Johann Scheerer - Wir sind dann wohl die Angehörigen

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    Titel: Wir sind dann wohl die Angehörigen

    Autor und Sprecher: Johann Scheerer


    Allgemein:

    Länge: 5 Stunden 43 Min.; tacheles!, 2018

    Vollständige Lesung


    Inhalt:

    1996:

    Als sein Vater entführt wird, ist Johann 13 Jahre alt. Seine Mutter steht in seinem Zimmer und eröffnet ihm, das der Vater gefangen gehalten wird.

    Eine Zeit des Wartens beginnt, eine Zeit mit Polizei im Haus, mit mehreren gescheiterten Lösegeldübergaben. Mit der quälenden Frage, ob der Vater überleben wird.

    Johann Scheerer erzählt diese Zeit aus seiner Erinnerung und zeichnet nach, wie er sich dabei gefühlt hat. Welche Ängste und Hoffnungen er hatte. Wie übersteht man so eine Situatiuon? Geht das überhaupt?


    Meine Meinung:

    Johann Scheerer hat ein Buch über sich und seine Familie geschrieben. Eine Art Chronik der Ereignisse aus der Sicht eines Teenagers, der er damals war, als sein Vater Jan Philipp Reemtsma entführt wurde. Schon der Titel drückt für mich schon so vieles treffend aus. Und je mehr ich weiter gehört habe, desto mehr habe ich das so empfunden.


    Scheerer ist auch ein sehr guter Leser, einerseits denke ich natürlich, das er seinen Text eben auch am besten selbst lesen sollte. Immerhin geht es hier um sehr intime Erlebnisse, über die er sicher so noch in der Öffentlichkeit gesprochen hatte. Andererseits wird dadurch auch der Text intensiver und man kommt ihm sehr nahe. Zum Teil fühlte ich mich sehr als Voyeurin, die hier in die Privatsphäre eindringt, um zu erfahren, was Scheerer bewegt hat. Andererseits bin ich auch froh, das er diesen Blick gewährt hat. All zu oft stehen dann am Ende eben die Täter im Fokus und kaum jemand fragt noch, wie geht es den Angehörigen? Ich vermute schon, das er damit der Meute geben wollte, was sie erwartet um in Zukunft Ruhe vor nervigen Fragen zu haben (was ich wirklich verstehen kann.).


    Ich finde dem Autor ist es sehr gut gelungen eine Annäherung an seine Gefühle und die Ereignisse, was sie für ihn bedeuten zu ermöglichen.
    Der intim, sehr nahe, aber auch mit genug Abstand um das zu erzählen, was er möchte, aber auch selbst zu entscheiden, was lasse ich weg.

    Das Ganze konzentriert sich wirklich nur auf den Zeitraum der Entführung und lässt ihm so die Privatsphäre. Ein kleiner Blick in die Gegenwart (von 2016) gibt es am Ende, ein Einblick darin, das die Entführung immer irgendwie eine Rolle spielt, aber nicht die Hauptfigur geblieben ist.


    Für mich ein klarer:

    :tipp:

  • Danke für Deine Eindrücke!


    Ich habe neulich mal ein Interview mit Johann Scheerer gelesen (ich weiß bloß nicht mehr, ob in "Bücher" oder in "Galore"), das ich sehr interessant fand. Da hat er auch ein bisschen über den Schreibprozess erzählt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen