Hillary Jordan - Mudbound

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    Laura ist dreißig und immer noch ohne Mann, und so langsam hat sie sich schon damit abgefunden, dass sie wohl als alte Jungfer enden wird, als sie Henry McAllan kennenlernt, der nach und nach auf seine ruhige Art ihr Herz erobert. Die Ehe der beiden ist nicht aufregend, aber glücklich und mit zwei süßen Töchtern gesegnet. Dass Henrys Familie von seinem charmanten Bruder Jamie abgesehen Laura nicht gerade mit offenen Armen empfängt und nichts von studierten Frauen hält, ist da erst einmal zweitrangig.


    Doch als Henry über ihren Kopf hinweg entscheidet, eine Farm in einem Kaff in Mississippi zu kaufen, zieht es Laura schier den Boden unter den Füßen weg. Einfach übergangen zu werden, weil sie ja nur die Frau ist, passt überhaupt nicht zu ihrem Eheverständnis. Und es kommt noch schlimmer: nicht nur, dass die Farm eine heruntergekommene Katastrophe und kaum bewohnbar ist, Henry plant auch noch, seinen unausstehlichen Vater dort mit einzuquartieren.


    Zu den Pächtern, die die Farm bewirtschaften, gehören auch Hap und Florence Jackson. Florence ist Hebamme, muss nun aber auch wohl oder übel Laura im Haus zur Hand gehen und sich die rassistischen Anwürfe von Henrys Vater gefallen lassen, der Weiße für die besseren Menschen hält.


    Als Jamie aus dem 2. Weltkrieg heimkehrt, freundet er sich mit Ronsel, dem ältesten Sohn der Jacksons, an, was schließlich eine Kette von fatalen Ereignissen in Gang setzt.


    Was wie eine gemächliche Familiengeschichte beginnt, in der Henrys eigenmächtige Entscheidung der größte Aufreger ist, erweitert sich mit dem Umzug der McAllans auf die Farm um die Erzählstimmen von Hap, Florence und Ronsel und lenkt den Blick somit aus mehreren Perspektiven auf die Segregationsthematik und den krassen Rassismus, der insbesondere im Süden der USA hemmungslos ausgelebt wurde. Es tut manchmal fast weh, zu lesen, wie die Jacksons angegriffen, beleidigt und in Notsituationen abgewiesen werden, nur weil sie die falsche Hautfarbe haben. Ganz anders wurde mir bei den wenigen Passagen, die aus Sicht der Täter erzählen, alleine schon bei deren kruden Argumenten. Widerlich und doch leider auch heute noch viel zu realistisch.


    Es ist ein fesselnd geschriebenes Buch mit differenziert gezeichneten Figuren, aber keine leichte Unterhaltung, wie man vielleicht zunächst vermutet. Vielmehr lässt es einem bleischwer ums Herz werden angesichts der sinnlosen, hirnlosen Gewalt in Wort und Tat, perfide legitimiert durch ein widerwärtiges Verständnis von "Rasse", die einige wunderbare Menschen hier erleben müssen. "Mudbound" ist "nur" ein Roman, die Hintergründe entspringen aber leider nicht der Phantasie der Autorin. Ein aufrüttelndes Buch, das sehr deutlich macht, wozu Menschen fähig sind und wie wichtig es ist, Diskriminierung nicht zu tolerieren.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen