Clemens Berger - Der Präsident

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    Sowohl der Autor als auch der Protagonist im Buch stammen aus der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Hinzu kommt, dass der Vater des Autors mein Deutschlehrer war, ich daher auch neugierig war, was der Sprössling so schreibt.)


    Es gab wirklich einen Reagan Doppelgänger aus dem Südburgenland, er hieß Julius "Jay" Koch und er spielte auch in Filmen wie Hot Shots oder Zurück in die Zukunft II mit, als Ronald Reagan. Er wurde auch zu Eröffnungen von Ausstellungen usw. geschickt. Da enden aber die Gemeinsamkeiten mit dem Buchhelden. Er war quasi die Inspiration für das Buch.


    Jay Immer (eigtl. Julius Imre) hatte eine große Ähnlichkeit mit Ronald Reagan, war auch in etwa im selben Alter. Er war Sohn südburgenländischer Einwanderer und arbeitet als Polizist in Chicago. Kurz vor seiner Pensionierung Anfang der 1980er Jahre meldet ihn seine Frau zu einem Reagan Look-alike Wettbewerb an, den er gewinnt. Die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend. Eine Agentur engagiert ihn, und er macht Karriere als der andere Reagan.


    Es gibt auch einen anderen Gorbatschow, mit dem er sich befreundet, die beiden treten auch gemeinsam auf. Das Buch erzählt vom Doppelleben der falschen Politiker, welche Privilegien sie haben, allein durch ihr Aussehen. Nach einiger Zeit, beginnt sich Jay Immer auch für den Umweltschutz zu engagieren, er weist auf den Klimawandel hin, versucht auch auf einem Klimagipfel die Abstimmung zu beeinflussen, scheitert allerdings.


    Ich musste mich an den Schreibstil beim Lesen gewöhnen. Es ist ein sehr sachlicher Stil.

    Manche Dinge waren nicht gut recherchiert, so schreibt er, bei einem Heimatbesuch im Burgenland von einer Szene auf einem Parkplatz eines Supermarktes, den gab es zu dieser Zeit noch gar nicht, aber das fallt natürlich nur jenen Leser:innen auf, die auch aus der Gegend sind, somit kann man es auch unter dichterischer Freiheit verbuchen. Witzig fand ich einige Anspielungen auf Lokalpolitiker und ihr schmieriges Verhalten. Das versteht man allerdings auch nur, wenn man weiß von wem die Rede ist, mich hat es jedenfalls amüsiert.


    Ich habe auch Interviews mit dem Autor gesehen und es wird immer gesagt und geschrieben, dass es auch ein Roman ist, der auf den Klimawandel aufmerksam macht. Sowohl die Reagan Geschichte, als auch die Klimadiskussion im Buch fand ich nicht so ausgeprägt beschrieben.


    Was mich am meisten berührt hat, waren die letzten Abschnitte des Buches. Da geht es um den körperlichen Verfall, Jay Immer wird immer älter und schwächer, er sieht kaum noch etwas, er hört schlecht, aber das Schlimmste war die Alzheimer-Erkrankung seiner Frau Lucy. Die Beziehung der beiden und auch der Versuch sich gegen die Krankheit zu stellen, wie er sich um seine Frau kümmert ist das stärkste am Buch. Darauf ist der Autor am intensivsten eingegangen. Er hat sich auch selber ins Spiel gebracht, in dem er geschrieben hat, dass er quasi für ein Buch über Jay Immer recherchiert. Durch diesen Perspektivenwechsel konnten die Personen ganz anders beleuchtet werden.


    Die letzten paar Kapitel waren es auf jeden Fall wert, dieses Buch zu lesen.

  • Was mich am meisten berührt hat, waren die letzten Abschnitte des Buches. Da geht es um den körperlichen Verfall, Jay Immer wird immer älter und schwächer, er sieht kaum noch etwas, er hört schlecht, aber das Schlimmste war die Alzheimer-Erkrankung seiner Frau Lucy.

    Da hat die Realität das Buch fast eingeholt. Der echte Ronald Reagan ist gegen Ende seiner zweiten Amtszeit auch an Alzheimer erkrankt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Da hat die Realität das Buch fast eingeholt. Der echte Ronald Reagan ist gegen Ende seiner zweiten Amtszeit auch an Alzheimer erkrankt.

    Ja, da hat er glaube ich, bewusst eine Umkehr gemacht. Der echte Reagan Imitator, Jay Koch. war ja 2007 schon verstorben. Von dem weiß man auch nicht allzu viel. Der letzte Teil ist reine Fiktion.

    Wie er das Aufbäumen gegen das Unausweichliche und dann im Endeffekt die Resignation beschreibt hat mir gefallen. Das ist ihm wirklich gut gelungen.