Meg Wolitzer - The Interestings/Die Interessanten

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Als Julie Jacobson mit 15 ins Ferienlager fährt, öffnet sich für sie ein Tor zu einer ganz anderen Welt. Sie trifft dort auf zahlreiche begabte und meist auch wohlhabende junge Menschen, wird Teil eines Grüppchens, das sich "The Interestings" nennt und sich schwört, niemals langweilig zu werden. Am Ende des Sommers ist aus dem langweiligen Provinzmädchen Julie mit der unmöglichen Frisur und dem jüngst verstorbenen Vater Jules geworden, die mit ihrem neu entdeckten komödiantischen Talent andere zum Lachen bringen kann und nun davon träumt, Schauspielerin zu werden.


    Die Verbindung zu den Freunden aus dem Camp bleibt über Jahre hinweg bestehen, bis ein einschneidendes Ereignis eines Tages die Gruppe spaltet und zu Heimlichtuereien führt, deren Auffliegen für alle schmerzhaft sein könnte. Aber ein Teil der alten Clique ist sich noch Jahrzehnte später nahe. Die erfolgreiche Schauspielerin und Regisseurin Ash, Tochter aus sehr wohlhabendem Hause, und Ethan, der aus einfachen Verhältnissen kommt und mit einer TV-Cartoonserie zum Star wird, heiraten sogar.


    Für Jules läuft es im Leben nicht ganz so rund, aus dem Traum von der Schauspielkarriere wird nichts und sie schlägt sich mehr schlecht als recht als Psychotherapeutin durch. Ash ist immer noch ihre beste Freundin, aber die Kluft zwischen ihren sehr unterschiedlichen Lebensstilen und -standards macht sich immer wieder bemerkbar.


    Das Buch ist gar nicht so einfach zusammenzufassen, weil es zwar ein paar entscheidende Wendungen und Spannungsmomente gibt, aber auch einfach sehr viel Alltag eine Rolle spielt. Das meine ich aber überhaupt nicht negativ, denn die Autorin ist sehr gut darin, Alltagsszenen nachzuzeichnen und ihren Protagonisten, insbesondere Jules, in die Köpfe zu schauen beim Versuch, das Leben zu meistern und nicht an Enttäuschungen und Misserfolgen zu zerbrechen.


    Der Kontrast zwischen Jules und Ash könnte in mancher Hinsicht kaum größer sein - gefühlt hat Ash alles, was man sich wünschen kann, Geld, Schönheit, Erfolg, Karriere. Die Frage, ob eine echte Freundschaft unter so unterschiedlichen Lebensbedingungen überhaupt möglich ist oder das Ungleichgewicht nicht doch irgendwann zu groß wird, zieht sich durch das ganze Buch. Angesichts viel schlimmerer Ungerechtigkeiten in der Welt ist das zwar eher ein Luxusproblem, aber gerade in einer Stadt, die so viel Wert auf den äußeren Schein legt wie New York, sind die Betrachtungen darüber schon gerechtfertigt und das ewige Gefühl der Unzulänglichkeit, das Jules nie ganz abschütteln kann, kann sicherlich auf Dauer belastend werden.


    Nicht zuletzt fängt das Buch auch viele gesellschaftliche Entwicklungen zwischen Mitte der 70er Jahre und den 2010ern schön mit ein und hat mir als Gesamtbild einer Generation gut gefallen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen