenn sie im Ausland studieren könnte aber der ist absolut nicht davon zu überzeugen gewesen.


    Vickis Bruder Benno hingegen SOLL Medizin studieren, aber er hat daran kein Interesse. Er ist ein Lebemann, der gerne trinkt und das Leben genießt. Er verdient sein Brot damit, dass er nackte Körperteile an die Wände von Amüsier und Laufhäusern auf St. Pauli zeichnet.


    Die beiden Geschwister könnten nicht unterschiedlicher sein und ich muss sagen, dass ich Vicki von der ersten Seite an mochte. Sie ist stark, selbstsicher und geht ihren Weg . Sie weiss was sie will und hat immer ein offenes Ohr für andere und hilft wo sie kann. Für sie ist der Heil und Pflegeberuf absolut richtig und ich habe mich sehr gefreut, dass sie ihren Weg trotz der Verbote gegangen ist.


    Auch Benno bekommt im Verlauf noch eine größere Rolle und trotz seines „rotzigen“ und trinkfestem Verhaltens habe ich ihn am Ende liebgewonnen.


    Für mich als Hamburgerin waren die geschichtlichen Hintergründe die Wolf Serno mit in die Story gewoben hat. zb die Cholera Epidemie, die Entdeckung der Röntgenstrahlen, der Bau des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) und der Streik der Hamburger Hafenarbeiter 1896/97 extrem spannend und lehrreich.


    Genauso gut waren die Untersuchungs und Heilungsmethoden aus der Zeit um 1900 recherchiert. Kaum vorzustellen welchen Wandel und welche Entwicklung gerade im medizinischen Sektor in den letzten 100 Jahren von statten gegangen ist. Mit großem Interesse habe ich die alten Behandlungsmethoden gelesen und mich im Stillen für den Fortschritt bedankt.


    Die Geschichte ist tiefgründig und vielschichtig, gespickt mit wahren geschichtlichen Fakten und ein wenig Liebesgeschichte macht sie wirklich Spaß und ich kanns kaum abwarten bis weitere Teile erschienen sind. Die Reihe werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen und kann sie jedem (nicht nur Hamburgern) wirklich ans Herz legen.


    5ratten

  • Viktoria zur Haiden wächst zusammen mit ihrem Bruder Benno in einer angesehenen Hamburger Familie auf. Ihr Vater Carl-Heinrich zur Haiden ist Professor im Neuen Krankenhaus Eppendorf. Vicky soll das Lübecker Lehrerinnenseminar besuchen, aber dort fühlt sie sich eingeengt und kehrt heimlich wieder zurück nach Hamburg. Doch in Hamburg ist eine Cholera-Epidemie ausgebrochen. Vicky begegnet dem jungen Arzt Johannes Dreyer und unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Ihr Vater will ihr den Umgang mit Johannes verbieten. Vicky hat aber beschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie beginnt eine Schwesternausbildung bei den Erika-Schwestern im Hamburger Krankenhaus, wo sie sich aufopferungsvoll um die Patienten kümmert.

    Dies ist mein erstes Buch des Autors Wolf Serno und es hat mir gut gefallen.

    Dieser Roman spielt in einer Zeit, als es viele unserer heutigen Behandlungsmethoden noch nicht gab. Die damaligen Behandlungsmethoden waren nicht sehr angenehm. In den Krankenhäusern waren die Ärzte die „Götter in Weiß“ und das Pflegepersonal hatte ihren Anweisungen zu folgen. Doch gerade sie wussten oft viel besser, was den Kranken guttut.

    Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Vicky ist eine junge Frau, die ihren eigenen Weg gehen will. Das ist zu der Zeit ziemlich ungewöhnlich. Der Vater bestimmte über die Töchter, bis er die Verantwortung an den Ehemann übergab. Am liebsten hätte Vicky Medizin studiert, aber das war Frauen nicht möglich – sie sollten sich um Mann, Kinder und den Haushalt kümmern. Auch ein Ehemann ist schon ausgeguckt. Ernst-Otto Schädeba, Sohn eines angesehenen Anwalts, entspricht vollkommen den Ansprüchen von Vickys Mutter, die voller Standesdünkel ist. Dabei ist er ein schäbiger Charakter. Vicky entscheidet sich dann aber anders und geht ihren Weg, was in der Hamburger Gesellschaft gar nicht gut ankommt.

    Ihr Bruder Benno dagegen soll Medizin studieren, er soll natürlich in die Fußstapfen seines Vaters treten. Nur schlägt er immer wieder über die Stränge und hält erstmal gar nichts von diesen Plänen, denn er möchte ein großer Maler werden.

    Historische Fakten sind gut mit dieser fiktiven Geschichte verknüpft. Thematisiert werden der Kampf der Hafenarbeiter um bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne und die Entdeckung der Röntgenstrahlen.

    Eine interessante und spannende Familiengeschichte; ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.


    4ratten

  • Ganz nett


    Vicki zur Haiden wächst als behütetes Mädchen in Hamburg auf. Ihr Vater ist ein angesehener Arzt. Sein Wille ist Gesetz. Das Leben der jungen Frau, scheint vorprogrammiert zu sein. Sie besucht ein Lehrinnenseminar in Lübeck, gleichzeitig sucht ihre Mutter nach einem passenden Mann für die Tochter, doch diese hat ganz andere Pläne. Sie entflieht aus dem Seminar und auf ihrem Weg nach Hamburg lernt sie den jungen Arzt Johannes Dreyer kennen. Gemeinsam stellen sie sich der Herausforderung die Cholera zu bekämpfen, die gerade in Hamburg wütet. Bis ihr Vater dahinter kommt und ihr den Umgang verbietet, aber Vicki will ihr eigenes Leben und ihren Weg selbst bestimmen. Sie beschließt, eine Erika-Schwester zu werden.


    Das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde in Hamburg von der Cholera überschattet. Jeder Arzt und jede Schwester hatten zum Ziel diese zu bekämpfen. Damit beginnt diese Geschichte und verspricht spannende Unterhaltung. Allerdings konnte der Autor diese Spannung dann nicht erzeugen. Die ersten Seiten waren gut und haben mich in den Bann gezogen, aber dann nahm die Geschichte eine seltsame Wendung und die Seiten wurden langatmig.


    Das Leben von Vicki hatte nicht wirklich Überraschungen parat. Das Wirken dieser Schwesterngemeinschaft wurde geschildert und war auch glaubwürdig. Sie waren die Stütze der Ärzte in dieser Zeit. Ich hätte hier gern mehr Einblicke gehabt. Vicki, als Tochter aus gutem Haus, hatte nicht wirklich mit Problemen zu kämpfen.


    In einem zweiten Handlungsstrang wird von Vickis Bruder Benno erzählt. Ich fand seinen Part irgendwie nicht so wirklich stimmig. Als Sohn eines angesehenen Arztes, noch dazu aus einer reichen Familie, hat er sich als Maler im Rotlichtmilieu einen Namen gemacht. Eine interessante Geschichte, die sicherlich einiges an Potenzial zu bieten gehabt hätte, aber meiner Meinung nach, nicht ausreichend in Szene gesetzt wurde.


    Im letzten Drittel wurde es dann doch noch mal ein wenig interessanter, da die Familie einen besonderen Schicksalsschlag zu verkraften hatte. Aber auch hierbei wurde ich das Gefühl nicht los, dass die gesamte Geschichte in sich nicht stimmig genug war. Mich haben die Charaktere nicht vollends überzeugt. Das Ende dieses Buches war dann auch keine wirkliche Überraschung, eben vorhersehbar.


    Fazit:


    „Die große Elbstrasse 7“ ist ein netter Roman, der ein wenig aus der Geschichte Hamburgs zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts erzählt. Er unterhält und lässt sich leicht und locker lesen, aber bleibt vermutlich nicht lange in Erinnerung.


    3ratten