M. L. Rio - Das verborgene Spiel

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    Titel: Das verborgene Spiel

    Autorin: M.L. Rio


    Allgemein:

    464 S.; Penguin Verlag, 2017


    in dt. Übersetzung momentan nur noch als Ebook erhältlich

    (Originaltitel: If We Were Villains)

    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Oliver Marks bekommt immer nur die Nebenrollen. Trotzdem ist der junge Schauspieler glücklich am renommierten Dellecher College, einer abgeschiedenen Welt mit flackernden Kaminfeuern und ledergebundenen Büchern. Die sieben Studenten seines Jahrgangs sind eine eingeschworene Gemeinschaft, besessen von der Schauspielerei und von Shakespeare. Die Typen, die sie auf der Bühne verkörpern, legen sie auch privat nicht ab: Mitläufer, Verführerin, Held. Der charismatische Richard gibt die unberechenbaren Tyrannen. Doch eines Tages treibt einer der Freunde tot im Collegesee. Die anderen stehen vor einer schwierigen Wahl: Sollen sie der Wahrheit ins Auge sehen oder weiter gegen sie anspielen?


    Meine Meinung:

    Hm... Der Roman hinterlässt bei mir recht zwiespältige Gefühle. Denn es gibt Teile die mochte ich sehr und finde sie auch klug konstruiert. Dann wiederum gibt es aber auch einige Aspekte die ich in ihrer Umsetzung nicht besonders gelungen finde. Vor allem letzteres ist an wichtigen Stellen schon ein Problem... Denn z.B. die Auflösung, was nun tatsächlich vor 10 Jahren geschehen ist, konnte mich wenig von sich überzeugen. Vor allem deshalb, da ich sie sehr vorhersehbar fand und mir gewünscht hätte, die Autorin würde mich am Ende doch überraschen. Zugleich fand ich die Motivlage etwas Plump. Ja Richard ist ein Ekel und ja einiges schaukelt sich langsam aber sicher hoch. Gleichzeitig schaffte es die Autorin nicht, diese Steigerung plausibel zu gestalten. Irgendwie fehlte mir hier mehr Tiefe, weshalb ich das Ganze irgendwie hm nicht gefühlt habe. Schwierig zu erklären. Ich hoffe man versteht was ich meine.


    Theater als Setting fand ich vor ein paar Jahren noch ziemlich spannend, aber mittlerweile ist das nicht mehr ganz so mein Ding. Durch den Zugang über Shakespeare viel es mir aber tatsächlich etwas leichter. Trotzdem fand ich es nach einer Weile nervtötend, das sich die Freunde untereinander oft nur mit Shakespearezitaten unterhalten. Das zeigt zwar irgendwie auch, wie Elitär sie im Grunde denken, aber macht es manchmal schwer, Gespräche wirklich zu verstehen. Die Autorin geht einfach davon aus, das man alle Shakespearewerke kennt ... zumindest war das so mein Eindruck. Ich hätte es gut gefunden wenn man meinetwegen als Fußnote oder Ähnlichem eine kurze Anmerkung gefunden hätte, aus welchem Stück das Zitat stammt. Ich denke schon, dass mir so schon das ein oder andre Entgangen ist. Außerdem fand ich es einfach auch ermüdend und habe manchmal Gespräche nur noch überflogen. Gleichzeitig hat es trotzdem gut gepasst. Zumindest hat ein allgemeines Bild über die Gruppendynamik und ihre Freundschaft im allgemeinen gezeichnet.


    Oliver als Hauptfigur fand ich gut gewählt. Als nicht herausragendes Schauspielgenie (wobei er sich meiner Meinung nach kleiner macht als er ist, immerhin ist er an einer Eliteschauspielschule bis ins Abschlussjahr gekommen...) und jemand der immer die Nebenrollen spielt, wirkt er als Beobachter. Und das obwohl er Teil der Gruppe ist und auch von den anderen so wahrgenommen wird.

    Seine Freundschaft zu seinem Mitbewohner James war auch interessant und ich fand das es M.L.Rio hier auch gelungen ist, auf zu zeigen, das diese so einige Facetten hat, die beide ignorieren (wollen). Teilweise fand ich aber die andren Figuren zu Schablonenhaft gezeichnet. Für mich war z.B. nicht schlüssig, weshalb Richard so beliebt ist, da man ihn nur sehr einseitig als "Tyrannen" und ziemlich selbstsüchtigen Mann kennenlernt. Er bleibt der Fiesling. Seine Freundin Meredith die "Sexbombe" und auch die andern Figuren bleiben irgendwie in ihren Rollen, die die Autorin ihnen zugedacht hat. Das passt zwar zu dem Versuch, das Buch wie eine Tragödie auf zu bauen, hat aber eben dafür gesorgt, das ich manchmal einfach nur genervt von ihnen war. Letztendlich verharren die Figuren in ihren Rollen.


    Das Ende hat mich an einigen Stellen nicht überzeugt. Vor allem der Epilog war ziemlich pathetisch und ich finde, das Oliver auf eine ganz bestimmte Nachricht viel zu nachsichtig reagiert hat, zu Mal ihm diese vier Jahre lang verschwiegen worden war... Seine Gefühle blieben zu oberflächlich. Das ist im Grunde das Hauptproblem des Romans. Ich finde nicht, das es der Autorin gelingt, Gefühle richtig rüber zu bringen. Klar sie stehen da, aber irgendwie wurde ich davon nicht mitgerissen.

    Dazu kommt, das der Roman an so vielen Stellen stark an Donna Tartts "Die geheime Geschichte" erinnert. Und das wirklich schon teilweise extrem. Die Figurenkonstellation ist recht ähnlich, es gibt auch hier die versteckten homoerotischen Anspielungen und auch das Elitäre Setting... Wenn man es liest, und beide Romane kennt, springen einem jedenfalls sehr viele Dinge ins Auge. Leider ist Donna Tartts Roman einfach die bessere Geschichte. Sowohl sprachlich, als auch in ihrer Unvorhersehbarkeit. (und in den meisten Aspekten die ich hier kritisiert habe.)


    Am Ende bleibt zu sagen, es hat mich durchaus gut unterhalten und ich mochte das Buch beim Lesen ganz gerne. Aber ein Highlight, wie ich mir das durchaus erhofft hatte, ist es eben nicht geworden. Ich finde meine Bewertung ist aber eigentlich recht gut. Eben Durchschnittlich und sie weißt darauf hin, das ich nicht abbrechen wollte^^


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Schade, dass es bei Büchern anders als bei Filmen keine "Remakes" gibt, denn die Idee hier ist eine sehr vielversprechende, die Umsetzung aber sehr schwach, meiner Ansicht nach. Ich hatte mir hier ein spannendes Psychogramm erwartet, wie eine Veränderung der Rollen über das Schauspielen ins reale Leben eindringen und Chaos erzeugen kann. OK, daran ist teilweise auch der Klappentext schuld, der erwarten lies, dass das Nicht-Type-Casting der Auslöser ist. Oder ist es? Dreht Richard deshalb durch? Sind es die Tyrannenrollen, da der sanfte James die sowie den Zorn Richards erbt? Ich weiß es nicht!


    Richard war ein Ekel, aber hatte er dafür den Tod verdient? Natürlich nicht. Wie konnte das also wirklich passieren? Auch Olivers Motive für seine Entscheidung oder warum XXX das überhaupt akzeptiert hat, gab für mich keinen Sinn, ebenso wenig Olivers Beziehung zu Meredith. Und soll ich wirklich glauben, dass Oliver am Ende einfach so ins Privatleben zurückkehren kann? Oder war das der "Kniff" am Ende, der mich auch komplett gleichgültig gelassen hat, weil mir die Leute hier allesamt eher fremd geblieben sind.

    Dass diese arroganten Leute hier ständig in Shakespeare-Zitaten kommunizieren kann ich mir in dieser ungesunden, elitären Umgebung sogar vorstellen, aber als sie dann auch mit dem Polizisten so sprechen, war es eher aus. Und, ja, auch diese Leserin hat skandalöserweise nicht den gesamten Shakespeare im Kopf, was vor allem beim Endkniff problematisch war, vermute ich. Mir ist es ja Bowidl!

    Schade!