Annie Ernaux - Das andere Mädchen

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    Als Annie zehn Jahre alt ist, erfährt sie durch eine beiläufige Bemerkung, die ihre Mutter zur Nachbarin macht, dass sie nicht die einzige Tochter ihrer Eltern ist. Vor ihrer Geburt gab es bereits eine andere Tochter, die an Diphterie gestorben ist. Über dieses Mädchen verlieren die Eltern in ihrer Gegenwart jedoch nie ein Wort. Für Annie ist es so, als ob es das andere Mädchen nie gegeben hat.



    Trotzdem war sie da und hat auch Spuren hinterlassen. wenn auch wenige. Ein paar Fotografien, einige Dinge und ein Grab, mehr sind ihr nicht von der unbekannten Schwester geblieben. Annie Ernaux entschließt sich, einen Brief an die unbekannte Schwester zu schreiben und ihr von dem Leben zu erzählen, dass sie selbst führt und das die andere nie gehabt hat.


    Wie muss man sich fühlen, wenn man so ein Geheimnis entdeckt und niemanden hat, mit dem man darüber sprechen kann oder wagt, darüber zu sprechen? Der Brief ist voller Zuneigung an die Tote, der sie erzählt, wie das Leben ohne sie weitergegangen ist. Wie sich plötzlich Dinge ineinandergefügt haben, als sie erfahren hat, dass sie eine ältere Schwester hat.


    Mit den Eltern hat sie nie über ihre Schwester gesprochen. So hat sie nie erfahren, ob sie nur ein Ersatz für die Tote war. Wie geht man mit der Bemerkung der Mutter um, dass die andere "viel lieber als die da"? Fühlt man sich zurückgesetzt oder versteht man nun, warum sich die Eltern auf eine bestimmte Art einem gegenüber verhalten haben? Diese Fragen kann ihr niemand beantworten, am wenigsten die tote Schwester. Trotzdem erzählt sie ihr alles, was sie bedrückt hat, vielleicht gerade, weil sie keine Antwort bekommen wird. Oder vielleicht auch, weil sie wider besseres Wissen auf eine Antwort hofft.



    Ein Buch, das nachdenklich macht. Aber auch ein Buch, das mich nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.