Christoph Poschenrieder - Ein Leben lang

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    Was tun wenn der beste Freund verdächtigt wird, ein Mörder zu sein? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Buch "Ein Leben lang".


    In kurzen Abschnitten werden die Gedanken des engsten Freundeskreises eines vermeintlichen Mörders wiedergegeben. Sie werden von einem Journalisten befragt, die Fragen erfährt der Leser jedoch nicht. Obwohl sich alle relativ einig sind, sind die Antworten doch sehr unterschiedlich und nur anhand der Formulierungen und der persönlichen Einstellung erkennt man schon bald, welcher Freund an der Reihe ist, ohne die jeweilige Überschrift zu lesen. Demnach ist es dem Autor sehr gut gelungen, die einzelnen Personen zu zeichnen ohne sie jemals zu beschreiben. Neben den Freunden darf sich auch der Anwalt äußern.


    Man sollte das Buch nicht zu oft oder zu lange zur Seite legen. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sonst einzelne Passagen liest ohne den großen Zusammenhang zu sehen. Die kurzen Abschnitte laden dazu ein, immer wieder Pausen zu machen. Liest man jedoch länger am Stück, kippt man eher in die Geschichte rein, macht sich mehr Gedanken, überlegt sich wie man selbst zu dem Freund stehen würde.


    Obwohl eigentlich klar ist, wie das Buch enden wird, empfand ich eine gewisse Spannung. Vielleicht dreht sich ja doch noch alles? Eigentlich geht es aber gar nicht um den Mord - natürlich spielt er eine wichtige Rolle - im Vordergrund steht aber viel mehr wie die Freunde mit der Situation umgehen. Halten sie zu ihm? Werden sie sich distanzieren? Ich persönlich habe mir öfter die Frage gestellt, ob ich zu ihm halten würde. Und was soll ich sagen, ich weiß es einfach nicht. Für mich fällt das definitiv in die Kategorie der Dinge, die man nicht beurteilen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat.


    Warum vergebe ich nun keine volle Punkteanzahl? Das Ende hat mich nicht zufrieden zurückgelassen. Es bleiben Fragen offen. Nicht nur die eine offensichtliche, durchaus auch kleinere, vielleicht sogar wichtigere.

    Und noch eine Kleinigkeit: das Buchcover passt für meinen Geschmack so gar nicht zum Inhalt.


    4ratten

  • Eine Journalistin soll einen fünfzehn Jahre zurückliegenden Fall noch einmal aufrollen. Sie setzt sich mit den Freunden des vermeintlichen Mörders, den nach einem Indizienprozess ein hartes Urteil ereilt hat, in Verbindung. Die Freunde haben seinerzeit viel unternommen, um ihren Freund, der seinen Onkel aus Habgier erschlagen haben soll, zu helfen. Während des gesamten Prozesses waren sie im Gerichtssaal, um ihre Freundschaft und Treue zu beweisen.


    Der Autor Christoph Poschenrieder hat sich von dem Parkhausmord 2006 in München inspirieren lassen. Doch er hat keinen Krimi geschrieben, sondern wirft einen Blick auf die Freunde, was die Tat mit ihnen macht und wie die Freundschaft sich unter diesen extremen Bedingungen entwickelt hat. Interessant wird es dadurch, dass die Freunde das Erlebte abwechselnd rückblickend betrachten. Auch der Beschuldigte kommt zu Wort. Dazu kommen die Memos der Journalistin und Kapitel aus der „Einführung Kriminalistik“ von H.de Vries


    Es ist den Freunden damals unmöglich, ihren Freund als Täter zu sehen. Sie kennen ihn schon so lange und es darf nicht sein, was in ihren Augen nicht sein kann. Sie versuchen Zeugen zu finden, mobilisieren die Medien und sind im Gerichtssaal. Der Angeklagte äußert sich nicht zum Vorwurf und der Anwalt tut alles, was möglich ist. Im Prozess hören sie Dinge über ihren Freund, die ihnen unbekannt waren. Es kommen Zweifel auf, doch die Gruppe lässt dies nicht zu. Sie kennen doch ihren Freund.


    Die Freunde Sabine, Emilia, Benjamin, Till und Sebastian sind sehr unterschiedlich und sie haben auch jeweils ihren eigenen Blick auf das Geschehene. So treten auch Widersprüche zutage. Freundschaft gilt ihnen viel. Sie sind loyal und zeigen das auch während des Prozesses nach außen. Doch „kann ein Mörder ihr Freund bleiben?“


    Dieser Roman beschäftigt sich mit den Themen Beziehungen, Freundschaft und Loyalität. Welche Dynamik entsteht, wenn es Störungen von außen gibt?


    Ein interessantes Buch, das mir gut gefallen hat und das nachdenklich macht.

    4ratten