Belinda Rodik – Trimalchios Fest
Historische Romane gibt es viele. Aber die Zeit des Barock aus der Sicht der Küche zu jener Zeit war mir bisher nicht bekannt.
Nikolaus Pirment wird 1635, während des Dreißigjährigen Krieges, in Regensburg geboren.
Seit klein auf ist sein Lieblingsplatz in der Küche und schon als Vierjähriger war ihm der Gemüseeintopf wichtiger als das Spiel mit anderen Kindern.
In der Klosterschule schafft er es sich vom normalen Unterricht fernzuhalten und in der Klosterküche unterrichtet zu werden.
Lesen, Schreiben und Rechnen lernt Nikolaus aber erst nachdem er erkennt, dass diese Fähigkeiten ihm auch als Koch nützlich sind.
Er liest mit Verzückung lateinische Kochbücher und gelangt noch in dem Kloster an die Satire des Petronius „Trimalchios Fest“.
Ist „Das Fest des Trimalchio“ eher ein Gespött und eine Warnung seiner Zeit an neureiche und vulgäre Personen, träumt unser Nikolaus davon selbst ein solches Festessen ausrichten zu können.
Bevor er aber weiter träumen darf, lernt er den Krieg von seiner brutalsten Seite kennen. Hunger zieht über das Land, seine Mutter stirbt.
Die wenigen Menschen die noch übrig sind werden erfinderisch. Sie essen die Leichen statt sie zu begraben, essen Baumrinden, Moose und Blätter.
Nach Beendigung des Krieg schickt sein Vater ihn in die Lehre als Koch im Gasthaus „Goldenes Kreuz“.
Hier zeigt sich, dass Nikolaus schon mehr von der Küche versteht als der dortige Küchenmeister. Doch es dauert einige Zeit bis das Schicksal es gut mit ihm meint und er an die „königlich-bayrische Hofküche“ gelangt.
Sein Talent wird erkannt und gefördert und er findet den Weg nach Frankreich an den Hof von Louis XIV, um als Küchenchef für Liselotte von der Pfalz tätig zu sein.
Bleiben die historischen Informationen über die Zeit des Barock zumeist auf die Küche bei Hofe reduziert, wobei Belinda Rodik gar einige geschichtliche Daten für den Verlauf der Geschichte verschiebt, gelingt der Autorin trotzdem ein sinnliches Gemälde diese Epoche.
Die hygienischen Verhältnisse, der Dreck und der Gestank dieser Zeit, aber auch die Festgelage, werden sehr plastisch beschrieben und der Leser erhält zumindest einen sehr lebhaften Eindruck von dieser Zeit.
Und dies nicht nur wenn man, wie ich, Spaß am Kochen und Essen hat.
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