Helen Hoang - Kissing Lessons

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    Die Idee und die Protagonistin haben mir am besten gefallen!


    Klappentext

    „Küssen sollte einfach sein. Jeder tut es. Es ist nicht viel dabei. Aber Stella kommt sich jedes Mal vor wie ein Hai, dem gerade ein paar Pilotfischchen die Zähne reinigen. Und das ist nicht schön, weder für sie noch für den Mann. Sie hat die Sache mit der Liebe schon beinahe aufgegeben – als Asperger-Autistin mag sie ohnehin nichts, was ihre Routine stört –, doch dann bringt ein dahingesagter Satz sie ins Grübeln: Übung macht den Meister. Stimmt das? Braucht sie einfach mehr Erfahrung? Und wenn ja, wer bringt einem das Küssen bei – und mehr? Vermutlich ein Profi, ein Escort. Wie Michael Phan. Auch wenn der eine ganz eigene Vorstellung von ihrem Unterricht hat …“


    Gestaltung

    Am schönsten finde ich an dem Cover den Schriftzug, denn dieser funkelt metallisch pink und zieht sofort die Blicke auf sich. Dabei fügt sich das knallige Pink harmonisch in die rosafarbenen Blumen ein. Die Blumen sehen durch eingefügte Schattierungen auch so aus, als würden sie sich vom Cover abheben und aus diesem hervortreten. Durch die beige Hintergrundfarbe werden die Blumen und der Titelschriftzug schön betont, da der Hintergrund unauffällig ist.


    Meine Meinung

    Besonders angesprochen an dem Buch hat mich, dass die Protagonistin Stella kaum Erfahrungen in Sachen Küssen und Liebe hat und dass sie dies mit Hilfe eines Escortservices üben möchte. So trifft sie auf Michael, der sie unterrichten soll – wenn es nach ihr geht. Wenn es nach ihm geht, läuft der „Unterricht“ etwas anders ab… So erwartete ich eine unterhaltsame Liebesgeschichte mit einigen Gefühlen, vielleicht auch etwas Gefühlschaos und einem Paar, das sich langsam annähert.


    Allerdings bekam ich dann doch etwas anderes als erwartet, denn auch wenn Stella wirklich unerfahren ist, was Liebesdinge angeht, so ist sie mit Michael meiner Meinung nach ziemlich schnell warm geworden. Die beiden werden auch intim miteinander, was ich aber angesichts Stellas Ausgangslage etwas erstaunlich und nicht so ganz passend fand. Wenn man noch keinerlei Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht in Sachen Liebe hat, denke ich, dass man zurückhaltender und zögerlicher ist und sich nicht so schnell bei einem anderen fallen lassen kann.


    Ich fand es jedoch spannend, dass die Geschichte nach und nach aufgedeckt hat, warum Stella sich bei Michael fallen lassen konnte und bei anderen immer noch nicht. Die erotischen Stellen fand ich in Ordnung, da sie nicht zu anschaulich und detailliert sind, aber dennoch ausreichend. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich persönlich nicht so viele Erotikszenen lese und daher kaum Vergleiche habe. Was ich jedoch etwas schade fand, war, dass Stella nach dem ersten gemeinsamen intimen Moment ziemlich offen gegenüber jeglicher Annäherung war und dies passte in meinen Augen nicht so recht zum Ausgangspunkt der Geschichte: ihrer Unsicherheit und dem Wunsch, das Lieben zu lernen.


    Was mich dabei noch gestört hat, war das Gerede von Michael, der Stella versaute Sprüche oder anderlei Dirty Talk an den Kopf wirft. Dies fand ich angesichts ihrer wenigen Erfahrungen und ihrer Schwierigkeiten zwischenmenschliche Bindungen aufzubauen irgendwie seltsam, da ich denke, dass Asperger-Autisten (und Stella ist eine) sowas nicht so direkt verstehen aufgrund ihres Autismus. Aber auch so hat es mich einfach gestört, weil es irgendwie in meinen Augen der Stimmung ein wenig die Romantik genommen hat.


    Stella mochte ich als Protagonistin unglaublich gerne. Zum einen fand ich es toll, dass sie eine Asperger-Autistin ist und dass dies in der Geschichte aufgegriffen wurde. Zum anderen gefiel es mir, dass ein Liebesroman thematisiert wie es ist, wenn man Angst hat sich zu binden und sich unsicher fühlt, weil man noch nie jemanden geküsst hat bzw. Schwierigkeiten hat, sich auf andere einzulassen. Dies ist meiner Meinung nach etwas, mit dem sich viele Frauen identifizieren können. Auch bei Michael fand ich es gut, dass er tiefgründig dargestellt wurde. So macht er seinen Job als Escort aus einem guten Grund und diesen fand ich in der Geschichte auch bewegend dargestellt.


    Die Handlung konnte mich auch überzeugen, da immer wieder Momente eingebaut sind, in denen man Stellas Autismus direkt erleben kann. So analysiert sie die verschiedensten Situationen bis ins kleinste Detail, wodurch ich mir ansatzweise vorstellen konnte, wie es in Stella aussieht. Gleichzeitig gibt es neben den erotischen Szenen auch viele Momente, die unglaublich süß sind oder die zum Schmunzeln anregen. Michael gibt sich Mühe mit Stella und das war echt schön. Aber es gibt auch einige Katastrophen und Dramen, die zum Mitfiebern anregen.


    Fazit

    Insgesamt hat mir an „Kissing Lessons“ vor allem die Idee gefallen, dass die Protagonistin sich unsicher in Sachen Liebe ist und dies lernen möchte. Bei den erotischen Szenen gefielen mir Michaels Aussagen nicht ganz so gut und auch dass Stella nach dem ersten gemeinsamen Mal recht offen gegenüber Annäherungen war, fand ich angesichts der Ausgangssituation etwas irritierend. Die Handlung konnte mich aber dennoch unterhalten, da es süße Momente gab und auch Drama, das zum Mitfiebern angeregt hat.

    4 von 5 Sternen!


    Reihen-Infos

    1. Kissing Lessons

    2. Love Challenge (erscheint voraussichtlich am 28. Januar 2020 auf Deutsch)

    3. Heart Trouble (erscheint voraussichtlich am 21. Juli 2020 auf Deutsch)

  • Meine Meinung:

    Tatsächlich sticht der Roman eher heraus, weil gleich mehrere Konstellationen ungewöhnlich sind. Zumindest für einen Roman der einen Hype auslöst, wie es "The Kiss Quotient" in Amerika gelungen ist.

    1. Die weibliche Hauptfigur ist Autistin

    Es war Helen Hoang wichtig, wie sie im Nachwort schreibt, einen Blick auf eine Frau, die Autistin ist zu zeigen. Bei ihrer Recherche zum Thema, fiel ihr nämlich auf, das die gesellschaftliche Wahrnehmung diese quasi ausschließt und nur Darstellungen von Männern eine Rolle spielen.

    Einerseits ist Stella doch etwas passend zum Klischee in einem Beruf der viel mit Mathematik zu tun hat. Andererseits ist sie als Frau in einer sehr gut bezahlten Stellung. Letztendlich hat mir dieser Punkt gefallen, eben weil sie keine Arbeit hat, die ehrlich gesagt für Frauenfiguren in Liebesromanen gerne mal typisch ist.

    Ihre Eltern behandeln Stella hi und da wie ein rohes Ei, unterstützen sie aber in allem, was sie dazu bringt sich weiter zu entwickeln. Durch Stellas Blickwinkel, erfährt man viel über ihre Gefühls und Gedankenwelt, die für jemanden ohne Autismus schwierig nachzuvollziehen ist.

    Ich gebe zu, das ich fast fand, es tauchten etwas wenig Probleme auf. Die Annäherung an Michael ging mir hi und da etwas arg schnell.


    2. Ein Mann als "Escortboy"

    Auch wenn er sich nur selbst einmal abfällig so bezeichnet in einer Situation, in der er sich selbst abwertet: Michael ist ein Mann, der sich prostituiert. Das wird schnell deutlich.

    Ich fand es gelungen, das die Autorin gerade auch bei Michael, mit mehr als einem Gender-Klischee bricht.

    Seine Familie ist großartig. Fast ein bisschen schade, das man von ihnen nicht noch ein klein wenig mehr liest. Ich fand das dieser Punkt hi und da wirklich etwas zu kurz kam. Außerdem fand ich seine Ausgangssituation zum Teil etwas überzogen. Meiner Meinung nach wurde da zu tief in die Tränenkiste gegriffen. Aber so als Figur fand ich ihn toll. Vor allem weil er keine dieser Figuren ist, die wegen ihrer Vergangenheit zum absoluten "Arschloch" mutiert sind und sich Frauen gegenüber unmöglich verhalten. Ich habe dadurch wirklich gut verstanden, weshalb Stella sich in ihn verliebt. Hi und da hätte ich aber etwas weniger "Sie ist die eine Frau auf der Welt, die ganz anders ist als alle andern" gewünscht.

    Es ist auch verständlich, weshalb Michael mit Stella so gut klar kommt. Er hat schon Erfahrungen mit Autismus gemacht und kann sie daher eben aufgrund dessen gut verstehen. Das fand ich gut, weil die Autorin so drumherum kommt, das Michael sich irgendetwas anlesen muss oder eine Figur ihn belehren muss. Dadurch kann sich die Geschichte so entwickeln, wie sie es am Ende tut.

    Außerdem begegnet er Stella immer auf Augenhöhe.


    3. Dirty Talk kann Frauen einfach auch gefallen (wie es eben auch Menschen gibt, die das nicht mögen)

    Ich fand die Liebesszenen zwischen den beiden echt gut. Keine peinlichen Beschreibungen, keine Göttin-Erwache in-mir gequatsche oder bescheuerte Namen für Geschlechtsorgane. Außer in den Dirty-Talk-Sequenzen, die ich wirklich gelungen fand. Es gibt Menschen die das mögen und das darf man auch einfach mal schreiben. Für mich hat das an den Stellen, die erotische Komponente unterstützt.

    Außerdem übertreibt es Hoang auch nicht. Ich fand es war schön Ausgewogen. Es gibt genug Handlung drumherum, keine Angst. ;)


    Der Roman hat in den USA vor ein paar Jahren (er ist schon 2016 im Original erschienen) für einen ziemlichen Hype gesorgt. Sicher auch wegen der Hintergrundgeschichte. Helen Hoang fand während ihrer Recherche zu ihrer Romanidee heraus, das es starke Parallen zu ihrem eigenen Leben und dem, was sie über Autismus speziell Autistinnen las,gibt. Daraufhin lies sie sich untersuchen und dabei wurde Asberger diagnostiziert. Sie schreibt in ihrem Nachwort darüber, wie dies auch dafür gesorgt hat, sich selbst besser zu verstehen. Ihr Roman ist für sie ein Teil der Sichtbarmachung von Frauen und Autismus, da oftmals nur Männer im Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung stehen.

    Dort schreibt sie auch darüber, das sie nicht den Anspruch erhebt "den" einen Roman über Autistinnen zu schreiben. Stella und ihr Roman erheben nicht den Anspruch,

    alle Erfahrungen die Autistinnen machen, abzudecken. Es ist ein Blickwinkel, aber eben einer von vielen. Das fand ich echt gut.


    Insgesamt finde ich das der Roman wirklich eine schöne Liebesgeschichte erzählt, auch wenn ich vor allem Michaels Hintergrundgeschichte, als etwas zu überzogen empfunden habe. Zudem kam mir auch Stellas Familie etwas zu kurz. Gerne hätte ich sie auch mehr in Interaktion mit anderen Figuren erlebt, vor allem ihr Kollege Phillip wäre ein interessanter Konfliktpunkt gewesen. Außerdem fand ich auch, das sich manches zwischen Michael und Stella zu schnell entwickelt. Etwas langsamer hätte mir persönlich da besser gefallen.


    Ich persönlich fand, das man merkt, das die Autorin aus eigener Erfahrung heraus schreibt und sich zwar schon auch informiert hat. Aber die Probleme die Stella im Umgang hat, trotzdem wirklich versteht.

    Alles in allem fand ich "Kissing Lessons" aber wirklich gut:


    Von mir gibt es

    4ratten


    und ich freue mich auf die beiden weiteren Romane, die 2020 von Hoang auf deutsch veröffentlicht werden.

  • Ich habe Kissing Lessons in einer Liste über Bücher mit autistischen ProtagonistInnen gefunden und war sofort interessiert, weil a) Stella 30 Jahre alt ist, und kein Teenager, wie bei so vielen Büchern mit AutistInnen, und b) weil sie kein weißer Junge ist, wie bei so vielen Büchern mit AutistInnen.



    Alles geht sehr langsam vonstatten.

    Okay. Ihr wisst, ich bin ein Sucker für Romanzen, die sich bedächtig entwickeln. Und genau das passiert in Kissing Lessons.



    Alles geht sehr langsam von statten².

    Stella will Michael nicht ausnutzen. Michael will Stella nicht ausnutzen. Beide tanzen also eher umeinander, als miteinander.



    Autismus wird nicht erklärt. So überhaupt gar nicht.

    Stella ist autistisch und braucht daher keine Erklärungen und Michael ist mit einem autistischen Cousin aufgewachsen, weshalb er sich da auch auskennt, und nicht erst googeln muss. Auch das ist etwas, das in Medien mit AutistInnen normalerweise nicht vorkommt, aber mal ein frischer Wind ist.



    Stella entscheidet sich für den netten Kerl.

    Sie nimmt tatsächlich den Typen, der zu ihr passt, anstatt den anderen Typen, der zwar ein Arschloch ist, aber dafür blaue Augen zum drin ertrinken hat.



    Fluff.

    Viele Romantik-Bücher sind voller Szenen, in denen Prota von einer unangenehmen Situation in die nächste stolpert. Das soll wohl lustig oder relatable sein, isses aber nicht. Es ist nervig. Kissing Lessons hat viele Szenen, in denen man einfach mal durchatmen kann, und die auch nicht sofort im nächsten Absatz wieder durch irgendeinen Twist entkräftet werden.



    Da ist kein Slutshaming.

    Michael ist ein ganz normaler Typ, der halt als Nebenjob Sex hat. Weder wird das gegen ihn verwendet, noch sieht jemand deshalb auf ihn herab. Er wird noch nicht mal in einer großen Geste auf einem Maskenball, während das ganze Königreich anwesend ist, es donnert, Stromausfall herrscht, und ein wütendes Orchester spielt, geoutet.



    Consent wird großgeschrieben.

    Michael und Stella achten sehr darauf, die Grenzen des anderen zu beachten und fragen auch immer erst mal, bevor sie irgendetwas machen. Innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers.



    Stella und Michael erzählen im Tandem.

    Sign me up. Das ist eine Schwäche von mir. Und das nicht nur, weil dann kein zweites Buch aus der Sicht des anderen erscheinen kann, welches ich mich zu lesen gezwungen sehe, und bei dem ich die komplette Geschichte noch mal im exakten Wortlaut lesen muss. Ich bin immer noch bitter über Biss zur Mitternachtssonne.



    Ich habe keine Ahnung, wie Michael aussieht.

    Scheinbar sieht er aus, wie Daniel Henney, nur viel heißer? Und mit Tattoos? Wer auch immer das ist (ich habe keinen Fernseher, mea culpa), er muss sich damit sehr seltsam vorkommen.



    Wortwiederholungen. So viele Wortwiederholungen.

    Ich weiß nicht, wie oft jemand einen Mund in Besitz nahm, anstatt ihn zu küssen. Gerade bei den Sexszenen wurden häufig Wörter wiedervertofut.



    Drama. So viel konstruiertes Drama.

    Ich hätte auch ohne das ganze Drama mit Michaels Familie leben können. Das fand ich tatsächlich unpassend und störend.



    Manche Szenen haben mich sehr gestresst.

    Einer der Gründe, warum ich so selten Bücher lese, in denen Menschen psychische Krankheiten haben oder autistisch sind, ist, dass mich darüber zu lesen sehr stresst. Weil ich mich in diese Situationen einfach viel zu gut reindenken kann und Kissing Lessons ist da keine Ausnahme. Gerade nach dem Dinner mit der Familie musste ich ein paar Tage Pause vom lesen nehmen, um mich wieder zu sammeln. Es ist realistisch, aber ich hab Realismus zu Hause. Ich will fühlbare mit Welpen gefüllte Pastellfarben, okay.



    Fazit:

    Ein schönes Buch mit kleinen Schluckäufen, über die man hinweg sehen kann.


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