Pascal Mercier - Perlmanns Schweigen

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    Worum es geht
    Der renommierte Sprachwissenschaftler Philipp Perlmann lädt eine Gruppe anerkannter Kollegen zu einem mehrwöchigen Forschungsaufenthalt nach Italien ein. Perlmanns zunehmender Interessenverlust an seiner Arbeit, den er im universitären Routinebetrieb bislang noch kontrollieren konnte, wird im komfortablen Hotel an der ligurischen Küste zu einer Frage von Leben und Tod. Statt einen eigenen Text vorzubereiten, übersetzt der Professor lediglich die Arbeit eines russischen Kollegen, dem vorerst die Einreiseerlaubnis verweigert wurde. Als der Tag, an dem Perlmann seinen Vortrag halten soll, immer näherrückt, trifft er eine folgenschwere Entscheidung.


    Meine Meinung
    Ohne große Erwartungen habe ich diesen Roman aus dem Jahre 1995 zu lesen begonnen, und wurde aufs Angenehmste überrascht. Von Anfang an hat mich vor allem der Stil des Autors in seinen Bann gezogen, die detaillierte Beschreibung der Denk- und Handlungsweise des Professor Perlmann, die sich ständig verschärfende Konfliktsituation, weniger im Kreise seiner Kollegen, als vielmehr mit seiner eigenen, sich verändernden Persönlichkeitsstruktur. Ungeheuer eindringlich führt der Autor seinen Lesern das Dilemma vor Augen, in dem sich der Wissenschaftler befindet.
    Im Laufe der Handlung gewinnt Philipp Perlmann immer mehr schizophrene Züge, die ihm die dunklen Abgründe der eigenen Seele offenbaren. Unmöglich ist es für den angesehenen Sprachforscher seine berufliche Unfähigkeit gerade bei einem Forschungsaufenthalt einzugestehen. Sein wenig kommunikatives und teamfreundliches Verhalten hat den Argwohn der Kollegen ohnehin bereits geweckt, weshalb er sich umso mehr unter Druck gesetzt fühlt, deren hohe Erwartungen zu erfüllen. Der Ausweg, den Perlmann für sich zu finden glaubt, treibt ihn stattdessen immer tiefer in einen Strudel aus Lügen, Verrat und Schuld.
    Minutiös erlebt der Leser die Ausarbeitung eines mörderischen Planes, dessen Vorbereitung manchmal so detailliert geschildert wird, dass sich die Spannung zeitweise beinahe ins Unerträgliche steigert. Mit dem Auftritt des Russen Vasilij Leskov gelingt die Einführung einer äußerst ausdrucksstarken Persönlichkeit, die mir in ihrer behäbigen, bescheidenen und väterlichen Art sofort sympathisch war. Kaum meint der Leser gemeinsam mit den Protagonisten einer Gefahr entronnen zu sein, wartet der Autor bereits mit einer weiteren Spannungssteigerung auf, die in einer gleichermaßen einfachen wie raffinierten und glaubwürdigen Lösung ihren Abschluss findet.
    Für mich war dieser Roman ein unerwartetes inhaltliches und stilistisches Highlight, da mich andere Bücher des Autors bei weitem nicht so zu begeistern vermochten.


    5ratten